Mellen. Regen beim Laufen, Sonne im Herzen: So schlecht die äußeren Bedingungen beim Burgberglauf, so gut war die Stimmung. Wie lief es im WP-Team?
Es gibt Lügen, Notlügen und Wetterberichte. Noch kurz vor dem Start behaupten Online-Wetterdienste, der Sonntag bleibe kühl und trocken. Denkste. Eine halbe Stunde vorm Start des Zehn-Kilometer-Feldes rund um den Burgberg in Mellen nieselt es leise. Pünktlich zum Start öffnet der Himmel über dem Golddorf alle Schleusen. Die 40-köpfige Läuferschar kann entscheiden, ob sie laufen oder schwimmen will. Wie läuft’s im WP-Team?
Fünf wollten mitlaufen, vier sind gekommen. Die Truppe ist klein, die Stimmung fein. Dirk ist aus Fröndenberg gekommen, Christa aus Bösperde, ich habe meinen Sohn Bjarne aktivieren können.
Wir alle haben Lauferfahrung. Ich allerdings habe einen Vorteil: Ich kenne die Strecke. Zehn Kilometer geht die Runde rund ums Golddorf. Vom Orlebachstadion führt der Weg zum neuen Feuerwehrhaus und dann, Gott sei Dank, in den Burgberg-Wald. Nie war ein Blätterdach so wertvoll wie heute. Die Piste ist mal gewalzt, mal geschottert. Asphaltiert ist nur ein kleines Stück zwischen Dorf und Knapp.
Organisator Otmar Hermanns weist die Starter zeitig auf den Höhe-Punkt der Strecke hin: „Ab Kilometer 7,8 kommt eine knackige Steigung. Da geht es rauf zum Bollenberg.“ Zehn Prozent Steigung auf 300 Metern.
Im Nachhinein wird mancher Läufer erzählen, wie sehr der Bollenberg in den Waden gezwickt hat. „Das war ein schwerer Kurs“, sagt einer aus Unna im Ziel-Bereich, „vor allem die letzte Steigung. Ich selbst bin das gar nicht gewohnt. In Kessebüren ist alles flach.“
Zurück zum Start. Wir vier warten aufs Startsignal, sprechen uns ab: „Sollen wir gemeinsam laufen, oder läuft jeder sein eigenes Tempo?“ Wir einigen uns darauf, dass wir als Gruppe losziehen.
Der gute Vorsatz hält 500 Meter. Dann lasse ich drei übrigen WPler ziehen. Ich sehe mich um – ich bin allein.
Allein? Nicht ganz. Ein Tross von vier jungen Mountainbikern aus Mellen ist mein Geleitschutz. Nie zuvor bin ich beim Laufen so intensiv betreut worden. Mein vergleichsweise lahmes Tempo nehmen die Jungs mit stoischer Gelassenheit hin. Sie haben einen klaren Auftrag: „Wenn jemand in eine Notlage gerät, sollen wir Hilfe herbeitelefonieren.“
Warum letzter Platz Riesenerfolg ist
Nicht nötig: Es läuft. Derweil wird der Abstand zum Hauptfeld immer größer. Oben auf der Kuppe höre ich Otmar Hermanns unten im Dorf. Die Ersten sind schon im Ziel.
Vorjahressieger Andre Kraus hat die zehn Kilometer in 34:31 Minuten geschrubbt, vor Jonas Klippert (39:03 Minuten) und Markus Ten-ambergen (39:33 Minuten). Thomas Bianga vom Musikverein Beckum wird Fünfter (41:05 Minuten) vor Andre Flöper aus dem Rathaus (41:28 Minuten). Martin Gruschka von Wocklum Chemie schafft Platz elf mit 45:03 Minuten. Bester WP-Mann wird Dirk mit 51:15 Minuten.
Ich selbst verteidige den letzten Platz: 65:10 Minuten. Es war meine schnellste Zehn-Kilometer-Runde. Die Massage hilft in doppelter Hinsicht: immer schön locker bleiben.