Balve. Balves Schützenkönig ist zurück. Giacomo van Meegen diente sechs Monate lang in Afghanistan. Wie fühlte sich der Einsatz an? Wen hat er vermisst?
Er zieht lange an seiner Zigarette, spricht leise, sieht nachdenklich aus. Giacomo van Meegen ist gerade mal 22. Er wirkt älter als Gleichaltrige, reifer. Kein Wunder, Balves Schützenkönig war ein halbes Jahr lang in Afghanistan. Erst seit einer Woche ist er wieder in Deutschland, in Nordrhein-Westfalen, in Balve. „Ich bin froh, wieder hier zu sein.“ Seine Stimme klingt zurückhaltend. Dafür strahlen seine Augen. Und die Augen seiner Schützenbrüder strahlen auch. Willkommen zuhause.
Wir treffen uns am Dienstagabend vor der Höhle. Die Tropfstein-Arena wird vorbereitet fürs Fest. Gelbwesten, Blaumänner, Arbeitsatmosphäre. Es ist wuselig, es ist noch viel zu tun.
Giacomo van Meegen erzählt. Er weiß, was er sagen darf, und er weiß, was seiner Truppe in Mazar-i-Sharif schadet. Als Panzergrenadier hatte er einen klaren Auftrag: Er gehörte zu einem Team, dass Nato-Berater der afghanischen Regierung im Norden des Landes schützen sollte. „Resolute Support“ heißt die Mission: starke Unterstützung.
Gab es in den sechs Monaten eine ungemütliche Situation? Giacomo van Meegen schüttelt leicht den Kopf. „Nein“, entgegnet er, „der größte Feind war die Hitze.“ 40 Grad im Sommer gelten als normal. Zuweilen knallt die Sonne mit 45 Grad. „Und nachts sinken die Temperaturen kaum unter 25.“
Ein schweißtreibender Job. „Wir haben sechs, sieben Liter Flüssigkeit am Tag getrunken“, berichtet der Zeitsoldat.
Die Arbeit war gekennzeichnet von wechselnden Diensten. „Ein Wochenende haben wir nicht“, hat uns Giacomo van Meegen bereits vor seiner Rückkehr per WhatsApp gestanden. Jetzt erzählt er, dass er eine Art Wechseldienst hatte, „rund um die Uhr“. Sie sollten für Feinde unberechenbar bleiben.
Langeweile kannte er nicht. „Wir hatten wechselnde Aufträge“, erinnert sich Giacomo van Meegen, „und wir mussten immer aufmerksam sein.“
Gab es Freizeit? „Ja“, erwidert er, „wir haben Sport gemacht, und es gab auch einen Raum mit Billard-Tisch. Und wir haben viel geredet, auch über die Familie.“ Das schafft Nähe an einem Ort, der weit weg ist von der Heimat.
Wie hat er Kontakt gehalten? „Wir hatten Wlan“, sagt Giacomo van Meegen, „das fiel zwar manchmal aus, aber hier ist das ja ganz genauso.“ Gab’s mal eine Panne, stapelten sich die WhatsApp-Nachrichten. „Ich wusste manchmal gar nicht, wie ich das alles abarbeiten sollte.“ Giacomo van Meegen lacht leise.
Freundin vermisst – und Freunde
Seine Freundin Nina Autering hat er vermisst, klar, und seine Freunde aus Balve, die Schützenbrüder.
Inzwischen wohnt Giacomo van Meegen in Düsseldorf: „Eller“, erzählt er, „fünf Minuten entfernt von der Innenstadt.“ Im Herzen aber dürfte er für immer Balver bleiben: „Auch in Düsseldorf spüre ich: Ich bin ein Junge vom Dorf.“ Düsseldorf bleibt er aber erst mal der Ort seiner Wahl. „Vier Jahre bin ich bei der Bundeswehr“, sagt er, „ich werde verlängert, zwölf Jahre, ich mache eine IT-Ausbildung bei der Luftwaffe.“
Giacomo van Meegen spricht bedächtig, aber entschieden. Genauso entschieden hat er sein Ding im vorigen Jahr beim Königschießen gemacht. „Ich wusste, dass ich gut schießen kann. Ich wusste, dass Nina mich unterstützt. Und ich wusste, dass das Finanzielle geregelt ist.“ Sein Bundeswehr-Einsatz war damals nicht absehbar. „Ich fand die Zeit aber trotzdem ziemlich cool. Auch wenn ich sechs Monate weg war, ich habe viel erlebt.“