Balve.
Der Neue ist da. Vorigen Sonntag hat sich Pastor Christian Naton bereits der Katholischen St.-Blasius-Gemeinde in der Pfarrkirche vorgestellt. Wie tickt der Nachfolger von Vikar Tobias Kiene? Wo kommt er her? Was treibt ihn an? Und: Welche ersten Eindrücke hat er in Balve gesammelt?
Wir haben uns an der St.-Blasius-Kirche verabredet. Den genauen Ort haben wir offen gelassen. Pastor Naton wartet schon. „Wollen wir ins Büro, oder wollen wir in die Kirche gehen?“
Ich schlage die Kirche vor. Immerhin wird er hier regelmäßig von seiner Gemeinde wahrgenommen. Das Gotteshaus gilt gemeinhin als Arbeitsplatz eines Geistlichen – auch wenn fast alle wissen, dass das nur die halbe Wahrheit ist.
Die St.-Blasius-Kirche gefällt Pastor Naton. „Sie war ein Grund dafür, warum ich mich für Balve entschieden habe“, sagt er. Zuletzt war er in Castrop-Rauxel tätig. Am kommenden Sonntag wird er verabschiedet. Anfang Dezember war das kaum möglich. In der Gemeinde stand eine Firmung an.
Das Ruhrgebiet ist Pastor Natons Heimat. Er kommt aus Dortmund, genauer: aus Brechten. Dort treffen sich Revier und Münsterland. Zur Schule musste Christian Naton allerdings in die City: „45 Minuten mit der Straßenbahn – die U-Bahn gab es damals noch nicht.“ Das Gymnasium, das er besuchte, liegt an einer Einflugschneise zum Westfalenpark.
„Dort bin ich zum ersten Mal mit Fußballfans in Kontakt gekommen“, sagt er. Samstags zog eine schwarz-gelbe Karawane zum Stadion. „Mein erstes Spiel habe ich besucht, als Borussia aus der zweiten Liga aufstieg, Borussia gegen Schalke, Borussia hat 2:1 gewonnen“, erinnert sich der Mann aus dem Jahrgang 1966 – ein Jahr, das für den damaligen Pokalsieger BVB eine fast mythische Bedeutung hat. „Die Stimmung unter den Fans war damals viel aggressiver als heute. Es gab Schlägereien – und schlimme rassistische Beleidigungen. Aber wir waren damals unbefangen. Und uns ist nichts passiert.“
Heute sieht der Geistliche Fußball nicht mehr als Fan. Nach der umstrittenen WM-Entscheidung für Katar kam bei ihm Katerstimmung auf. „Ich sehe mir“, verspricht Pastor Naton, „lieber mal ein Spiel in Balve an.“ Die Clubs werden es gern hören.
Umweg führt zur Theologie
Der Weg nach Balve führte über Marsberg, Hüsten und Castrop-Rauxel. Doch davor stand für Christian Naton noch ein anderer Weg an: der zur Theologie. „Nach der Schule habe ich nämlich Germanistik und Geschichte studiert, an der Ruhr-Universität in Bochum“, erzählt der 1,85-Meter-Mann. „Wenn ich eines nicht werden wollte, war das Pfarrer oder Lehrer. Heute bin ich beides.“
Wie kam es zu dem Wandel? „Es war in einem Gottesdienst in meiner Heimatgemeinde St. Antonius Brechten, ich glaube, es war Himmelfahrt“, erinnert sich Pastor Naton. „In diesem Gottesdienst wurde mir bewusst, dass Jesus mich ruft.“ Nach einer mehrwöchigen Orientierungszeit wurde für ihn das Gefühl zur Gewissheit.
Als junger Theologe stürzte sich Christian Naton in die Arbeit. „In Marsberg habe ich 80 Stunden die Woche gearbeitet“, gesteht der Geistliche, „ich hätte jemanden gebrauchen können, der mir auf die Schulter getippt hätte und mir gesagt hätte, tritt mal kürzer.“
Genau so einen Chef fand Pastor Naton in Hüsten: den inzwischen verstorbenen Pfarrer Willi Henkemeier. „Er hat mir den Rücken frei gehalten, und er hat mir immer wieder gute Tipps gegeben.“
Inzwischen, nach 22 Berufsjahren, verströmt Pastor Naton eine Gelassenheit, die er auch in Balve vorfindet: „Die Leute sind sehr gelassen.“ Auch mit dem Hönne-Humor kommt Pastor Naton gut zurecht. Wie auch anders? Zu seiner Arbeit gehörte auch eine Kabarettgruppe.