Balve. Stadtwerke Balve und Innogy machen die Stadt mobil. Für E-Autos gibt es am Altenheim eine neue Ladesäule. Wie groß ist das Interesse?

In Balve steht ab sofort eine zweite öffentliche Ladesäule für Elektroautos zur Verfügung. Zwei Wagen können parallel auf dem großen Parkplatz zwischen St.-Johannes-Pflegeheim und Gesundheitscampus mit grünem Strom betankt werden. Und wie steht es ganz allgemein um die E-Mobilität in Balve?

Pack den Mammut in den Akku: In Balve ist das am Altenheim und am Bahnhpf möglich.
Pack den Mammut in den Akku: In Balve ist das am Altenheim und am Bahnhpf möglich. © WP | Alexander Lück

Der ländliche Raum ist für Elektroautos prinzipiell noch schwieriges Terrain. Die Wege zwischen den Städten sind länger und damit auch zur nächsten öffentlichen Ladesäule (eine private haben die meisten Besitzer eines E-Mobils an ihrem Haus). Die Ladeinfrastruktur, das ist beim Kauf eines E-Autos (oder überhaupt dem Interesse daran) natürlich eines der zentralen Argumente, bestätigt auch Niels Pape vom Autohaus Pape.

Strom-Experte Johannes Kobeloer ist dennoch überzeugt: „Elektromobilität kann auch in der Fläche funktionieren.“ Kobeloer ist Kommunalbetreuer beim Energieversorger Innogy. Zusammen mit Hans-Jürgen Karthaus, Geschäftsführer der Stadtwerke Balve, nahm er kürzlich auf dem großen Parkplatz zwischen Altenheim und Campus eine weitere Ladesäule in Betrieb.

Die Kapazität der öffentlichen Infrastruktur hat sich in der Hönnestadt damit exakt verdoppelt. Die erste Säule mit ebenfalls zwei Ladepunkten steht seit Oktober vorigen Jahres auf dem Parkplatz am Balver Bahnhof. Und sie wird gut, gar überdurchschnittlich genutzt, berichten Karthaus und Kobeloer. Etwa 2000 Kilowattstunden Strom hat sie demnach seit der Inbetriebnahme an verschiedenste Pkw geliefert. Die ungefähre Anzahl der Ladevorgänge, so Kobeloer, könne man berechnen, wenn man zu Grunde liegt, dass jedes Auto im Schnitt zehn bis 15 Kilowattstunden aus der Säule holt. „Und dann müssen wir noch bedenken dass seit Corona der Autoverkehr deutlich zurückgegangen ist“, sagt der Innogy-Gesandte. Hans-Jürgen Karthaus’ Fazit: „Wir haben für die erste Säule einen guten Standort gewählt.“

Herzensanliegen für Heimleiter

Gleiches wünschen sich die Beteiligten natürlich auch für den zweiten Ort. Den Platz hat die St. Marien gem. GmbH als Betreiber des Pflegeheims kostenlos für die neue Ladesäule zur Verfügung gestellt. Laut Heimleiter Franz-Josef Rademacher ist der Service eine Selbstverständlichkeit und ein Herzensanliegen, welchem man gerne zwei Parkplätze für den allgemeinen Verkehr opfert, denn auch in seinem Haus fördere man die Energiewende, wo es geht, zum Beispiel durch vermehrte Nutzung von E-Bikes durch die Mitarbeiter.

Die Finanzierung der Säule ist zunächst für acht Jahre gesichert. Von den etwa 16.000 Euro Kosten tragen die Stadtwerke etwa die Hälfte, 2500 Euro kommen aus einem bundesweiten Förderprogramm für Ladeinfrastruktur, den Rest steuert Innogy bei. „Wir werden auch hier die Nutzung weiter beobachten und uns dann auch um weitere Ladesäulen in den Ortsteilen Gedanken machen, etwa im Zuge der Umgestaltung der Garbecker Ortsmitte“, verspricht Hans-Jürgen Karthaus.

innogy-Kommunalbetreuer Johannes Kobeloer schließt ein E-Auto an
innogy-Kommunalbetreuer Johannes Kobeloer schließt ein E-Auto an © wp | Alexander Lück

Die E-Mobilität wächst und wird es mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft tun. Auch wenn sie gegenüber Verbrennern immer noch klar im Hintertreffen ist. Zahlen des Märkischen Kreises zeigen aber in der Zulassungsstatistik, dass sich die Zahl der angemeldeten E-Autos von 2018 auf 2019 um mehr als 50 Prozent erhöht hat, von 310 auf fast 500. Fast 200 E-Autos wurden im Kreisgebiet jeweils in den vergangenen beiden Jahren neu angemeldet. Und nun kommt auch noch das Corona-Konjunkturpaket der Bundesregierung hinzu. Bis zu 6000 Euro kann der Käufer eines E-Autos damit an einstreichen. Diese Maßnahme ist erst vor kurzem beschlossen worden.

„Wir merken das jetzt schon“, berichtet Niels Pape von einem deutlich gesteigerten Kundeninteresse an Strom-Fahrzeugen in seinem Autohaus. Er rechnet etwa vor, dass mit dem Rabatt vom Bund sowie einer Prämie des Herstellers ein gängiges E-Modell aktuell für den Käufer gut 13 000 statt 23 000 Euro koste. Überhaupt nehme die Verbreitung des elektrischen Fahrens spürbar zu, auch im ländlichen Raum.

INFO

Die neue Ladesäule auf dem Parkplatz am Altenheim in Balve ist unübersehbar. Zudem ist sie in allen gängigen Apps zur Ladeinfrastruktur zu finden.

Die beiden Ladepunkte (mit EU-konformen Typ-2-Steckern) können einem Pkw in gut einer Stunde die Batterie auf circa 80 Prozent aufladen. Bezahlt wird per Kreditkarte, Paypal oder intelligentem Kabel.