Balve/Menden. . Sie arbeiten Hand in Hand, nicht für fürs Foto: Berufsberater Helmut Unnasch und Gudrun Schmitz-Raphael vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Menden. Sie haben einen wachen Blick für den Ausbildungsmarkt in Balve. Üblicherweise fangen Ausbildungsgänge am 1. August oder am 1. September an. Neben Bewerbern müssen sich auch Personaler sputen. Arbeitsagentur-Sprecherin Lena Brühl formuliert es deutlich: „Wir haben einen Bewerbermarkt.“
Sie arbeiten Hand in Hand, nicht für fürs Foto: Berufsberater Helmut Unnasch und Gudrun Schmitz-Raphael vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur in Menden. Sie haben einen wachen Blick für den Ausbildungsmarkt in Balve. Üblicherweise fangen Ausbildungsgänge am 1. August oder am 1. September an. Neben Bewerbern müssen sich auch Personaler sputen. Arbeitsagentur-Sprecherin Lena Brühl formuliert es deutlich: „Wir haben einen Bewerbermarkt.“
Das heißt allerdings nicht, dass Schulabgängern Lehrangebote so automatisch ins Haus flattern wie Harry Potter Zaubereulen mit magischer Post. Darauf weist Helmut Unnasch bei seinen regelmäßigen Besuchen in Balves weiterführenden Schulen hin. Probleme sieht er vor allem bei Hauptschülern: „Sieben von 20 Schülern des Entlassjahrgangs haben eine Ausbildungsstelle. Viele wissen immer noch nicht, was sie machen wollen oder sollen.“ Eine Alternative zur Ausbildung wäre weiterer Schulbesuch. Doch auch dafür müssen Fristen eingehalten werden.
Besser stellt sich für Helmut Unnasch die Lage an der Realschule dar. „39 Schüler haben bereits einen Vertrag. Das ist mehr als die Hälfte des Entlassjahrgangs.“
Die Chance auf eine Lehrstelle ist angesichts des Wirtschaftsbooms so gut wie selten zuvor. Arbeitsagentur-Sprecherin Lena Brühl: „Wer einen Abschluss hat, erhält auch eine Stelle.“ Auch Schulabgänger mit durchschnittlichen Noten kommen zum Zug.
Vom Bäcker bis zum Bauarbeiter
Was heißt das genau? Hauptschüler können in den Einzelhandel einsteigen – als Verkäufer, als Bäcker, als Metzger. Möglich ist auch der Einstieg ins Transportgewerbe. Berufskraftfahrer werden nicht nur von Wocklum-Chemie-Ableger Consor gesucht. Überdies winken im Baugewerbe Chancen. Das gilt auch für Hotels und Gaststätten. Sogar ein Start in der Metallindustrie ist machbar – etwa als Fachkraft für Metallbearbeitung, die einst als Drahtzieher firmierte.
Helmut Unnasch motiviert und hilft. Er kennt Balves Schulabgänger. Er verfolgt ihre Entwicklung meist über Jahre hinweg. „Wichtig für Bewerber ist, dass sie ein klares, realistisches Ziel haben“, weiß Helmut Unnasch. Mittelprächtige Noten lassen sich häufig durch gutes Auftreten und gute Motivation ausgleichen. „Der Eindruck ist manchmal wichtiger als das Zeugnis.“ Oft vermittelt Helmut Unnasch Bewerber direkt an Firmen. Er kennt deren Bedarf, er kennt deren Struktur, er kennt deren Entwicklungsmöglichkeiten für Berufsanfänger.
Helmut Unnasch kennt aber auch die Programme, die Arbeitgebern die Einstellung von schwächeren Kandidaten erleichtern. So gibt es ausbildungsbegleitende Hilfen. Sie stellen Nachhilfe und gelegentlich sogar sozialpädagogische Betreuung sicher. Zudem gibt es die assistierte Ausbildung. Sie stellt sozialpädagogische Unterstützung in den Vordergrund. In beiden Fällen zahlt die Arbeitsagentur.
„Schwächere Kandidaten“, sagt Lena Brühl, „haben eine Chance verdient.“ Vorteile für Unternehmen sieht sie mit Blick auf den Fachkräftemangel in schneller Stellenbesetzung.
Überhaupt legt die Arbeitsagentur Chefs nahe, Bewerbern entgegenzukommen. So weiß Gudrun Schmitz-Raphael, dass heimische Unternehmen früher Bewerber mit Fachhochschulreife oft ablehnten. Dahinter steckte die Furcht, junge Top-Leute nach ihrer Ausbildung an Unis zu verlieren.
Gudrun Schmitz-Raphael will Firmen diese Angst nehmen. Sie weiß auch, wie.
Ein Zauberwort lautet „Duales Studium“. Dabei laufen Ausbildung und Studium parallel. Denkbar ist auch eine finanzielle Beteiligung einer Firma am Studium ihrer Azubis, wenn sie zusichern, nach der Hochschul-Ausbildung im Unternehmen zu bleiben.
Allerdings haben junge Leute im ländlichen Raum oft ein Problem mit mangelnder Mobilität – gerade in Berufen, in denen Arbeit häufig in Randzeiten fällt. Noch einmal Lena Brühl: „Der öffentliche Nahverkehr ist der Knackpunkt. Da müssen Arbeitgeber mehr tun.“