Balve. Corona hin, Digitalisierung her: Der Balver Fachhandel macht in der Zeit der Not einen Sprung nach vorn. Am besten macht es Irene Grote.

Das wirtschaftliche Leben in Balve scheint zum Stillstand gekommen zu sein. Das legt der Blick auf die Straßen im Stadtgebiet nahe. Doch der erste Eindruck täuscht. Längst hat sich der Balver Fachhandel etwas einfallen lassen, um das Beste aus dem vielerorts erzwungenen Corona-Stopp für Ladenlokale zu machen. Hol- und Bringdienste gelten plötzlich als neuer Service-Standard. Außerdem werden die Möglichkeit digitaler Kommunikation so stark ausgereizt wie nie zuvor – am meisten im Schuhhaus Schneider. Funktioniert das?

Not macht Balver Fachhandel erfinderisch. Irene Grote vom Schuhhaus Schneider berät per WhatsApp und Video-Chat.
Not macht Balver Fachhandel erfinderisch. Irene Grote vom Schuhhaus Schneider berät per WhatsApp und Video-Chat. © WP | jürgen overkott

Irene Grote hat ihr Geschäft, wie alle Mitbewerber aus der Modebranche, schließen müssen. Dennoch läuft der Verkauf weiter. Die Einzelhändlerin nimmt aber keineswegs den aussichtslosen Kampf mit Online-Versendern wie Zalando auf. Stattdessen bietet sie weiterhin das an, was Zalando & Co. nicht können: Beratung. Da beim Schuhverkauf das Prinzip „Sehen heißt Glauben“ gilt, versöhnt sie das persönliche Gespräch mit den Möglichkeiten von Mobilfunk und Internet. Sie verschickt Fotos von Schlappen und Schuhen, Sneakers und Sandalen per WhatsApp. Wie Schuhverschlüsse funktionieren oder wie biegsam Sohlen sind: Das will Irene Grote im Video-Chat zeigen. Smartphone-Funktionen wie Facetime von Apple oder Whats App-Video machen’s technisch möglich. Doch wie stark ist das Kunden-Interesse? Und: Kommen Kunden mit den neuen Segnungen der Technik zurecht?

Irene Grote ist am Telefon erreichbar und glücklicherweise gerade im Laden. „Im Augenblick verkaufe ich vor allem Kinderschuhe. Die Kleinen sind diejenigen, die die Schuhe tatsächlich am dringendsten brauchen, weil die Füßchen gewachsen sind. Es wird warm, die Kinder wollen nach draußen, und keine Mama kauft heutzutage Schuhe auf Vorrat“, weiß die Schuh-Fachfrau. Sie bedient eine treue Kundschaft. Irene Grote weiß, welche Mode sie an Kind, Frau und Mann bringen kann. Bei Kinderschuhen rät sie dazu, neue Modelle nur eine Nummer größer zu ordern. Im Zweifelsfall werden die Füße per Zentimetermaß ausgemessen: Im Video-Chat kann Irene Grote prompt Rat geben.

Papiertasche statt Plastiktüte: Schuhhaus-Schneider-Chefin Irene Grote, lks. Mitarbeiterin Dagmar Mühe
Papiertasche statt Plastiktüte: Schuhhaus-Schneider-Chefin Irene Grote, lks. Mitarbeiterin Dagmar Mühe © WP | Jürgen Overkott,

Und die Stammkunden? Sie zeigen sich in der Corona-Krise solidarisch. „Da kriegen nicht nur die Kinder neue Schuhe, sondern auch der Papa – und Mama gleich mit.“ Dafür liefert Irene Grote Auswahlware und Ware bis zur Haustür. Kunden werden per WhatsApp informiert, um niemand womöglich beim Mittagsschlaf zu stören. Bezahlt wird per Rechnung. Das funktioniert – Vertrauen gegen Vertrauen.

Dennoch seien die Umsätze in der Corona-Krise nicht mit dem regulären Verkauf zu vergleichen. Irene Grote stemmt Beratung und Lieferung allein. Bei der Kinderbetreuung springt die Schwiegermutter mit ein. „Ich will nicht klagen“, betont Irene Grote, „wir sind optimistisch.“ Sie schickt ein strahlendes Lächeln hinterher. Die Botschaft ist klar: Ich sage, was ich glaube, und glaube, was ich sage.

Beratung per WhatsApp und Videochat. Lieferung von Auswahltüten, Zahlung per Überweisung. Telefon/WhatsApp: 0151-74109904.