Balve. Förster Richard Nikodem schlägt Corona-Alarm für Forstwirtschaft im Hönnetal. China nimmt kein Käfer-Holz mehr. Was nun?
Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz schlägt erneut Alarm. In einem Schreiben an die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Balve wies, wie bereits in einem Gespräch mit der „Westfalenpost“, auf die dramatische Situation der heimischen Forstwirtschaft hin. Handelspartner China nimmt als Folge des Corona-Ausbruchs vorerst kein Holz mehr ab. Die Situation erfordert laut Nikodem sofortiges Handeln der heimischen Waldbesitzer.
„Der Corona-Virus hat auch uns voll erreicht. Die Situation für unseren Holzeinschlag ist katastrophal. Wir müssten in den nächsten Monaten möglichst viel Käferholz aus dem Wald holen. Doch wir wissen nicht, wohin damit!“
Das China-Geschäft
Hintergrund: Der wichtigster Geschäftspartner der heimischen Forstwirtschaft für den Asien-Export, das Unternehmen GTC, könne „ab März bis auf weiteres kein Holz mehr abnehmen“. Seecontainer seien nicht mehr verfügbar, teilte Nikodem mit. Seit dem Ausbruch des Corona-Virus in China stapeln sich in den dortigen Häfen nicht-abgefertigte und oft nicht entladene Container. Riesige Containerschiffe mit bis zu 20.000 Containern müssen umgeleitet werden.
Die Marktlage in Fernost hat unmittelbare Folgen für die Forstwirtschaft im Hönnetal. „Die Frachtpreise für die wenigen verfügbaren Container explodieren. Daher kommt der Käferholzeinschlag auch in Balve jetzt fast zum Erliegen. Nur sehr geringe Kontingente für heimische Sägewerker sind noch absetzbar“, beschrieb Nikodem die veränderte Markt-Situation.
Die Lage der Waldbauern
Was bedeutet das für Waldbesitzer? Nikodem: „Die begonnenen Schläge werden jetzt soweit möglich noch beendet oder abgebrochen, so dass das Holz noch bereitgestellt werden kann. In begrenztem Umfang habe ich noch sehr geringe Langholzkontingente bei heimischen Firmen, die ich noch abwickeln kann.“
Dabei machte Nikodem eine wichtige Einschränkung. Die Kontingente seien aber bereits alle vergeben. In manchen Fällen habe die Abwicklung bereits begonnen. Nikodem bittet alle Waldbesitzer, die derzeit selbst Exportholz einschlagen, ihm bis Dienstag, 3. März, die Listen des von Ihnen geschlagenen und fertig gerückten Holzes zukommen zu lassen. „Ich werde dann versuchen möglichst alle Holzmengen noch an die Firma GTC bereitstellen zu lassen. Bitte keine unfertigen Schläge melden“, fügte Nikodem hinzu.
Auf den Bereitstellungen müsse er die Stückzahlen und GPS-Koordinaten der Holzpolter angeben. „Die Unternehmer und ich arbeiten Hand in Hand und werden versuchen, alle offenen Schläge noch bis zum Stichtag fertig zu bekommen. Wann dann ein geregelter Einschlag wieder aufgenommen werden kann, steht in den Sternen.“
Der vielfache Marktdruck
Die Waldwirtschaft steht unter vielfachem Druck. Die trockenen, warmen Sommer 2018 und 2019 begünstigten eine Borkenkäfer-Plage, die vor allem Fichten traf. Das Problem ist längst nicht gelöst. Das weitaus größte Teil der Insekten überlebt den auffällig warmen Winter. Zugleich vertrocknen neben Nadelhölzern längst auch Laubbäume, weil ihre Wurzeln in tieferen Bodenschichten trotz des Regenwinters kein Wasser finden.
Zugleich bricht der Holz-Export ein. Handelspartner Korea nimmt längst nicht dieselben Mengen wie China. Zudem wollen koreanische Unternehmen kein klassisches Käferholz; sie bevorzugen höherwertige Qualitäten.