Balve/Lüdenscheid. Das Mammut-Projekt Breitband-Ausbau kann starten 28 Millionen Euro Fördergeld sind da. Was noch zu tun ist, wann die Arbeiten beginnen.

Die Finanzierung des Breitbandausbaus im Märkischen Kreis ist gesichert. Jetzt kann schnelles Internet überall kommen. Landrat Thomas Gemke und der Breitbandkoordinator des Kreises, Sergej Rudsinski, nahmen in Arnsberg den Förderbescheid in Höhe von 28,1 Millionen Euro von Regierungspräsident Hans-Josef Vogel entgegen. Das teilte Kreis-Sprecher Hendrik Klein mit.

Wenige Wochen zuvor hat der Bund demnach rund 30,2 Millionen Euro für den Glasfaserausbau in unterversorgten Wohngebieten zur Verfügung gestellt. Zusammen mit dem kommunalen Eigenanteil fließen bis zum Ende 2022 rund 60,45 Millionen Euro in den Breitbandausbau.

„Absolut verdient“, wird Gemke zitiert. „Auch die Bewohner des Märkischen Kreises haben in Bezug auf schnelles Internet ein Anrecht auf gleichwertige Lebensverhältnisse. Es ist die höchste Fördersumme, die der Märkische Kreis je bekommen hat.“

44.600 Haushalte werden versorgt

Ohne die Förderkulisse und den Milliardensummen, die von Bund und Land für den Breitbandausbau bereitgestellt werden, sei dies jedoch nicht möglich, hieß es. Allein im Märkischen Kreis sollen zukünftig 44.600 Haushalte oder 24.000 Adressen mit Glasfaseranschlüssen ins Haus (FTTH – Fibre to the home) versorgt werden. Grundschulen und weiterführende Schulen werden angeschlossen. Glasfaser wird über eine Strecke von rund 1.810 Kilometer verlegt. Das Vorhaben gilt deutschlandweit als eines der größten Ausbauprojekte überhaupt.

Gemke dankte den kreisangehörigen Städten und Gemeinden für ihren „bedeutenden Beitrag“.

Internetseite und Info-Veranstaltungen geplant

Die nächsten Schritte: Nach der Vertragsunterschrift mit zukünftigen Netzbetreibern im Januar sollen die Förderflächen, Ausbaupläne und weitere wichtige Informationen zum Glasfaserausbau veröffentlicht werden. Eine Webseite mit zusätzlichen Karten wird die häufigsten Fragen beantworten, mehrere Informationsveranstaltungen vor Ort werden in den Wohngebieten angeboten. Zudem erhalten in Abhängigkeit von der Ausbaureihenfolge alle Immobilien-Eigentümer ein Anschreiben, um den Herstellungsauftrag zu erteilen.

Einzellagen kommen ans schnelle Netz

Gute Nachrichten gibt es laut Kreis-Sprecher Klein auch für Einzellagen außerhalb größerer Ortschaften. Der Bund stellt für 4.000 Privatadressen im Märkischen Kreis sowie für 58 Schulen, acht Krankenhäuser und rund 2.200 Firmen-Anschlüsse in Gewerbegebieten weitere 30 Millionen Euro als Zuwendung für den Glasfaserausbau zur Verfügung. Die Fördermittel des Landes für den sogenannten sechsten Call („weiße Flecken“) der Bundesförderung sind in Höhe von 27 Millionen Euro beantragt. Damit könne im nächsten Jahr die europaweite Ausschreibung gestartet werden, hieß es.

Zusammen mit dem Glasfaserausbau in Gewerbegebieten, der im Rahmen des Regionalen Wirtschaftsförderprogramms des Landes NRW bereits im April 2020 abgeschlossen sein wird, fließen voraussichtlich bis 2025 geschätzt 126 Millionen Euro Fördergelder in den leitungsgebundenen Breitbandausbau.

Weniger Bürokratie

Der Weg dorthin war für die Verwaltung sehr aufwands- und zeitintensiv. Deshalb werden Landrat Gemke und die Bürgermeister(innen) im Kreis nicht müde, sich für Entbürokratisierung und Vereinfachung der Förderverfahren einzusetzen. Bis zum Beginn der Tiefbauarbeiten bittet der Kreis darum, von Einzelanfragen abzusehen und noch etwas Geduld aufzubringen. Wer in welchen Förderverfahren, wann genau mit einem Ausbau rechnen kann, kann dies ebenfalls im Januar nach Veröffentlichung der Webseite in Erfahrung bringen.

Cay Schmidt: Licht am Ende des Tunnels

SPD-Fraktionschef Cay Schmidt bei seiner Haushaltsrede 2020
SPD-Fraktionschef Cay Schmidt bei seiner Haushaltsrede 2020 © WP | jürgen overkott

Bürgermeister Hubertus Mühling (CDU) sagte der WESTFALENPOST: "Das ist die Nachricht, auf die wir lange gewartet haben.“ Am Ende habe sich das Warten gelohnt, denn mit diesem Förderbescheid werden nahezu alle Haushalte vom nächsten Jahr an „mit einem kostenlosen Glasfaseranschluss versehen“ – vorausgesetzt der Hauseigentümer möchte es. Die Stadt Balve beteiligt sich mit 483.000 Euro an der Breitbandversorgung. Mühling: „Ein stolzer Betrag, der aber absolut richtig investiert ist, da durch dieses Förderprogramm und die Eigenmittel der Stadt Balve zukünftig 4618 Haushalte einen Glasfaseranschluss erhalten können.“

SPD-Fraktionschef Cay Schmidt zeigte sich auf Anfrage der WESTFALENPOST erleichtert: „Endlich gibt es in dieser Angelegenheit Licht am Ende des Tunnels. Natürlich hoffe ich, dass nach dieser langen Vorbereitungs- und Genehmigungszeit, der letztendliche Ausbau im Dienste der Bürger und Unternehmen zügig umgesetzt werden kann. Damit wäre auch ein Wettbewerbs-Nachteil der Balver Unternehmen und eine eingeschränkte Teilhabe der Balver Bürger vom Tisch.“ Schmidt denkt dabei vor allem Randlagen und „weiße Flecken“.