Balve/Lüdenscheid. Kreis will Breitband-Ausbau mit 54 Millionen vorantreiben. Nötig ist das. In Balve haben mehr als 50 Prozent der Haushalte nur ein lahmes Netz.
Der Märkische Kreis hat kürzlich Jubelstimmung verbreitet. Rund 54 Millionen Euro an Fördergeld und Mitteln des Kreises stehen für den Breitband-Ausbau bereit. Die Telekom soll die Datenautobahn bis 2025 mit den Zuschüssen ausbauen – außer in Menden und Iserlohn. Nebenher erweitert Mitbewerber Innogy das schnelle Netz auf privatwirtschaftlicher Basis. Noch ist viel zu tun.
Sparkassen-Vorstand Mike Kernig beklagte kürzlich im Namen heimischer Unternehmen die vielerorts niedrigen Datenübertragungsraten. „Der Breitband-Ausbau geht viel zu langsam voran“, zürnte er, „da muss mehr passieren.“
Auch SPD-Ortsvereinschef Thomas Vogtmann ist nicht gut auf die Internet-Versorgung zu sprechen. Der Mobilfunk-Experte erlebt die Datenautobahn in seinem Wohnort Beckum als Buckelpiste.
Welche Bereiche in Balve sind bereits von Innogy ausgebaut? Innogy-Fachmann Johannes Kobeloer sagte der WESTFALENPOST, das Unternehmen versorge über das sogenannte FttC-Netz (Fibre to the curb – Glasfaser bis zum Bordstein/Verteilkasten) Teile von Garbeck, Eisborn, Beckum, Langenholthausen, Volkringhausen, Mellen sowie Teile der Kernstadt Balve.
Kernort und Ortsteile sagen aber zunächst wenig über den tatsächlichen Versorgungsgrad mit schnellem Internet. Doch auch dazu äußerte sich Kobeloer: „Wir erreichen derzeit rund 2.500 Adressen, von denen circa 90 Prozent bereits heute Bandbreiten von bis zu 120 mbit pro Sekunde nutzen können. Derzeit nutzen bereits mehr als 1000 Haushalte unser Netz.“
George-Stephen McKinney von der Telekom ergänzte knapp: „Im Netz der Telekom sind bisher über 1.200 Haushalte ausgebaut.“
Balve zählte zum Jahresende etwa 11.500 Einwohner. Die Zahl der Haushalte liegt bei knapp 5.000. Mit anderen Worten: Aktuell verfügt nicht mal die Hälfte der Haushalte über schnelles Internet.
Das soll sich in den nächsten Jahren bessern. Der Baubeginn ist für den Sommer geplant.
Der Märkische Kreis hat sich am dritten Aufruf des Bundesförderprogramms erfolgreich beteiligt. Die Fördermittel sollen die Versorgung mit Glasfaserkabeln in Wohngebieten verbessern. Angepeilt wird die Versorgung von kreisweit mehr als 44.600 Haushalte – das entspricht 24.000 Adressen.
Beim sechsten Aufruf des Förderprogramms sollen Einzellagen außerhalb von Ortschaften bedient werden. Sie waren bisher nicht in den aufgeführten Förderverfahren berücksichtigt worden.
Der Bund stellt laut Kreis für rund 4.000 Privatadressen im Kreisgebiet sowie für 58 Schulen, acht Krankenhäuser und rund 2.200 Firmen-Anschlüsse in Gewerbegebieten weitere 30 Millionen Euro als Zuwendung für den Glasfaserausbau zur Verfügung. Die Fördermittel des Landes für den sogenannten sechsten Call („weiße Flecken“) der Bundesförderung sind beantragt: 27 Millionen Euro. Damit kann in diesem Jahr die europaweite Ausschreibung starten.
Innogy schließt rund 900 Häuser an
Wie viele Haushalte und Firmen im Stadtgebiet sollen bei den kommenden Ausbaustufen versorgt werden? Dazu Innogy-Sprecher Kobeloer: „Für eine eigenwirtschaftliche Erschließung von weiteren rund 900 Häusern in Balve liegen bereits die Ausbaupläne in der Schublade.“ Für diese Objekte werde Glasfaserkabel bis ins Haus verlegt.
Telekom-Sprecher McKinney nannte keine konkreten Zahlen.
In welchen Bereichen stehen noch Arbeiten von Innogy aus? Innogy-Sprecher Kobeloer: „Im Laufe des aktuellen Jahres werden wir die bereits verbaute Technik soweit ertüchtigt haben, dass FttC-Kunden sogar mit bis zu 250 mbit/s surfen können. Dies ermöglichen wir über das sogenannte Super-Vectoring.“ Bauarbeiten seien nicht notwendig. Kobeloer: „Die Arbeiten erfolgen vor allem im Hintergrund, in der verbauten Aktivtechnik und in der Produktspezifikation.“