Balve. Ein Leben endet, eines beginnt: Für Bauhofleiter Uli Schennetten war Dienstag ein besonderer Tag.
Er geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Das ist Bauhofleiter Uli Schennetten am Dienstagmittag anzumerken. Der 63-Jährige verlässt die Stadtverwaltung. Am Mittwoch fängt für ihn ein neues Leben an.
Was ändert sich, was bleibt? Als Ruheständler fängt Uli Schennetten durchaus da an, wo er beim Bauhof aufgehört hat: bei der Friedhofspflege und der Begleitung von Beerdigungen. Das macht er für die katholischen Gemeinden in Garbeck, Mellen und Langenholthausen – wie bereits zu Dienstzeiten. Dafür hatte er eine Sondergenehmigung seines Arbeitgebers. So etwas braucht Uli Schennetten im Ruhestand natürlich nicht mehr.
Vor 34 Jahren 25 Mitbewerber
Rückblick. Uli Schennetten musste damals, vor 34 Jahren und drei Monaten, um seinen Job kämpfen. 25 Mitbewerber hatte er. Der gelernte Forstwirt setzte sich durch.
An Ruhe war damals, bei seinem Dienstantritt, von vorn herein nicht zu denken. Im Gegenteil: Die Reaktor-Katastrophe des Atomkraftwerks in Tschernobyl, damals Sowjetunion, heute Ukraine, hielt Uli Schennetten, wie so viele Zeitgenossen, auf Trab – zunächst als Platzwart. „Ich war für die Sportanlagen der Stadt verantwortlich“, erinnert sich der gelernte Forstwirt, „und nach Tschernobyl musste ich dafür sorgen, dass die Ascheplätze immer nass blieben.“ Hintergrund: Fachleute befürchteten, Staub könne radioaktive Teilchen aufwirbeln, die Regen aus der Luft ausgewaschen hatte. Platzwart Schennetten kümmerte sich derart intensiv um Sportstätten und Grünanlagen, dass die Sportplatzpflege im Stadtgebiet neu strukturiert wurde. Kein Wunder, dass Bürgermeister Hubertus Mühling stets große Stücke auf den späteren Chef einer siebenköpfigen Truppe hielt.
Zu ihrem Leiter wurde Uli Schennetten vor zwölf Jahren. So war er unter anderem der Herr des Winterdienstes, entschied über Anfang und Ende von Schneeräumen und Salzstreuen. Sein Chef, der Bürgermeister, schätzte an seinem ehemaligen Mitarbeiter vor allem eines: „Er packt immer selbst mit an, er sieht Arbeit.“ Uli Schennetten sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Stadt „hübsch zu machen“, wie sich Hubertus Mühling ausdrückte. Baustellen im Stadtgebiet gab und gibt es jedenfalls genug. Uli Schennetten hat dafür einen launigen Spruch geprägt: „Es gibt in Balve nur eine Baustelle – sie reicht von Leveringhausen bis Eisborn.“
Oft war Uli Schennetten auf den kommunalen Baustellen das Gesicht der Stadtverwaltung schlechthin – und damit mehr als einmal Kummerkasten für Wünsche und Wut der Bürger. „Man kann es den Leuten oft nicht recht machen“, stellte Hubertus Mühling fest. Uli Schennetten machte gute Miene zum bösen Spiel. Unterm Strich jedoch hat er seinen Beruf gelebt und geliebt, wie Hubertus Mühling feststellte. Uli Schennetten weiß die guten Zeiten bei der Stadtverwaltung zu schätzen.
Und künftig? „Ich habe mehr Zeit zum Angeln“, stellt der langjährige Vorsitzende des Anglervereins fest, „und mehr Zeit für meine Enkel.“