Balve. Sie rasen allzu oft, und manche donnern auch. Eine kleine Gruppe von Bikern nervt Anwohner im Hönnetal. Lorenz Schnadt kennt Gegenmittel.

Sommer, Sonne, Ferien: Die Motorrad-Saison strebt ihrem Höhepunkt entgegen. „Wenn das Wetter gut ist, geht es ab“, stellt Lorenz Schnadt fest. Anwohner im Hönnetal leiden nicht nur unter Rasern, sondern vor allem auch unter Lärm.

Schnadt weiß, wovon er spricht. Der Bürgermeister-Kandidat ist Leiter der Autobahn-Polizei Dortmund, zuständig für den Regierungsbezirk Arnsberg.

Balves UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt ist hauptberuflich Leiter der Autobahn-Polizei Dortmund.
Balves UWG-Fraktionschef Lorenz Schnadt ist hauptberuflich Leiter der Autobahn-Polizei Dortmund. © WP | jürgen overkott

Die Belastung durch zu schnelle und zu laute Bike s gilt nach Beobachtung von Lorenz Schnadt zunächst für die klassischen Rennstrecken der Szene: die Bundesstraßen 515 und 229, beide Zubringer zu Poser-Pisten an der Sorpe und Kurven-Klassikern im Hochsauerland. Als Hotspot gilt aber auch der Kohlberg zwischen Neuenrade und Altena – und zunehmend auch der Leveringhauser Weg zwischen Garbeck und den Hemeraner Ortsteilen Stephanopel und Ihmert. Die Piste hat über die Kuppe hat sich, wie Schnadt von genervten Garbeckern erfuhr, als kleiner Kohlberg entpuppt. Überdies haben sich Mellener Straße und Sorpestraße in Mellen in der Zweirad-Szene zu Kurven-Stars entwickelt: „Das ist ein Thema.“

Schnadt hat Vorstellungen davon, wie leidgeprüften Anwohnern geholfen werden kann.

Bei der Lärmregulierung der oft schon serienmäßig lauten Maschinen sieht Schnadt Europa in der Pflicht, für einheitliche Regeln zwischen Balve und Barcelona, Sanssouci und Söderholm zu sorgen, einerseits. Europa bedeutet Brüssel, und das ist weg weit. „Die andere Geschichte ist die“, sagt Schnadt, „es müssen die gestärkt werden, die die Kontrollen durchführen, sprich: die Polizei. Die Methoden müssen möglichst einfach gestaltet werden, damit wir die lauten Kisten aus dem Verkehr ziehen können. Da geht es um Schallpegelmessgeräte und, und, und.“ Da laufe gerade ein Pilotprojekt. Der Märkische Kreis sei daran beteiligt: „Und die Autobahnpolizei Dortmund hat sich dran gehängt.“

Motorradkontrolle in Sanssouci (Archiv)
Motorradkontrolle in Sanssouci (Archiv) © WP

Eine weitere Maßnahme, rasende wie donnernde Biker von vielbefahrenen Strecken zu verdrängen, seien bauliche Veränderungen. Als Beispiel nannte Schnadt die Haarnadelkurven an der Hohensyburg in Dortmund: „Der Treff ist komplett tot. Da fährt keiner mehr hin.“

Tempo-Kontrollen per Radar seien aufwendig, meint Schnadt. Motorräder haben ihre Kennzeichen hinten. Folge: „Ich muss von vorne blitzen und von hinten blitzen. Ich muss das Gesicht des Fahrers haben – und das Kennzeichen. Wir müssen die geblitzten Fahrer anhalten. Da ist der Aufwand viel höher als bei Auto-Kontrollen. Dazu kommen Schallpegelmessgeräte. Christi Himmelfahrt haben wir damit angefangen. Wir haben in Hemer gestanden. Das war ein voller Erfolg.“

Kamera-Autos liefern Beweise

Inzwischen stellen die Polizeibehörden ihre Technik um. Laser ersetzt Radar. Wie funktioniert das neue System?“ „Die Anlagen“, weiß Schnadt, „legen einen 70 Meter langen Laser-Teppich auf die Straße. Die Laser erkennen, ob ein Lkw, ein Auto oder ein Motorrad unterwegs sind.“ Kontaktschleifen in der Fahrbahn sind längst Technik von gestern.

Polizei kontrolliert Motorräder in Sanssouci: Manipulationen am Auspuff sind eine nicht seltene Unsitte (Archiv).
Polizei kontrolliert Motorräder in Sanssouci: Manipulationen am Auspuff sind eine nicht seltene Unsitte (Archiv). © WP | wolfgang Simon

Stationäre Kameras liefern aber nur Fotos aus einer Richtung. Deshalb werden Kamera-Autos eingesetzt, die mit dem sogenannten Provida-System ausgestattet sind. Der Märkische Kreis hat, wie der Hochsauerlandkreis, auch ein Polizei-Krad mit Provida-Kamera. „Die Dinger“, sagt Schnadt, „sind geeicht. Die Toleranzen sind minimal.“ Die Messergebnisse sind gerichtsfest.

Schnadt sieht Kontrollen und Sperrungen als letztes, aber unumgängliches Mittel: „Es geht um verantwortungsbewusstes Fahren. Es will niemand jemandem den Spaß am Motorrad verderben. Es kann nicht sein, dass eine kleine Gruppe den Ruf der ganzen Szene ruiniert.“

INFO

Die Krad-Saison nervt Anwohner im Hönnetal. Immerhin: Die Polizei hat keine Zunahme von Motorradfahrern im Hönnetal beobachtet, wie Polizeisprecher Marcel Dilling der WP sagte.

Schwerpunkte bei Regelverstößen seien Überschreitungen der zugelassenen Geschwindigkeit und technische Veränderungen.“

Polizeihauptkommissar Stefan Kronenberg von der Polizei Hochsauerlandkreis bei der Motorradmesse in Dortmund im März 2020
Polizeihauptkommissar Stefan Kronenberg von der Polizei Hochsauerlandkreis bei der Motorradmesse in Dortmund im März 2020 © WP | jürgen overkott

Die Kreispolizei hat für die kommende Woche drei Kontroll-Termine auf beliebten Krad-Pisten angekündigt: Mittwoch, 8. Juli, sowie Samstag, 11. Juli, und Sonntag, 12. Juli.