Eisborn. Die Initiative BGS wirft Lhoist beim Steinbruch-Ausbau Lügen vor. Das Unternehmen sei nicht so unwissend, wie es sich gebe. Was die BGS sagt.

Die Bürgerinitiative gegen die geplante Steinbrucherweiterung (BGS) in Eisborn wirft Betreiber Lhoist/Rheinkalk Lügen vor. Der BGS-Vorstand arbeitet an Möglichkeiten, das Vorhaben juristisch zu stoppen, wie er am Donnerstagabend bei einem Pressegespräch in der Antoniushütte erklärte.

Die Bürgerinitiative hat sich Ende April gegründet, nachdem die Pläne der Lhoist-Gruppe zur Steinbrucherweiterung bekannt geworden waren. Am 9. April gab es eine Bürgerversammlung. Eingeladen hatte der Betreiber. Laut BGS-Schriftführer Hans Dieter Kolossa gab das Unternehmen an, viele Fragen der Initiative nicht beantworten zu können. Das stellt der BGS-Vorstand in Frage. Denn nach seinen Informationen sind wesentliche Teil der Planunterlagen von Rheinkalk bereits wenige Tage vorher fertig gestellt worden.

Abraumhalde höher als der Ebberg

Bernhard Krutmann, Pressesprecher der Initiative
Bernhard Krutmann, Pressesprecher der Initiative © WP | Alexander Lück

Die Initiative stellte umfangreiches Kartenmaterial vor. Es zeigt etwa die neu geplante Abbaufläche sowie die Abraumhalde. Eine der Karten hat der Vorstand vom Märkischen Kreis bekommen. Sie trägt das Datum 2. April – wenige Tage vor der Info-Veranstaltung des Betreibers. BGS-Sprecher Bernhard Krutmann: „Zur geplanten Abraummenge durch die Erweiterung konnte man damals bei der Versammlung angeblich auch noch nichts sagen.“

Die von der BGS vorgelegte Karte gibt für die Abraumhalde, die sich östlich an das bisherige Gebiet in Richtung der Eisborner Vogelstange anschließt, eine Höhe von 400 Metern über Normalnull an. „Die soll also zehn Meter höher werden als der Ebberg“, sagte BGS-Vorsitzender Michael Hirt. Er befürchtet eine Verschandelung der Landschaft. Der Eisborner Richard Müller, im Nabu engagiert, hat am Computer ein Grafik erstellt, das die Ansicht der Halde von Asbeck aus simuliert: ein braun-grauen Klotz, der unübersehbar in der Landschaft thront.

Die BGS sieht auch Gefahr für das Grundwasser. Schon jetzt falle der Asbecker Bach im Sommer trocken, mit Auswirkungen bis zur Hönnemündung in Fröndenberg. Rheinkalk habe angegeben, aktuell nur 3,5 statt der ihnen genehmigten 11 Millionen Kubikmeter Grundwasser pro Jahr für den Kalksteinabbau zu entnehmen. Krutmann: „Diese Aussage prüft aber niemand.“

Streitpunkt: Staub.
Streitpunkt: Staub. © WP | Peter Müller

Staubwolken hatten zuletzt schon für Aufsehen in den Dörfern rund um den Steinbruch gesorgt. Die BGS forderte Sofortmaßnahmen des Regierungspräsidenten. Er erklärte sich jüngst für nicht zuständig. Auf eine Antwort vom Märkischen Kreis wartet man noch. „Sie ist uns aber bis Ende nächster Woche versprochen“, so Hans Dieter Kolossa.

Thema Flora und Fauna: Die Initiative fürchtet den Wegfall einer wertvollen, schutzwürdigen Landschaft. Müller zufolge sind kürzlich dort neue Biotope gefunden worden, ebenso zwei Höhlensysteme in einer Steilwand. Müller: „Diese sind eigentlich automatisch geschützt, ohne weitere Gutachten.“ Mutmaßlich leben darin Fledermäuse, Feuersalamander und andere Tiere.

Thema Sprengungen: Deren Auswirkungen müssen laut BGS regelmäßig überprüft werden. Risse gebe es an einer Vielzahl von Häusern in Eisborn. Die BGS sieht sie als Langzeit-Wirkung von Sprengungen über Jahre hinweg. Hirt: „Mit den neuen Plänen haben wir bald keine ruhige Minute mehr hier.“

Streitpunkt: Sprengungen
Streitpunkt: Sprengungen © WP | Peter Müller

Der Vorstand hat weitere Fragen – etwa nach der Standfestigkeit der Halde oder nach der ökonomischen Notwendigkeit der Erweiterung des Steinbruchs. Schon jetzt gehe ein Teil der Produktion ins Ausland, sagt Krutmann. Also wozu das Gebiet vergrößern und die Produktion um etwa 50 Prozent steigern?

Der Vorstand betont mit Blick auf Lhoist, dialogbereit zu sein. Aber um auf Augenhöhe zu reden, brauche man den gleichen Wissensstand. Deshalb sieht auch Eisborns Ortsvorsteher Martin Danne aktuell keine Veranlassung, den Betreiber zu der Bürgerversammlung am 11. September, 19.30 Uhr, in der Schützenhalle einzuladen. Dort sollen alle Bürger-Meinungen gehört werden. Gemeinsam soll eine Strategie für den Kampf gegen die Steinbrucherweiterung erarbeitet werden. Der BGS-Vorstand geht ausdrücklich ergebnisoffen in diesen Abend.