Mellen. Schwangere können wegen der Corona-Epidemie die Angebote von Hebammen nur eingeschränkt wahrnehmen. Lisa Schäfer berichtet.
Die Corona-Krise hat das Leben von Lisa Schäfer auf den Kopf. Die Mellenerin ist, wie ihre Kollegin Beate Krause, Hebamme. „Wir müssen“, sagte die Mellenerin im Gespräch mit der „Westfalenpost“, „unsere Schwangeren-Betreuung auf das Nötigste beschränken.“
Bisher besuchte Lisa Schäfer werdende Mütter vor der Geburt daheim. „Das geht jetzt nicht mehr. Persönliche Besuche müssen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wie lange das dauert, wissen wir ja alle nicht.“ Dennoch hat sich Lisa Schäfer etwas ausgedacht, um wenigstens einen halbwegs persönlichen Kontakt zu den Schwangeren zu gewährleisten: „Das geht jetzt per Telefon oder auch per Video-Anruf. Wir sind ja in der Technik inzwischen sehr weit.“
Die Vorbereitungskurse sind allerdings komplett gestrichen. Das gilt auch für die Rückbildungskurse nach der Geburt.
Bei der Geburt selbst findet indes weiterhin eine persönliche Betreuung der Mutter durch die Hebamme statt. „In Hüsten beispielsweise sind wir Gott sei Dank auch noch nicht so weit, dass die Männer bei der Geburt nicht mehr dabei sein dürfen“, erzählte Lisa Schäfer. In anderen Kliniken – etwa in Bonn oder in der Bergland-Klinik in Lüdenscheid – sind Väter bei der Geburt ihrer Kinder im Kreißsaal inzwischen nicht mehr erwünscht. „Das ist für die Frauen, die das jetzt nicht mehr gemeinsam mit ihren Männern erleben, eine psychische Belastung“, weiß Lisa Schäfer.
Auch bei der Nachsorge gibt es mittlerweile Einschränkungen. „Wir besuchen nur noch diejenigen Frauen, die wirklich frisch entbunden haben, bis sechs, sieben Wochen. Aber bei älteren Kindern, die schon zwei Monate und älter sind, beuschen wir erst mal nicht. Und wenn wir denn kommen, findet das natürlich im Moment unter besonders strengen hygienischen Bedingungen statt“, stellte Lisa Schäfer fest.
Sie selbst wusste übrigens schon sehr früh, dass sie Hebamme werden wollte. Familiär vorbelastet war Lisa Schäfer. „Was medizinische Berufe angeht, bin ich die Erste in unserer Familie.“ Sie machte ihre Hebammenausbildung in Paderborn – und wollte danach schnell wieder zurück ins Sauerland.
Eine Menge Christkinder
Sie mag die Frauen in ihrer Heimat. „Man merkt, dass es hier sehr familiär abläuft. Auch die Männer werden einbezogen. Das finde ich total gut.“ Auch die Geschwisterkinder und Großeltern nehmen Anteil, wenn ihre Familie größer wird. „Man kommt mit den Sauerländer Frauen sehr gut zurecht.“
Über einen Mangel an Arbeit kann sich Lisa Schäfer nicht beklagen. „Die Tendenz ist steigend, wenn ich die Entwicklung in den letzten Jahren so sehe.“ Die Corona-Krise ändert nach Einschätzung der Hebamme wenig daran. Schon jetzt sieht es so aus, als gäbe im Dezember eine Menge Christkinder.