Leveringhausen. . Erst Sturm „Friederike“, dann der Sturm der Borkenkäfer: Förster Richard Nikodem zeichnete vom Holzmarkt ein düsteres Bild,

Balves Waldbesitzern droht nach der Dürre eine Durststrecke. „Bis ins erste Halbjahr 2019 ist kein Frischholz vermarktbar“, stellte Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz am Donnerstagabend fest. Er war Gast der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Balve auf dem Schultenhof in Leveringhausen. Zuvor hatte Nikodems neue Kollegin Julia Böning davon gesprochen, es gebe eine „Holzschwemme, europaweit“. Was nun?

Borkenkäfer-Kinderstube
Borkenkäfer-Kinderstube © Richard Nikodem

Der heimische Wald sei doppelt geschwächt. Im Winter wurde er von Sturm „Friederike“ heimgesucht. Schlimmer indes war vor allem für Fichten die Invasion der Borkenkäfer. Dürre und Wärme sorgten dafür, dass derweil die dritte Käfer-Generation Borke und Baum schädigt. „Das ist seit 1947 die schlimmste Borkenkäfer-Population“, stellte Nikodem fest. Muster: Erst kommen die Käfer, dann folgen die Pilze. Nikodem: „Ist der Baum rot, ist die Fichte tot.“ Den Balver Wald prägen längst rote Flecken. Nikodem: „Ein Drittel aller Fichten ist gefährdet.“ Im Märkischen Kreis sind 75.000 Festmeter Holz dahin. Bisher sind nur 50.000 Festmeter vermarktet.

Forstbesitzern riet Nikodem, geschädigte Waldstücke schnell aufzuräumen. Borkenkäfer-Holz solle auf Freiflächen gelagert werden.

Waldbegehung des Forstamtes mit Richard Nikodem
Waldbegehung des Forstamtes mit Richard Nikodem © Marcus Bottin

Wichtiger indes war die Frage, wie Bestände gerettet oder, besser noch, geschützt werden können. Nikodem sah die Aufgabe als extrem schwierig an. Er nannte Gründe dafür:

Einschlagfirmen seien ausgebucht.

Sägewerke seien voll.

Entrindung befallener Bäume sei aufwendig, teuer oder beides zugleich. Schälmaschinen seien rar.

Pflanzenschutzmittel seien kaum zu haben, sehr teuer und nur mit größter Vorsicht einsetzbar.

Borkenkäfer
Borkenkäfer © Privat

Trockenlagerung und Nasslagerung gefällter Bäume sei möglich, jedoch mit Risiken behaftet. Denkbar sei Fichten in Seen, wie der Blauen Lagune in Menden, zu versenken. Das Forstamt verhandele mit Steinbruch-Betreiber Lhoist.

Die Kosten für Rettung und Schutz der Wälder müssen laut Nikodem privat vorgestreckt werden. Staatliche Unterstützung für Privatunternehmer sei allerdings ungewiss, sagte Nikodem. Immerhin versprach er im Namen des Landesbetriebs Wald und Holz personelle und technische Hilfe.

Mittelfristig sei ein Baumart-Wechsel anzuraten. Für Buche und Eiche werden laut Nikodem derzeit gute Preise aufgerufen.