Balve/Neuenrade/Dahle. Der Windpark auf dem Kohlberg spürt juristischen Gegenwind. Was sagt die Balver Politik zum Baustopp des OVG Münster?

Der Kohlberg ist im Märkischen Kreis keine Erhebung wie jede andere. Mit 514 Metern über normal null ragt er so hoch in den Himmel wie keine andere Erhebung im nördlichen Kreisgebiet. Der SGV schätzt den Höhenzug so sehr, dass er droben, auf der Kuppe, ein Ehrenmal errichtete. Der Quitmannsturm, direkt nebenan, erlaubt Hobbysportlern und Tagestouristen Panoramablicke. Es lohnt sich: Die Fläche auf dem Giebel ist gleich zweimal, zuletzt 1968, von Bezirksregierung Arnsberg als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden. Und dann, 2015, kamen Investor SL Naturenergie und Windrad-Hersteller Enercon mit ihrem Plan, auf den Kohlberg einen Windpark zu errichten. Seither kämpft die Bürgerinitiative „Rettet den Kohlberg“ gegen das Projekt. Jetzt hat das Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster einen Baustopp erzwungen.

Worum geht es? Laut SL Naturenergie entsteht auf dem Kohlberg ein Windpark mit sechs Anlagen des Typs E-115 vom Hersteller Enercon. Die 3000-Kilowatt-Windräder werden weithin sichtbar sein. Das lassen die technischen Daten der modernen Windmühlen erahnen. Allein der Rotordurchmesser beträgt laut Hersteller 115,7 Meter. Die Nabenhöhe liegt bei 149 Metern.

Genau das stört die Bürgerinitiative um Wilfried Bracht und Dr. Frank Hoffmann. Beide stammen aus Dahle am Fuß des Kohlbergs. Die Initiative fürchtet, der Kohlberg werde durch die Windräder „für alle Zukunft verunstaltet“.

Im Eilverfahren vor dem OVG indes ging es nicht um Optik; es ging um Naturschutz. Geklagt hat die Landesgemeinschaft Natur und Umwelt – laut Gericht „unstreitig ein anerkannter Naturschutzverband“. Das OVG gab der Verbandsklage statt. Demnach hat SL Naturenergie „fehlerhaft von der Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) abgesehen und darüber hinaus gegen umweltbezogene Vorschriften verstoßen“.

Aufgeschoben, nicht aufgehoben

Das könnten Balver gelassen als Problem für Altena und Neuenrade sehen; tatsächlich aber werden auch in Balve hitzige Debatten über Windkraft geführt. Während sich CDU und SPD zur Anfrage der „Westfalenpost“ nicht äußern mögen, nahm UWG-Bürgermeisterkandidat Lorenz Schnadt Stellung: „Windkraft ja, auch hier im Sauerland! Aber unter weitestgehender Beibehaltung des Landschaftsbildes!“ Er hätte sich kleinere Anlagen gewünscht. Es gehe um mehr als den maximalen Wirkungsgrad bei der Energie-Gewinnung.

An ein Aus des Windrad-Parks glaubt Schnadt übrigens nicht: „Der Bau der Anlagen wird aufgeschoben und nicht aufgehoben.“