Balve. Freiwillig gefangen in der Stadt-Bücherei: Wer macht denn so was? Unerwartet viele Nutzer. Bücherei-Chefin Steffie Friske kennt die Gründe.

Es gibt, so scheint es, kein Entrinnen. Immer mehr Balver, vor allem zwischen acht und 13 Jahren, lieben die Bücherei dafür. Sie lassen sich von Bücherei-Chefin Steffie Friske und Mitarbeiterin Heike Hering einsperren. Zwei Stunden Zeit haben die Freizeit-Gefangenen, um aus ihrer selbstgewählten misslichen Lage herauszukommen. Sie müssen Rätsel lösen.

„Escape-.Room“: Heike Hering weiß, wo der Schlüssel zur Freiheit zu finden ist.
„Escape-.Room“: Heike Hering weiß, wo der Schlüssel zur Freiheit zu finden ist. © WP | jürgen overkott

Der zeitgeistige Freizeitspaß heißt „Escape-Room“: „Da haben wir mit Abstand die meisten Buchungen“, weiß Steffie Friske. Während der sonst publikumsfreien Vormittage kann der Leseraum genutzt werden, während für die Hauptamtlichen klassische Verwaltungsarbeit ansteht. Corona sorgt, wie andernorts, für Einschränkungen: „Möglich sind kleine Gruppen bis zu fünf Personen“, erläutert Steffie Friske. Eine vorherige Reservierung versteht sich fast von selbst.

Außerdem hat die Stadtbücherei eine Aktion aus dem vergangenen Jahr: das sogenannte Greenscreen-Shooting. Per grünem Hintergrund und digitaler Tricks lassen sich Fotos in abenteuerliche Szenerien einbauen. Dieser Ferienspaß ist ebenfalls vormittags buchbar.

Obendrein gibt es eine „Zukunftswerkstatt“: „Das ist ein Lego-Baukasten zum Programmieren“, erläutert Steffie Friske. Auch mit diesem Angebot sagt die Bibliothek ferienbedingter Langeweile von Mädchen und Jungen den Kampf an. Roboter-Technik ermöglicht, beispielsweise, einen Erdbebensimulator.

Corona-Regeln sind Pflicht

Der Sommerleseclub belohnt fließige Leser - egal ob einzeln oder im Team.
Der Sommerleseclub belohnt fließige Leser - egal ob einzeln oder im Team. © WP | jürgen overkott

Die drei Ferien-Aktionen dienen dazu, Leben in die Bibliothek zu bringen – Corona-Regeln, versteht sich, sind Pflicht. Vorbild ist, wenn auch in abgespeckter Version, das „Vor Ort für alle“-Konzept, das eine Bibliothek in eine Art Kulturzentrum verwandelt.

Eine Ausdehnung des Konzepts ist vorerst nicht möglich. „Wir wollten eine Kleinkunst-Reihe machen“, berichtet Steffie Friske, „aber wir wissen nicht, ob wir das hinkriegen. Wir haben nur kleine Räume, und unter Corona-Bedingungen passen da vielleicht 20 Leute rein.“ Da stelle sich die Frage, ob sich personeller und finanzieller Aufwand für derart kleine Veranstaltungen lohnt.

Gelohnt hat sich allerdings der Einsatz des Bücherei-Teams für den traditionellen Sommerleseclub (SLC). Seit 15 Jahren besteht das Leseförderungsprogramm. Organisiert wird es vom Kultursekretariat Gütersloh, bezuschusst vom Land.

Vielleser werden in einem fröhlichen Wettbewerb prämiert. „In diesem Jahr haben wir mehr als 100 Anmeldungen“, bilanziert Steffie Friske, „wir sind zufrieden.“ Offen ist allerdings die Frage: Wie die fleißigsten Leser(innen) am Ende belohnt?

INFO

Die Stadt-Bücherei am St. Johannesplatz in Balve ist am heutigen Freitag von 14 bis 18 Uhr regulär geöffnet.

Anmeldungen für den Sommerleseclub (SLC) sind nach wie vor möglich. Der SLC setzt seit geraumer Zeit verstärkt auf den Team-Gedanken. Auch sieht er sich als generationenübergreifendes Projekt. Es gibt Stempel für gelesene Bücher und genutzte Hörbücher. Am Ende winken Urkunden. Nur die traditionelle Party fällt vermutlich in diesem Jahr der Corona-Krise zum Opfer.

Wer Interesse an den Ferien-Aktionen und/oder am SLC hat, kann sich telefonisch melden: 02375/666. Möglich ist auch eine Kontaktaufnahme per E-Mail: .