Balve. Die Landtagsabgeordnete Inge Blask (SPD) bat zum Verkehrsgipfel. Sie wollte wissen, wie um die Mobilität steht. Genosse Vogtmann sprach Klartext.
Mehr Geld und ein besseres Image für den Nahverkehr. Das könnte die Menschen wegholen vom eigenen Auto. Landtagsabgeordnete Inge Blask (SPD) diskutierte am Dienstagabend mit Experten und Bürgern über Öffentlichen Personennahverkehr auf dem Land.
Wobei Konsens besteht: Ein besserer Nahverkehr kann nur ein Baustein aus einem viel größeren Puzzle sein. Eine perfekte Lösung gibt es nicht. Dabei drängt das Thema Mobilitätswende, auch bedingt durch den Klimawandel.
Tour zur Sorpe schon mühsam
Im ländlichen Raum sind Bus- und Bahnverbindungen oft dünn gesät. Und in Balve ganz besonders dünn. In der Expertenrunde, die Blask im Haus Padberg um sich versammelt hat, ist Thomas Vogtmann, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins, der Mann mit der kommunalen Kompetenz. „Ohne Auto ist man hier aufgeschmissen“, bringt es der Kommunalpolitiker auf den Punkt.
Die Hönnetalbahn ermögliche in Richtung Menden und weiter ins Ruhrgebiet ganz gute Anschlüsse. Aber in den angrenzenden Hochsauerlandkreis, geschweige denn zum nahen Sorpesee? „Auch nach Lüdenscheid wird es ganz schwierig, und das ist immerhin unsere Kreisstadt“, erklärt Vogtmann mit Blick auf mehrmaliges Umsteigen zwischen Bahn und Bus. Das Ergebnis: „Ich fahre meistens mit dem Auto, obwohl ich natürlich weiß, dass das für das Klima nicht gut ist.“
Neben ihm und Blask sind am Dienstagabend noch Carsten Löcker, verkehrspolitischer Sprecher der SPD im Düsseldorfer Landtag, Matthias Laise, Geschäftsführer der MVG, sowie Bernd Reichelt von den Mendener Stadtwerken da.
Die Anzahl an Zuhörern ist allerdings kaum größer als die Expertenrunde vorne am Tisch. Nicht mal zweistellig, was vielleicht auch an parallelen Veranstaltungen liegt.
Was also kann man tun, um die Mobilität ohne eigenes Auto im ländlichen Raum zu fördern? MVG-Chef Matthias Laise sagt, nur ein ganzes Bündel von Maßnahmen können das bewirken. Ein Schlüssel ist die bedarfsgerechte Mobilität. (Klein-)Busse oder Sammeltaxen, die auf Anforderung fahren. Nicht auf festgelegten Routen sondern von Wohnort A zu Reiseziel B. Hier sei die MVG schon dabei, an Möglichkeiten zu arbeiten. Reichelt erweitert diese Vision später um die Möglichkeiten des Autonomen Fahrens. Selbst oder gerade in einem kleinen Dorf (in diesem Fall nennt er Mellen als Beispiel) könnte mal ein selbstfahrendes Fahrzeug seine Runden drehen. Gesteuert von intelligenter Technik und Apps, die zum Beispiel den Fahrwunsch verwalten. Laise nennt noch eine weitere Vision: Schon bei der Terminvergabe in der Arztpraxis kann die Fahrt hin und zurück gebucht werden.
Zuhörer Adalbert Allhoff-Cramer bringt seine Erfahrungen als Balver Bürgerbusfahrer mit ein. Viel zu oft, so seine Einschätzung, fahre er sprichwörtlich nur heiße Luft durch die Gegend. „Die Akzeptanz des Bürgerbus ist nicht so hoch in der Bevölkerung, wie sein sollte.“ Genutzt werde dieses Angebot hauptsächlich von Menschen, die kein eigenes Auto haben: Senioren und Jugendliche. Andere Städte seien schon weiter, auch dieses – ehrenamtlich aus der Bürgerschaft getragene – Angebot bedarfsgerechter und flexibler zu gestalten.