Eisborn/Lendringsen. Bestseller-Autorin Lisa Keil legt nach. Gerade ist ihr zweiter Roman erschienen. Warum er ganz viel Sauerland-Feeling hat.
Bestseller-Autorin Lisa Keil hat der Scheunenparty in Eisborn mit ihrem Erstling „Bleib doch, wo ich bin“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Jetzt hat sie eine Fortsetzung veröffentlicht: „Hin und nicht weg“. Tierarzt Rob verliebt sich unsterblich. Bevor er das Gefühl erlebt, gibt es etliche Irrungen, Wirrungen. Die 40-jährige Autorin kennt sich im Tierarzt-Milieu so gut aus, weil sie selbst Veterinärin ist – in Lendringsen.
Sie kommen aus Frankfurt. Wie wird aus einem Großstadtkind eine Tierärztin?
Lisa Keil Pferde spielen da eine große Rolle. Ich habe mit zehn Jahren meine lange gewünschten Reitstunden am Stadtrand gekriegt. Das war mein erster Kontakt mit großen Tieren, und etwas ländlich wirkte die Ecke auch, mit Stroh und Heu und großen Wiesen. Da hatte ich auch den ersten Kontakt mit Tierärzten.
In Ihren Romanen gibt es immer wieder emotionale Situationen, die die Tierärzte anfassen. Haben Sie solche Szenen auch erlebt?
Ich habe mal mitgekriegt, dass ein schwerkranker Koliker nicht mehr gerettet werden konnte und eingeschläfert werden musste. Das Einschläfern selbst habe ich nicht miterlebt. Man hat es mir erzählt.
Das hat Sie aber nicht davon abgeschreckt, den Beruf zu ergreifen.
Das hat es nicht, und das tut es bis heute nicht. Es ist emotional, nimmt einen mit und kostet viel Kraft. Es gibt viele Abschiede. Aber es gibt richtige Abschiede. Wir töten kein gesundes Tier. Für die Arbeit kriegt man sehr viel nachhaltige Dankbarkeit, wenn es gut gelaufen ist. Daran erinnern sich Leute noch viele, viele Jahre später.
Aber es blieb eine kleine Lücke, die durch das Schreiben gefüllt wurde. Wie kam es dazu?
Ich habe, als meine Kinder kamen, reduziert auf eine halbe Stelle. Ich wollte nicht abends, wenn alle schon im Bett sind, aus dcr Sprechstunde kommen. Als mein kleiner Sohn zwei wurde, kam er zur Tagesmutter, und so entstanden die Vormittage, an denen ich frei hatte. Ganz ehrlich, ich bin keine, die sich im Haushalt verausgabt. Ich brauchte also schnell eine sinnvolle Alternative. Ich wollte was für mich machen, was kreativ ist.
Da Sie eine grandiose Geschichtenerzählerin sind, mussten Sie’s nur noch aufschreiben.
Nee, nee, das wusste ich ja damals noch gar nicht. Irgendwann habe ich mich hingesetzt und gesagt, ich schreibe jetzt einen Roman, einen Liebesroman, den ich selbst gern lesen würde.
Ihr Mann war Ihr strengster Lektor.
Nee, er hat am meisten daran geglaubt, dass das was wird. Und dann habe ich ihm tatsächlich Kapitel für Kapitel vorgelesen.
Die Scheunenparty spielt in Ihrem ersten Roman eine wichtige Rolle. War sie ein Erweckungserlebnis?
ch habe alles reingepackt, was mein Herz bewegt hat. Als ich aufs Land gezogen bin, war die Scheunenparty für mich ein Kulturschock – aber positiv. Ich dachte, diese Art des Feierns – generationenübergreifend – gibt es nur hier. Ein paar Bauern aus meiner Kundschaft meinten, ich solle da mal hin. Ich bin ganz stolz darauf, dass es so was in unserer Gegend gibt.
Von den großen Tieren sind Sie inzwischen weg.
Ich bin in einer Kleintier-Praxis, seit letztem Juli. Der Abschied von den Großtieren ist mir etwas schwer gefallen. Aber es war eine so tolle Möglichkeit, bei Alexa Plitt und ihrer Kollegin ins Team einzusteigen. Ich musste es einfach machen.