Balve.

Hamstern nervt. Vor allem alte und kranke Menschen trifft die Neigung raffgieriger Zeitgenossen, übertrieben große Vorräte anzulegen. Marco Thiele beklagt das nicht. Er ist ein Mann der Tat. Der 19-jährige Balver hat am Mittwoch bei Facebook eine offene Gruppe namens „Coronahilfe Balve“ gegründet. Am Donnerstag nahm sie Konturen an. Was haben der angehende Azubi und seine Unterstützer vor?

Marco Thiele (19) hat die
Marco Thiele (19) hat die "Coronahilfe Balve" gegründet. Die Facebook-Gruppe will Einkaufshilfe leisten. © Privat | Marco Thiele

Marco Thiele will ein fünfköpfiges Organisationsteam zusammenstellen. Wer Interesse hat, kann sich per Facebook melden. Voraussetzung für eine erfolgversprechende Zusammenarbeit sind Klassiker wie Name und Festnetz- oder Mobilnummer. Marco Thiele will zudem wissen, wie alt die Interessenten an seiner Hilfsaktion sind.

Die Mitglieder des Organisationsteams dienen als direkte Ansprechpartner für Hilfsbedürftige. Marco Thiele: „Die hilfsbedürftige Person meldet sich bei einem Ansprechpartner. Der Ansprechpartner setzt sich dann mit der gesamten Gruppe in Verbindung und findet einen Helfer.“

Wichtig sei, schriftlich verbindliche Absprachen zu treffen: Was wird benötigt? Wie wird bezahlt?

Kontakt zum Bürgermeister

Marco Thiele schlägt vor, dass Helfer in Vorleistung gehen. Die Bezahlung der Waren könne bei der Übergabe stattfinden. Für die Hilfe selbst – Weg und Zeit – sollen keine Gegenleistung vereinbart werden. Sie ist als ehrenamtliches Engagement für die Gemeinschaft in schwieriger Zeit gedacht.

Bürgermeister Hubertus Mühling mit Balve-Schokolade aus fairem Handel. Er will die „Coronahilfe“ unterstützen.
Bürgermeister Hubertus Mühling mit Balve-Schokolade aus fairem Handel. Er will die „Coronahilfe“ unterstützen. © WP | jürgen overkott

Marco Thiele selbst kam auf die Idee zu helfen, weil öffentliche und kirchliche Hilfsangebote in Zeiten von Corona nur noch sehr eingeschränkt funktionieren. Selbst der DeCent-Laden an der Bogenstraße hat vorübergehend seinen Betrieb eingestellt, weil viele Unterstützer des Sozialsupermarktes mehr als 70 Jahre alt sind und damit zu einer der Risikogruppen für eine Erkrankung zählen. Zugleich haben sich in Supermärkten Regale mit Konserven und Hygiene-Artikeln geleert. Der Einzelhandel ist längst dazu übergegangen, besonders begehrte Produkte zu rationieren. Hilfe tut not: Das hat Marco Thiele erkannt. Dazu kam, dass ein Büro-Praktikum corona-bedingt kurzfristig platzte. Der 19-Jährige nutzt jetzt die Zeit bis zum Beginn seiner Ausbildung zum Bürokaufmann, um der Gesellschaft Gutes zu tun.

In kurzer Zeit hat der junge Balver 144 „Fans“, wie es bei Facebook heißt, für sein Anliegen gewonnen. Zu den Unterstützern der „Coronahilfe Balve“ gehören auch Michaela Butterweck und ihr Partner Thomas Münch. Der stellvertretende Leiter der Realschule Balve hat inzwischen Kontakt mit Bürgermeister Hubertus Mühling aufgenommen. Michaela Butterweck: „Wir werden uns mit der Stadt zusammentun, um für Ältere auch glaubwürdig zu sein. Was in der Gruppe an Nachbarschaftshilfe zusätzlich geleistet werden kann, ist natürlich noch einmal etwas anderes. Aber auch als Helfer für die Stadt und die Kirchen zu agieren ist sicherlich gut und richtig.“

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