Balve. . Ali Torabi ist 16 Jahre alt. Ein Flüchtling. Aus Afghanistan geflohen, Anfang 2016 über München, Dortmund und Lüdenscheid nach Balve gekommen.

Ohne Eltern. Das sagt er mit gebrochener Stimme.

Diese Geschichte erzählt aber nicht Alis schwierige Flucht, sondern wie der Jugendliche Fuß fasst in der Hönnestadt. Auf welch gutem Weg er ist. Innerhalb eines Jahres hat er Deutsch sprechen gelernt und nun absolviert er eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme im Autohaus Levermann in Balve. Bleibt er so engagiert am Ball wie bislang, beginnt Ali Torabi hier zum 1. August 2018 eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker.

Unterrichtet worden ist Ali Torabi nach seiner Ankunft in Balve in der Hauptschule. „Es ist beachtlich, wie schnell und gut er Deutsch gelernt hat“, lobt Helmut Unnasch, Berufsberater der Agentur für Arbeit Iserlohn. Einen Abschluss habe er in der Kürze der Zeit allerdings nicht machen können, weil es gesetzlich keine Möglichkeit der Schulzeitverlängerung gebe. Ali will unbedingt den Hauptschulabschluss schaffen, Berufsberater Helmut Unnasch hat daran keinen Zweifel.

Deshalb besucht der Jugendliche an zwei Tagen das Hönne-Berufskolleg in Menden und arbeitet an den anderen Werktagen im Autohaus Levermann. Hier hat er ein dreiwöchiges Praktikum durchlaufen und auch in den Osterferien mit angepackt. „Die Mitarbeiter sind sehr nett. Ich habe viel gelernt“, sagt Ali Torabi höflich.

Ein gutes Gefühl ist auch bei Wolfgang Grote, dem Technischen Betriebsleiter des Autohauses Levermann vorhanden. „Es war ein Vorteil, dass Ali fünf Wochen hier gearbeitet hat. Er hat sich sehr gut verkauft, auch gegenüber den Mitarbeitern“, sagt Grote und ergänzt: „Jetzt gilt es natürlich nach und nach, die technische Sprache zu lernen und zu beherrschen.“

Perspektive für Jugendliche

Berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme? Klingt nach unnötiger Warteschleife. Die Agentur für Arbeit (Iserlohn) will deutlich machen, dass solche Warteschleifen kein Nachteil sein müssen, sondern Vorteile haben können. „Ohne Instrumente wie berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen geht es bei unentschlossenen Jugendlichen gar nicht“, so Pressesprecherin Lena Draxler. „Die Erfolgsquote ist gut.“ Heike Bengsch, Mitarbeiterin im Bildungszentrum des Handels Menden, geht sogar einen Schritt weiter: „Das ist definitiv ein Erfolgsmodell.“ Für jeden Jugendlichen könne so eine Perspektive gefunden werden. „Es ist erstaunlich, wie die jungen Menschen sich entwickeln.“

Sie werden nicht nur gefördert, sondern haben auch Pflichten, stehen im ständigen Kontakt mit der Arbeitsagentur und dem Berufskolleg und befinden sich in einem arbeitsähnlichen Berufsverhältnis – heißt zum Beispiel, dass sie im Krankheitsfall eine Arbeitsunfähigkeits-Bescheinigung vorweisen müssen.

Im Autohaus Levermann sticht Ali Torabi als besonders gutes Beispiel heraus. Generell sei er aber skeptisch, gesteht der Technische Betriebsleiter Wolfgang Grote. Zu oft sei das Unternehmen schon bei Langzeit-Praktika enttäuscht worden – mit unentschuldigtem Fehlen oder einer schlechten Arbeitsauffassung. Vielleicht auch ein Grund, warum Berufsberater Helmut Unnasch erklärt: „Nicht bei jedem Arbeitgeber rennen wir mit dieser Maßnahme offene Türen ein.“

Große Zuversicht

Bei Ali Torabi aber ist sich Helmut Unnasch sicher: „Er nimmt eine so rasante Entwicklung, dass der Hauptschulabschluss kein Problem für ihn darstellen sollte. Und auch für die Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker ab August 2018 im Autohaus Levermann bin ich sehr zuversichtlich.“