Balve. Erst wütete „Kyrill“, dann kam die Dürre. Borkenkäfer wüten im Tann, Buchen vertrocknet. Und junge Bäume werden zur Beute von Rehen. Was tun?
Rehwild bedroht den Umbau des heimischen Forstes von reinen Fichtenbeständen hin zum Mischwald. Förster Richard Nikodem nennt dafür auf Anfrage der „Westfalenpost“ einen schlichten Grund: Rehe sind Feinschmecker – sie fressen gern das, was selten ist. Hilft stärkere Bejagung?
„In ganz Deutschland gibt es deutlich zu hohe Schalenwildbestände“, weiß Richard Nikodem. „Das ist auch ein Grund, warum der Waldumbau von Fichten-Reinbeständen in den letzten 30 Jahren nur sehr langsam vorangekommen ist.“ In Fichtenbeständen sucht Rehwild entweder den Buchen Voranbau oder die in seinen Augen leckere junge Eichenkultur. Die Diskussion über eine stärkere Bejagung von Rehen ist alt. Neu ist nur, sagte Richard Nikodem, dass sie mit Blick auf Dürre und Klimawandel wieder Fahrt aufnahm.
Dem Ansinnen der Jäger seien allerdings Grenzen gesetzt, meint der Wald-Experte. „Seit ,Kyrill’ ist es allerdings in unserer Gegend extrem schwierig, Rehwild zu jagen. Die kommen aus den ,Kyrill’-Flächen nur ungern heraus.“
Monstersturm „Kyrill“ rasierte in der Nacht zum 19. Januar 2007 ganze Wälder in Südwestfalen. Besonders betroffen: Balve.
Die „Kyrill“-Wälder sind allerdings nach Angaben von Richard Nikodem inzwischen so hoch, dass die Rehe dort nicht stören.
Dennoch gibt es auf heimischen Kuppen wieder neue Freiflächen: genau dort, wo im vergangenen und im laufenden Jahr die Borkenkäfer wüteten. Richard Nikodem: „Wenn jetzt aber wieder neue Kulturen auf Käferflächen entstehen, müssen diese Flächen besonders intensiv bejagt werden.“
Zaun als Alternative zur Patrone
Geht es auch ohne Jagd? „Die Alternative ist nur der Zaun. Der ist aber teuer und schränkt die Bewegungsfreiheit der Rehe (und Jäger) weiter ein, ist daher bei beiden nicht sonderlich beliebt“, meint der Forst-Fachmann. Dennoch sieht er Zäune zumindest in Teilbereichen als sinnvoll an: „wenn die Flächen nicht zu groß sind“.
Waldbesitzer müssen Kosten und Nutzen abwägen. Rund acht bis neun Euro kostet der laufende Meter Zaun. Richard Nikodem rechnet Aufbau, regelmäßige Kontrolle, Abbau und Entsorgung ein. „Die Patrone kostet drei bis vier Euro, und als Zugabe gibt es für rund 100 bis 150 Euro bestes Biofleisch.“ Richard Nikodems Fazit: „Wir könnten die Probleme mit Wild auf den Kulturflächen also lösen, wenn wir nur wollen…Risiken gibt’s nur für die Rehe…“