Balve.

Zehn mal zehn Zentimeter poliertes Messing eingebettet in das Pflaster des Bürgersteiges an der Hauptstraße. Unaufdringlich. Trotzdem inhaltsschwer. Ein gedanklicher Stolperstein auf dem Weg zum Einkaufen, der die Gräueltaten des NS-Regimes mit dem Namen eines Opfers verbindet: David Bondy.

Auf Initiative der Klasse 10A2 der Balver Hauptschule setzte der Bergheimer Künstler Gunter Demnig gestern morgen das Mahnmal in den Gehweg vor dem ehemaligen Haus des Balver Juden, der im ­Konzentrationslager Theresienstadt im Jahr 1942 ermordet wurde. Ein Wirrwarr bei der Uhrzeit und heftiger Regen sorgten zwar für Chaos, doch das schmälerte diesen Akt des Erinnerns an das düsterste Kapitel der deutschen Geschichte keineswegs.

Im vergangenen Schuljahr besuchten die Jugendlichen die Dortmunder Steinwache im Rahmen ihres Unterrichts zur Hitlerzeit. Hier wurden sie auf das Projekt aufmerksam. Gemeinsam mit Referendar Alexander Beste und Klassenlehrer Klaus Volmert griff die Klasse die Idee auf. Die Schüler sprachen mit der Stadt Balve, die als idealen Ort den Bürgersteig vor David Bondys Wohnhaus vorschlug. Hier ist bereits eine Gedenktafel an den Balver Juden installiert.

Die Kommune übernahm die Kosten für den Stolperstein, die Männer vom Bauhof bereiteten die Arbeiten vor. Gestern schließlich kam die komplette Klasse mit ihrem Lehrer und Schulleiterin Ulrika Scholder in die Innenstadt, um beim Setzen des Stolpersteins dabei zu sein. Ebenso war Pfarrarchivar Rudolf Rath vor Ort, der bereits einen Aufsatz über Bondy verfasst hat. Fachbereichsleiter Michael Bathe, die stellvertretende Bürgermeisterin Helga Rath und der 1. Vorsitzende der Balver Heimwacht, Werner Ahrens komplettierten die Gästeliste. Sie verfolgten gebannt die Rede, die Eve Mertens und Mike Baumeister hielten. „Wir wollen mit diesem Stein daran erinnern, dass es möglich war, einen Balver Bürger einfach wegen seiner Religionszugehörigkeit aus dem Haus zu holen und zu ermorden“, sagten die Hauptschüler.

Diese Worte hörten auch Herbert Langenohl und Rolf Janßen aus Meinerzhagen. Sie haben dort eine Initiative ins Leben gerufen, die sich dafür stark macht, dass Stolpersteine auch in ihrer Stadt installiert werden. „Die Politik hat dieses abgelehnt, doch wir geben nicht klein bei“, sagte Langenohl, der sich mit Künstler Gunter Demnig darüber austauschte, wie das Projekt in Meinerzhagen realisiert werden könnte. Demnig selbst hat von 1996 bis 2000 die Steine illegal in ganz Europa ins Pflaster eingelassen, seitdem installiert er die Mahnmale offiziell. „Mittlerweile sind es mehr als 33 000 Steine, die ich gesetzt habe. Ein Ende ist nicht in Sicht“, sagte Demnig.