Balve. . Dauerregen lässt Flusspegel steigen. Bei der Hönne ist das so. Aber ist deswegen wieder alles gut in der Natur? Experten setzen Fragezeichen.

Lange, sehr lange war die Hönne an der Helle kaum mehr als eine Pfütze. Der Wasserstand betrug bis Anfang Dezember nicht mal zehn Zentimeter. Träge wälzten sich die paar Tropfen in Richtung Ruhr. Seit Mitte Dezember hat sich das Bild dramatisch geändert. Seither kennt die bildliche Darstellung der Pegelstandes nur eine Richtung: steil nach oben. Seit mehr als sechs Wochen geht das so. Inzwischen ist die Hönne an der Messstelle knapp 35 Zentimeter tief. Baumwurzeln stehen im Fluss. Die Fließgeschwindigkeit der lehmig-braunen Brühe ist beeindruckend. Kein Wunder, dass die Landesbehörden wieder von Hochwasser sprechen. Hat sich die Natur mal wieder selbst reguliert? Ist wieder alles gut?

Die Hönne bei Binolen im Februar
Die Hönne bei Binolen im Februar © Jürgen Overkott

Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Forst schlägt verhalten optimistische Töne an. Das darf als hoffnungsfrohes Zeichen gedeutet werden. Vor fünf Wochen noch betrachtete er den damals noch schon reichlichen Regen mit Vorsicht. Der Boden, sagte der Forstfachmann damals, sei nur oberflächlich angefeuchtet, in der Tiefe jedoch immer noch bretthart. Davon ist jetzt keine Rede mehr.

„Der Schnee“, weiß Richard Nikodem der WP auf Anfrage, „war ganz gut, weil er langsam wegtaut und dadurch gut in den Boden eindringen kann. Das bei gefrorenem Boden starke Regenfälle oberirdisch abfließen müssen, ist ja klar. Daher schwankt der Wasserstand der Oberflächengewässer im Winter stärker. Wenn es dann noch taut, kommt auch noch Schmelzwasser dazu.“

HDie Hönne bei Binolen im Juli
HDie Hönne bei Binolen im Juli © Jürgen Overkott

Immerhin sorgt wochenlange Feuchtigkeit dafür, dass es dem Borkenkäfer unter den Rinden heimischer Nadelgehölze allmählich ungemütlich wird. Allerdings hat sich der gefräßige Geselle im vergangenen Jahr geradezu epidemisch vermehrt. Richard Nikodem: „Ob der Niederschlag uns vor weiteren Borkenkäferkalamitäten rettet, ist aber überhaupt noch nicht sicher. Da müssen wir erst das Frühjahr abwarten.“

Pegel überschreiten Warn-Marken

Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz
Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz © Marcus Bottin

Auch Britta Bald vom Ruhrverband in Essen will noch keine Entwarnung geben. Fakt ist: Bei sechs von neun maßgeblichen Pegeln im Gebiet der Ruhr sind Hochwasser-Marken überschritten. Die Pegelstände an den drei übrigen Messstellen stehen kurz davor.

Fakt ist auch: Die Talsperren sind wieder ordentlich gefüllt. „Wir liegen bei 95 Prozent des langjährigen Mittels“, erklärt Britta Bald mit Blick auf die insgesamt acht Talsperren des Ruhrverbandes im Sauerland. Dennoch lohnt der Blick aufs Detail. Die Füllhöhe der Möhne liegt nur bei 90 Prozent. Noch weniger Wasser enthält die Sorpe. Ihr fehlen im Langzeit-Vergleich noch 20 Prozent.

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