Balve. . Für Förster Richard Nikodem wurde eine dunkle Ahnung zur finsteren Gewissheit. Der Rekordsommer schwächte den Wald. Jetzt kommen die Borkenkäfer.

Aus Richard Nikodems dunkler Ahnung ist finstere Gewissheit geworden. Im Frühsommer hatte er eine Borkenkäfer-Invasion im heimischen Forst befürchtet und sich Regen gewünscht. Stattdessen wollte der trockene Supersommer kein Ende nehmen. Jetzt zahlt der Wald den Preis für die Dürre. Die Käfer-Zahl ist sprichwörtlich explodiert. „Wir erwarten im kommenden Jahr eine Katastrophe“, sagte der Förster vom Landesbetrieb Wald und Holz am Donnerstag im WP-Gespräch, „das Holz ist nicht mehr absetzbar“. Am 2. Oktober will er Kollegen zeigen, wie der Borkenkäfer in Leveringhausen wütet.

Die Folgen der Borkenkäfer-Invasion kann Richard Nikodem an drei Fingern abzählen.
Die Folgen der Borkenkäfer-Invasion kann Richard Nikodem an drei Fingern abzählen. © Jürgen Overkott

An diesem Tag macht sich der Leiter der Landesbetriebes, Andreas Wiebe, ein Bild vor Ort.

Balves Wald wird in diesem Jahr mehrfach von Folgen extremer Wetterlagen gepeinigt. Zunächst langte Sturmtief „Friederike“ hin. „Balve war mit über 250 000 Festmetern Schadholz und mehr als 750 Hektar Windwurfflächen eines der vom Sturm am stärksten betroffenen Reviere in NRW“, weiß Richard Nikodem.

Dürrer Sommer, dünne Jahresringe
Dürrer Sommer, dünne Jahresringe © Jürgen Overkott

Es folgte ein Frühjahr, das ein Sommer war. Selbst jetzt, nur wenige Tage vor Beginn des kalendarischen Herbstes, macht der Sommer keine Anstalten zu weichen. Am Donnerstag übersprang das Thermometer die 27-Grad-Marke: ein weiterer Sommer-Tag. Meteorologen nennen Tage so, die ein Maximum von mehr als 25 Grad erreichen. Niederschlag: null. In diesem Monat fielen laut Internetseite „wetter-balve.de“ bisher lächerliche 13,0 Milliliter Regen pro Quadratzentimeter. Im ganzen Jahr kamen bisher mickrige 309,8 Milliliter zusammen. Sonst sind es 1000, mindestens.

Was Touristiker und Gastronomen freut, treibt Waldbesitzern zunehmend Angstschweiß auf die Stirn. Richard Nikodem fasst zusammen: „Nach den Schäden durch den Sturm ,Friederike’ im Frühjahr und dem extrem trocken-heißen Sommer 2018 hat sich eine massive Borkenkäferkalamität entwickelt.“

Die Karte dokumentiert den Klimawandel. Kuppen und Südwesthänge werden immer trockener.
Die Karte dokumentiert den Klimawandel. Kuppen und Südwesthänge werden immer trockener. © Landesbetrieb Wald und Holz

Er wird auf Anfrage konkret. Der Forst-Experte erklimmt immer wieder den Ebberg. Von dort hat er einen fantastischen Panorama-Blick. Dennoch kann ihn Richard Nikodem nicht genießen. „Wenn ich vom Ebberg auf den Balver Wald sehe, sehe ich bei jedem Mal so doppelt so viele rote Stellen im Wald wie beim Mal zuvor.“ Rot wie massiver Borkenkäfer-Befall, rot wie Alarmstufe rot.

Dabei hatte Richard Nikodem nach „Friederike“ andere Sorgen und andere Pläne. Wiederbewaldung nach Windwurf: Das war der Plan. Die Dürre machte dem Förster vielerorts einen Strich durch die Rechnung. Pflanzlinge verkümmerten, buchstäblich. Bereits im Frühjahr hatte Richard Nikodem augenfällige Problem-Zonen benannt. Der extrem trockene Sommer verschlimmerte das Problem.

Wald-Exkursion von Garbecker Grundschülern: Richard Nikodem legt Wert darauf, dass die junge Generation das Öko-System Wald zu schätzen weiß.
Wald-Exkursion von Garbecker Grundschülern: Richard Nikodem legt Wert darauf, dass die junge Generation das Öko-System Wald zu schätzen weiß. © Jürgen Overkott

Genau das will Richard Nikodem seinem Chef zeigen. Nicht nur ihm: „Mit dabei sind Vertreter der Forstbetriebsgemeinschaft Balve und Mitarbeiter des Regionalforstamtes Märkisches Sauerland aus Lüdenscheid. Für Bernd Josef Schmitt wird es wohl der letzte offizielle Besuch als Forstamtsleiter in Balve werden. Sein Nachfolger, Jörn Hevendehl, ist den Balver Waldbesitzern schon seit längerem bekannt. Als Forstberater und Unternehmer war er nach ,Kyrill’ bei der Pflanzung von mehreren Millionen Bäumen aktiv an der Wiederbewaldung in Balve beteiligt.“