Garbeck.

Natürlich hatten sie alle drauf gewartet, wer in diesem Jahr mit der Dorfplakette bedacht werden würde: die 200 Garbecker(innen), die sich am Montagmittag zur Patronatsfeier der Gemeinde Heilige Drei Könige in der örtlichen Schützenhalle versammelt hatten. Natürlich gab es warmen Applaus, als Vize-Bürgermeister Alexander Schulte Dieter Loos und Manfred Dickgraefe von der Interessengemeinschaft (IG) Bundeswehrpatenschaft und Dorfgemeinschaft Garbeck auszeichnete. Immerhin hatte die IG hungrige Garbecker über mehr als drei Jahrzehnte hinweg in den Tagen vor Dreikönige mit Erbsensuppe aus der Gulaschkanone verpflegt. Doch der eigentliche Star des Dreikönigstreffens arbeitete im Verborgenen: Waltraut Grevener. Sie ist Köchin, und ist sie 77.

Rückblende. In der Dreikönigskirche predigt Pfarrer Michael Schmitt. Der Leiter des Pastoralverbundes Meschede/Bestwig hat einerseits ein Auswärtsspiel. Andererseits ist der Geistliche wieder in der Heimat seiner Familie angekommen. „Mein Ururgroßonkel Franz Schmitt kam aus Garbeck, und meine Mutter kommt aus Balve“, wird er der WESTFALENPOST nach Messe erzählen.

Das Geheimnis der Krümelkessauce

Waltraut Grevener (77, rechts) st die Seele des Küchenteams von Ina Friedriszik.
Waltraut Grevener (77, rechts) st die Seele des Küchenteams von Ina Friedriszik. © WP | jürgen overkott

eitgleich in der Schützenhalle bereiten Waltraut Grevener, zwei Kolleginnen und Chef Ina Friedriszik das Mittagessen vor. Es gibt Grünkohl, Mettwurst und Salzkartoffeln mit Krümelkessauce. Die Tradition will es so. Krümelkessauce? „Das ist Bratensauce mit Hackfleisch“, verrät Ina Friedriszik Neubürgern.

Das Friedriszik-Team werkelt in der Küche nicht ohne Grund: Ina Friedriszik und Ehemann Heinz haben das Garbecker Traditionslokal Haus Syré renoviert und, zur Feier des Tages, wieder eröffnet.

Waltraut Grevener ist die heimliche Chefin im Team. „Ich habe 34 Jahre in Sundern gearbeitet“, sagt sie. Die Frühlinghausenerin hat aus dem Ruhestand fix einen Unruhestand gemacht. „Ich muss sterben“, sagt Ina Friedriszik über Waltraut Grevener, bevor sie in der Küche vom Neuenrader Restaurant „Im Kohl“ an die Töpfe durfte, „ich muss sterben, wenn ich nicht mehr arbeiten darf.“ Ina Friedriszik hat volles Verständnis gehabt und bereut ihre Entscheidung in keiner Weise. „Sie ist so lieb“, sagt sie über die top-fitte altgediente Kollegin, „sie ist die Seele unserer Küche.“

Die Heiligen Drei Könige sind unterwegs für einen guten Zweck.
Die Heiligen Drei Könige sind unterwegs für einen guten Zweck. © WP | jürgen overkott

Zu den Profis gesellen sich Ehrenamtler. Gundhild Busche von der örtlichen Kfd kommt. Sie kennt, ganz nebenbei, das Gefühl, die Dorfplakette entgegenzunehmen. Sie hat die Auszeichnung im vergangenen Jahr erhalten. 23 Jahre lang hat Gundhild Busche Pläne und Vorhaben des Dorfausschusses notiert. „Jetzt bin ich froh, dass ich Zeit für meine Enkel habe“, meint sie frohgemut. Beim Spülen in der Küche helfen neben Kfd-Damen auch Sängerinnen des Frauenchores Cantiamo.

Vize-Bürgermeister Alexander Schulte wird später, vor Übergabe der Dorfplakette, wieder einmal das Ehrenamt preisen – wohlwissend, dass es im Balver Stadtgebiet nicht nur beschworen, sondern, mehr noch, gelebt wird.

Beispielsweise von Ulla Busche und ihrer Mannschaft vom TV Sauerlandia Garbeck. Sie versorgen die rund 300-köpfige Besucherschar unmittelbar nach der Festmesse mit Kaffee. Mitglieder von Feuerwehr und Schützen, darunter der Höveringhausener Landwirt Guido Schmoll, kümmern sich um gehopfte Getränke.

In der munteren Runde sitzen auch die Gemeindereferentinnen Elke Luig und Manuela Cyganek plus Gemeindeassistentin Theresa Schäfer. Sie sprechen über ihre Arbeit mit Kindern und Familien. „Wir sind froh, dass wir für die Familienkirche ehrenamtliche Unterstützung haben“, sagt Elke Luig, „aber man kann natürlich immer noch mehr gebrauchen.“

Stephan Honert gestaltet Plakette neu

Pfarrer Michael Schmitt hält die Festtagspredigt.
Pfarrer Michael Schmitt hält die Festtagspredigt. © WP | jürgen overkott

Auch die IG steht für gelebtes Ehrenamt. Dieter Loos und Manfred Dickgraefe haben sich besonders über die Auszeichnung gefreut. Immerhin ist sie von Modellbaumeister Stephan Honert neugestaltet worden.

Für den standesgemäßen Einzug der Dorfgemeinschaft hat der MV Amicitia Garbeck gesorgt. Mit klingendem Spiel hat der Musikzug dafür gesorgt, dass die Kirchgänger nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar vom Gotteshaus zur Schützenhalle gezogen sind.

Vorne weg die Sternsinger. Sie sammeln Spenden für das Straßenkinder-Projekt von Schwester Damian Maria Boekholt in Kenia. Sie lebt zwar inzwischen in Deutschland. Doch ihr Herz schlägt immer noch für Afrika.