Balve. Krank, gebrechlich, behindert: Für diese Menschengruppe war die Corona-Zwangspause die Hölle. Wer konnte helfen? Und: Wie geht es weiter?

Behinderte, gebrechliche und kranke Menschen haben in der corona-bedingten Zwangspause in Balve so sehr gelitten wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe. Heike Guth-Mindhoff vom Verein „Treffpunkt Demenz“ weiß: „Den Kranken und deren Angehörigen ist die Decke auf den Kopf gefallen.“

Selbsthilfegruppen im Campus waren während der Corona-Zwangspause lange zum Nichtstun verurteilt.
Selbsthilfegruppen im Campus waren während der Corona-Zwangspause lange zum Nichtstun verurteilt. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Kein Wunder, Pflegeeinrichtungen wie das Altenheim St. Johannes mussten zeitweise schließen. Besuche waren nicht möglich. Auch Selbsthilfegruppen wie der „Treffpunkt Demenz“ oder Parkinson-Gruppe des Malteser Hilfsdienstes durften nicht zu Treffen einladen. Selbst die Tagespflege war tabu. Sie darf erst seit Montag wieder durchgeführt werden.

Der Menüservice der Malteser bot Alten, Kranken und Behinderten lange Zeit oft die einzige Kontaktmöglichkeit. „Da dieser Personenkreis als besonders gefährdete Personengruppe mit Corona gilt, zählt unser Menüservice zur kritischen Infrastruktur. Für uns galt und gilt es, weiterhin diesen Dienst unbedingt aufrecht zu erhalten und die Menschen mit einem warmen Mittagessen zu versorgen. Mitte März gab es punktuell eine erhöhte Nachfrage nach unseren Mahlzeiten“, bilanziert Malteser-Geschäftsführer Raimund Neuhaus.

Große Dankbarkeit

Dem Sozialverband kam zugute, dass er im Dezember vorigen Jahres einige neue Helfer gewinnen konnte. Mit der Unterstützung der Stadt Balve hatten die Malteser, wie sich Neuhaus freut, „immer genügend Personal“. Mehr noch: „Auch für den Wochenendeinsatz konnten wir jüngst eine junge Balverin gewinnen, die sich nun im Menüservice engagiert. Der Kontakt zu den Kunden ist derzeit aufgrund der Kontaktbeschränkungen sehr eingeschränkt. Insgesamt erleben wir jedoch eine große Dankbarkeit, welche sich bei Telefonaten oder durch Gesten, freundliches Winken aus der Distanz heraus, widerspiegeln.“

Der Anteil der Ruheständler an der gesamten Balver Bevölkerung wächst. Bereits jetzt ist ein Drittel der Bürger älter als 60 Jahre. Mit der wachsenden Generation 60 plus nimmt auch der Anteil der Menschen mit Einschränkungen zu. Bereits vor Corona hatte sich Heike Guth-Mindhoff für einen Senioren-Kümmerer stark gemacht. Er solle Angebote für Ruheständler bündeln und überdies Mittler sein für Bürger, Politik und Verwaltung. Die Virus-Pandemie hat der Debatte weiteren Schwung gegeben.