Balve. . Thomas Scholz ist einer der beiden Geschäftsführer der Balver Schützen. Sein Lebensweg ist ungewöhnlicher als er zunächst erscheint.

Sein Tag ist eng getaktet. Wie auch anders? Der Mann berät Firmenkunden der Sparkasse Finnentrop. In Balve ist er besser bekannt als einer der beiden Geschäftsführer der Schützenbruderschaft St. Sebastian. Am Freitag wird der gebürtige Balver 50.

Wir haben ihn am Telefon erwischt, morgens erst und dann mittags. Fürs Gespräch nimmt sich der Banker Zeit, die er eigentlich nicht hat. Bereitwillig erzählt er aus seinem Leben. Es ist die Geschichte eines bekennenden Protestanten mit kurkölnisch-katholischer Lebensart, ein Westfale mit rheinischem Gemüt, ein Mann, der Frohsinn und Pflicht verbindet. Wie waren seine Kindertage?

Die Sache mit der Kommunion

Der Zweite Weltkrieg hat das Leben im Sauerland verändert. Plötzlich tauchen evangelische Mitbürger im erzkatholischen Sauerland auf. „Manche Balver wussten damals gar nicht, dass es noch eine zweite Religion gibt“, erinnert sich Thomas Scholz. In der Schulzeit sind Kinder wie er eine verschwindende Minderheit. „Es war schon komisch, als meine Klassenkameraden zur Kommunion gingen, Geschenke erhielten und auch noch einen Tag frei hatten.“ Die evangelischen Kinder indes müssen zur Schule. Erst später, bei der Konfirmation, wird es anders herum sein. Heute spielen konfessionelle Gegensätze kaum noch eine Rolle. Bei der Jahreshauptversammlung der Balver Schützen sitzen Präses Pfarrer Andreas Schulte und die evangelische Pfarrerin Antje Kastens einträchtig nebeneinander.

Polterabende und Silberhochzeiten

Bis zur Konfirmation engagiert sich Thomas Scholz in der Evangelischen Gemeinde. Dann wechseln die Interessen. Doch eines bleibt: Das Einzelkind sucht die Gruppe. Thomas Scholz spielt Holzbläser im Musikverein Balve, Klarinette und Saxophon. Auch mit der Tanzband Mammuts steht er auf der Bühne. „Das war eine tolle Zeit“, erinnert er sich, „wir wurden damals viel gebucht, auch auf Polterabenden und Silberhochzeiten.“

Schützenhut wird eingeweiht

Glanz treibt ihm aber noch ein anderes Ereignis in die Augen: die Aufnahme in die katholische Schützenbruderschaft St. Sebastian. „Damals gab es noch keine Jungschützen. Das Mindestalter war damals 16. Und die Aufnahme mit feierlicher Einweihung des Schützenhutes in der Höhle war für mich so wichtig wie der Mofa-Führerschein.“ Bald übernimmt Thomas Scholz Verantwortung: „Ich war, mit kurzen Unterbrechungen, eigentlich immer im Vorstand, als Kassierer, als Beisitzer, im Beirat. Das hat mich begeistern können.“ Thomas Scholz weiß, dass Ehre die hübsche Schwester von Verantwortung ist. „Als Aktiver bist Du immer im Dienst.“

Duo mit Wolfgang Riecke

Er weiß, wovon er spricht. Seit vorigem Jahr amtiert Thomas Scholz, gemeinsam mit Wolfgang Riecke, als Geschäftsführer der Balver Schützen. Brudermeister Christoph Rapp tat damit einen guten Griff. Beide sind Banker. Das ist nötig in einem Verein, der unterm Strich sechsstellige Summen bewegt. Doch an Thomas Scholz’ rundem Geburtstag bewegen sich nur die Sektgläser. Am Freitag feiert er mit Familie, am Samstag im kleinen Kreis.