Balve. Polizeihauptkommissar Franz-Josef Griese geht nach mehr als 44 Jahren in den Ruhestand. Ein Gespräch über Ruhe und Respekt.

Polizeihauptkommissar Franz-Josef Griese (62) geht zum Monatsende in den Ruhestand – nach 44 Jahren und vier Monaten. Zeit für eine Bilanz.

Sie sind nur noch kurze Zeit im Dienst. Tragen Sie ein Maßstab, das täglich kürzer wird?

Franz-Josef Griese (lacht) Ich weiß, dass das einige Kollegen machen. Ich mache es nicht.

Drehen wir die Frage mal um. Würden Sie noch mal zur Polizei gehen?

Ja!

Was hat Ihre Berufswahl beeinflusst?

Polizist Franz-Josef Griese aus Balve mit seinem Dienstfahrzeug
Polizist Franz-Josef Griese aus Balve mit seinem Dienstfahrzeug © WP | jürgen overkott

Bevor ich in die Schule kam, gab’s für mich zwei Berufswünsche: Förster und Polizist. Von beiden Berufen hatte ich keine klare Vorstellung. Als ich in den 70ern die Schule verließ, herrschte Lehrstellen-Mangel. Viele meiner Schulkollegen haben Bewerbungen in hoher zweistelliger Zahl geschrieben. Damals ging ich in Menden zur Handelsschule, und nach der Schule bin ich, ohne mit jemandem darüber gesprochen zu haben, zur Polizeiwache in Menden gegangen und habe gesagt: Ich möchte Polizist werden. Da meinte der Kollege: Komm’, Junge, ich gebe Dir mal ein paar Unterlagen mit. Damals war es übrigens so, dass ein Einstellungsberater zu meinen Eltern nach Hause kam und machte sich ein Bild von den Lebensumständen des Bewerbers. Die Eltern waren auch dabei. Bei dem Gespräch wurde die charakterliche Eignung des Bewerbers überprüft.

War es damals absehbar, dass Sie nach Balve kommen würden?

Hoch spekulativ! Ich war erst mal in einer Großbehörde. Ich war bei der Polizeischule in Brühl bei einer Wasserwerfer-Einheit. Danach war ich in Wuppertal-Elberfeld. Und dann kam ich zum Polizeiamt des Märkischen Kreises in Iserlohn; die Behörde war damals noch zweigeteilt. Anschließend ging’s nach Menden.

Sie wollen wieder ins Märkische Sauerland zurück.

Mein Chef in Brühl wollte ich mich dabehalten. Er hätte mich gern zum Ausbilder aufgebaut. Aber der Drang in die Heimat war zu groß. Eine Sache kam noch dazu: Bis zu diesem Tag hatte ich noch keine richtige Polizei-Arbeit gemacht. Auf dem Streifenwagen sitzen: Das war das, was man als junger Polizist im Kopf hatte.

Was reizt Sie an Ihrem Beruf?

...dass man an keinem Tag weiß, was einen erwartet – nicht mal in Balve, was im Vergleich zu einer Großbehörde beschaulicher ist. Da haben wir die dollsten Sachen erlebt.

Als Polizist sind Sie Stress-Manager. Manchmal haben Leute untereinander Stress, manchmal gibt es Stress zwischen Bürgern und Polizei. Wie gehen Sie damit um?

Balve  Franz-Josef „Bubi“ Griese im Einsatz beim Balver Schützenfest im vorigen Sommer
Balve  Franz-Josef „Bubi“ Griese im Einsatz beim Balver Schützenfest im vorigen Sommer © WP | Jürgen Overkott

Man versucht die Situation im Griff zu behalten. Aufregung und Hektik sind schlechte Berater.

Vielerorts ist die Rede davon, dass Einsatzkräfte wie Polizisten mit immer weniger Respekt behandelt werden. Wie ist Ihre Wahrnehmung?

Hier in Balve weniger. Vereinzelt passiert es. Aber die Stadt ist sozial anders strukturiert: Man kennt viele Leute über lange Jahre. Das ist anders als in einer Großbehörde, wo ein Polizist für Bürger ein anonymes Gegenüber ist. Ich erwarte nicht nur Respekt, sondern versuche auch Respekt zu geben.

Sind in Schulen und Kindergärten. Wird Polizist immer noch als Berufswunsch angegeben?

Ganz oft. Inzwischen immer öfter auch von Mädchen.