Balve/Menden. Das Hönne-Buch des Naturhistorischen Vereins stößt auf riesiges Interesse. Warum der Vorstand aufatmen kann.,

„100 Jahre Schutzaktion“: Der Naturhistorische Verein Hönnetal (NHV) hat sein Großprojekt gestemmt. Am Freitag wurde das Buch zur Rettungsaktion für das Hönnetal vor 100 Jahren vorgestellt. Die Resonanz ist überragend.

Noch bevor das Druckwerk überhaupt ein Leser in den Händen halten konnte, ging fast die Hälfte der Auflage nur über Vorbestellungen weg. 450 liegen nach letztem Stand vor, berichtete Adalbert Allhoff-Cramer, NHV-Geschäftsführer, bei der Buchpräsentation. „Damit ist auch die Finanzierung gesichert.“

Das Cover zeigt die Feldhofhöhle, Höhle im Hintergrund
Das Cover zeigt die Feldhofhöhle, Höhle im Hintergrund © WP | Alexander Lück

Große Unterstützung hat schließlich auch noch die heimische Volksbank geleistet. Vielmehr müsse man jetzt fast schon Sorge habe, dass die Auflage von 1000 Stück am Ende nicht ausreiche. Zur Präsentation hatte der NHV zur Feldhofhöhle eingeladen, eine der größten Höhlen des Hönnetals nach der Balver Höhle, gelegen oberhalb der B 515 bei Binolen. „Der Ort ist mit Bedacht gewählt“, erzählte Allhoff-Cramer weiter.

Der Eingang zur Höhle ziert auch das Buchcover, in einer Aufnahme aus dem Jahr 1934, darauf zu sehen zwei Männer im entspannten Austausch. „Vermutlich Wissenschaftler“, meinte Allhoff-Cramer. Er ist auch einer der Autoren des Bandes. Im Leitartikel rekapituliert er die Geschichte der Schutzaktion des Hönnetals, die 1920 nach mehreren Jahren des Bemühens abschließend erfolgreich war. Das kalkhaltige Gestein hatte die Industrie gelockt. Den Gästen der Buchpräsentation – darunter die Bürgermeister der Hönnetal-Kommunen Hubertus Mühling (Balve), Martin Wächter (Menden), Antonius Wiesemann (Neuenrade) sowie Michael Heilmann und Christian Schweitzer (der scheidende und der zukünftige Bürgermeister von Hemer) – versuchte Allhoff-Cramer den Eindruck zu vermitteln, welches Bild man an diesem Ort vorfinden würde, wären die damaligen Pläne zum Kalkabbau tatsächlich umgesetzt worden. „Von hier bis zur Burg Klusenstein sollten zwölf Kalkwerke gebaut werden und jedes davon 20 Tonnen Kalk pro Tag fördern.“ Auch die Felsformation der Sieben Jungfrauen wäre dem zum Opfer gefallen. Die Feldhofhöhle – früher Klusensteiner Mühle – erhielt ihren Namen vom Besitzer des Gutshofes Bäingsen (heute zu Hemer gehörend) der mit seinem Einspruch vor Gericht maßgeblich beitrug zum Erhalt dieses romantischen Kleinods.

Alle Beteiligten vor der Feldhofhöhle, Vorstand Naturhistorischer Verein und Bürgermeister der Hönnetal-Städte
Alle Beteiligten vor der Feldhofhöhle, Vorstand Naturhistorischer Verein und Bürgermeister der Hönnetal-Städte © WP | Alexander Lück

An dessen Bedeutung als touristischer Anziehungspunkt erinnert auch Balves Bürgermeister Hubertus Mühling. Über die damals noch neue Hönnetalbahn kamen gar Sonderzüge mit Erholungssuchenden an den Wochenenden hierhin.

Wunschtraum: Straße ohne Autos

Andreas Kolarik, Vorsitzender des NHV, sagte, dass die Gruppe es auch in den kommenden Jahren als ihre Aufgabe sehe, das Hönnetal in seiner Schönheit zu erhalten und vor allem weiter zu dokumentieren. „Funde aus dem Hönnetal liegen in ganz Deutschland verteilt. In den nächsten Jahren wollen wir möglichst viele katalogisieren.“

Was den Verein an der aktuellen Situation stört, dass ist bei der Buchvorstellung an der Feldhofhöhle für alle Beteiligten unüberhörbar: der Lärm von der tieferliegenden Bundesstraße. Nach den Wünschen des NHV soll das Hönnetal autofrei werden. Mühling sagte, das sei höchstens langfristig realistisch. Aktuell sei der Radweg nach Menden das nächste greifbare Projekt.

EXTRA: KRITIK AM VORSTAND

Im Naturhistorischen Verein Hönnetal (NHV) gärt es. Vereinsmitglied Birgit Ohlrogge wirft dem Vorstand schlechte Kommunikation vor.

„Die Vorstellung zur Fertigstellung des Entwurfes des Buches im Sommer haben wir Vereinsmitglieder aus der Presse entnehmen dürfen, wir wurden vorher nicht vereinsintern darüber per Mail oder sonst wie informiert, dass es schon soweit ist. Erst danach kam eine Mail“, schreibt Ohlrogge per Mail.

Vom Vorgehen enttäuscht

Zur Buchpräsentation hieß es: Sie habe den Hinweis auf die Buchvorstellung zufällig bei Facebook gelesen. Ohlrogge merkt dazu an: „Nicht jeder ist bei Facebook.“ Sie fragt: „Wieso werden wir außen vor gelassen?“

Ohlrogge enttäuscht: „Ich hatte beim Vorstand vor längerer Zeit schon deutlich gemacht, dass mich die Entstehung des Buches interessiert. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein, uns ab und an mal mit ein paar wenigen Sätzen zum Stand der Dinge zum Buch auf dem Laufenden zu halten? Zumal man ja nicht jeden Tag mitbekommt, wie ein Buch entsteht.“

Es sei „sicher nachvollziehbar, dass man derzeit gerne Mitteilungen hätte, wenn schon keine Vereinstreffen stattfinden und man eigentlich Freude an diesem Verein hat“.