Balve/Stockum. Werner Ahrens gilt als der Design-Papst des Sauerlandes. Er schuf Markenzeichen – und wurde selbst eines. Jetzt gibt es eine Werkschau in Stockum.
Es war ein Wagnis, der Erfolg alles andere als sicher. Werner Ahrens hat sich vor 65 Jahren auf das berufliche Abenteuer eingelassen, sich in seiner Heimatstadt Balve als freischaffender Grafikdesigner selbstständig zu machen. Schnell wurde das Wirtschaftswunder im Sauerland auch zu seiner Erfolgsgeschichte. Kaum ein namhaftes Unternehmen, kaum eine große Institution, die über Jahrzehnte hinweg auf die Prägnanz seiner Logos verzichten wollten. Werner Ahrens machte das Sauerland und seine Firmen zum Markenprodukt. Das Beste aus fünf Jahrzehnten ist im Berghaus in Stockum zu sehen. Welche Philosophie steckt dahinter?
Wir treffen uns in seinem Haus in Balve-Süd. Als wir kommen, steht Werner Ahrens bereits am Eingang. Kaffee steht auf dem Tisch, es duftet nach Weihnachtsplätzchen.
Der Eingangsbereich ist verglast. Er wirkt wie eine Dauerausstellung – ein Showroom, der nebenher Werbung macht für Werner Ahrens Werkschau in Stockum.
Großformate an der Wand stehen für die chamäleonartige Vielfalt der Stile, die der Design-Papst Südwestfalens mühelos beherrscht. So hat er Ausschnitte eigener Figurendarstellungen derart vergrößert, dass sie zu einer Ansammlung farbiger Quadrate abstrahiert wurden. Das zeichnet einerseits den berühmten Künstler Piet Mondrian aus. Andererseits stehen bunte Quadrate für das Grundmuster digitaler Fotografie. Fachleute sprechen von Pixeln. Nebenher hat der 83-Jährige aus dem Zitat eines eigenen Werkes ein neues Kunstwerk geschaffen. Ein Selbstporträt kombiniert die feine Kunst des groben Rasters im Stil des Pop-Künstlers Roy Lichtenstein mit dem schnellen Strich des geübten Karikaturisten. Die betonten Linien von Comic-Zeichnern prägen das Bild einer Mammut-Herde.
Genauere Blicke in die Regale lehren, dass die Urzeitviecher Werner Ahrens’ Lieblingstiere sind. Kein Wunder, dass es ihm gelungen ist, Mammuts zum offiziellen Wappentier Balves zu machen und, mehr noch, in der Bevölkerung eine kaum zu toppende Identifikation mit dem Eiszeit-Zottel herzustellen.
Erst das Ziel, dann der Weg
Ein anderes Thema, mit dem sich Werner Ahrens zeitlebens auseinandergesetzt hat, ein Thema, an dem er sich zusehens reibt, ist die Katholische Kirche – „auch wenn ich sie immer kritischer sehe“, wie er hinzufügt. Für den Pastoralverbund hat er ein Logo entworfen; es ist auf jedem Pfarrbrief zu sehen. Vor sechs Jahren, im Frühjahr 2013, hat es der Grafikdesigner vorgestellt.
Werner Ahrens nimmt das Signet und erläutert daran beispielhaft sein Vorgehen. „Ich muss erst mal wissen, wo ich hin will“, sagt er. „Zuerst geht es mir um das Ziel und dann erst um den Weg dahin.“
Vereinfachung bedeutet für ihn Verdeutlichung. Am Ende steht ein leicht fassliches, unverkennbares Markenzeichen. Beim Pastoralverbund hat Werner Ahrens drei Symbole miteinander verbunden: Kreuz, Auge und Wasserlinie. „Das Kreuz ist das Ursymbol für uns Christen“, stellt er fest. Das Auge verweist auf eine regionale Heilungsgeschichte aus dem frühen Mittelalter. Die Wasserlinie kombiniert das christliche Taufsymbol mit dem Fluss, der die Region prägt wie sonst kaum etwas.
Werner Ahrens’ Grafiken sind zu Ikonen des Alltags geworden. Er stellt nicht selten unter freiem Himmel aus. So wirbt ein Querformat an der A 45 mit stilisierter bewaldeter Berglandschaft fürs Sauerland.
Am Samstag wie Sonntag und am Wochenende darauf, jeweils von 16 bis 18 Uhr, ist heimische Gebrauchskunst indes in einem Kunsttempel zu sehen. Im Berghaus sind Objekte von Werner Ahrens ausgestellt. Der Künstler selbst steht Besuchern Rede und Antwort. Das Motto der Ausstellung ist sein Credo: „Werbung ist Kunst, Kunst ist Werbung.“