Balve. Der Fachkräfte-Mangel ist das Thema Nr. 1 der heimischen Wirtschaft. Die Sparkasse fordert zudem den schnellen Ausbau der Datenautobahn.
„Das größte Thema in Balve ist der Fachkräfte-Mangel“: Das sagte Sparkassen-Vorstand Mike Kernig am Mittwoch bei der Vorstellung der „Diagnose Mittelstand“.
Der Sparkassen-Verband erhebt bundesweit Daten von rund 300.000 Unternehmen. Die Vereinigte Sparkasse im Märkischen Kreis fasste Rückmeldungen und Wünsche heimischer Firmen zusammen.
Kernig sagte, sowohl Industrie als auch Handwerk brauche dringend junge, qualifizierte Mitarbeiter. Die Unternehmen sei keineswegs untätig, fügte er hinzu. Ein Mittel seien geldwerte Extras, um Fachkräfte in die Region zu locken.
Kernig erneuerte die Forderung der Wirtschaft im oberen Hönnetal nach mehr Gewerbeflächen. Ausdehnung bestehender Betriebe und Ansiedlung neuer Unternehmen seien derzeit schwierig. Kernig versicherte, sich – beispielsweise im Team Wirtschaft – für Unternehmen einzusetzen, um Lösungen zu finden.
Zudem forderte Kernig ein weiteres Mal den zügigen Ausbau der Datenautobahn an. Er freute sich über die Zusage von 28 Millionen Euro Fördergeld für den Märkischen Kreis. „Ich wäre aber froh, wenn mehr Druck auf die Pipeline käme“, erklärte Kernig, „es wird viel zu wenig getan.“
Nach zehn Jahren mit deutlichem Wachstum sahen Kernig und der Leiter der Firmenkunden-Abteilung, Ralf Neumann, eine „Abkühlung auf hohem Niveau“. Von einer Rezession wollten beide ausdrücklich nichts wissen. Stattdessen erwartet Kernig im laufenden Jahr ein Wirtschaftsplus. Bereits in diesem Monat habe sich die Auftragslage der Unternehmen in der Region leicht verbessert.
Konsum und Investitionen
Bau und Handwerk bescheinigte Kernig eine „unglaublich gute Situation“. Die Binnenkonjunktur werde von Vollbeschäftigung und Lohnzuwächsen getragen. In einer Null-Zins-Phase werde konsumiert und investiert, stellte Kernig fest.
Autozulieferern im Märkischen Kreis geht es nach Einschätzung der Sparkasse schlechter als noch vor einem Jahr. Die Diskussion um ein mögliches Ende der Verbrenner-Ära und Beginn des E-Auto-Zeitalters sorge für Verunsicherung und Umsatz-Rückgänge. Eine „gute Geschäftslage“ attestierte Kernig der Industrie jenseits der Auto-Branche.
Die Lage der Landwirtschaft sei zwiegespalten, meinte Kernig. Schweinebauern profitieren demnach von steigenden Preisen. Zugleich seien sie besorgt, weil sie ein Übergreifen der Schweinepest auf Deutschland befürchten. Zuvor hatte schon der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband geargwöhnt, die Schweinepest lasse die Preise fürs Fleisch schlagartig sinken. Als schwierig bezeichnete Kernig die Situation der Milchbauern. Der Preis liege zwar über dem jüngsten Tiefstpreis, sei aber alles andere als kostendeckend.
Firmenkunden-Experte Neumann wies darauf hin, dass Landwirte in der Region hohe Summen in neue Technik investierten. „Technik kostet Geld“, sagte er, „jetzt wollen die Landwirte Geld verdienen.“ Ein Teil der Investitionen floß Neumann zufolge nicht in Stall- oder Futtermitteltechnik, sondern in erneuerbare Energie wie Anlagen für Biogas.
Unter Druck sehen die Sparkassen-Experten nach wie vor den Einzelhandel. Online-Riesen setzen ihn nach wie vor „unter Druck“. Die Fachleute sagte auf Nachfrage, dass der heimische Handel allerdings keine Anstrengungen unternehme, Digitalisierung seinerseits zu nutzen.