Volkringhausen. . Der gefräßige Borkenkäfer ist der Feind der Fichten in Balve. Das Frühjahr war trocken und jetzt kommt die neue Käfer-Generation.

Die erste Jahreshälfte war zu warm und zu trocken. Genau das macht Förster Richard Nikodem vom Landesbetrieb Wald und Holz Sorgen. Der Grund dafür ist klein, weiß und gefräßig: Der Borkenkäfer greift an. Fichten sind in Gefahr. Ein Ortstermin.

Börkenkäfer greift die Blätter der Fichten an

Der Beweis für das dröge Frühjahr raschelt unter den Schuhsohlen. „Rohhumus“, sagt Richard Nikodem, als er einen Hang im Ruthmecke-Tal hochkraxelt. „Die Blätter sind bereits zersetzt, aber aus ihnen ist noch keine Erde entstanden.“ Schlecht für Keimlinge: Sie können nicht wurzeln, sie sind zum Austrocknen verdammt.

„Kyrill“ macht 30 Jahre Arbeit

Das Ziel der Expedition ist eine kleine Lichtung, die durch den jüngsten Wintersturm „Friederike“ entstanden ist. Unterschied zu „Kyrill“: Der Monster-Orkan hatte ganze Höhenzüge rasiert. Getroffen hatte es durchweg Fichtenbestände.

Gut zehn Jahre später hat Richard Nikodem immer noch mit den Folgen des großflächigen Kahlschlags zu tun: „Ich rechne damit, dass uns ,Kyrill’ 30 Jahre beschäftigen wird.“

Kommt eine Invasion der Borkenkäfer?

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    Dass „Friederike“ in diesem Winter tobte, macht seine Aufgabe nicht eben einfacher. Kleine Lichtungen geben den Weg frei für Böen. Sie rütteln gern an randständigen Fichten. Nicht selten mit Erfolg: „Wenn die Wurzeln den Kontakt zum Boden verlieren, sind die Fichten tot.“

    Tote Bäume verströmen ein Aroma, auf das Borkenkäfer buchstäblich fliegen. „Sie haben einen sehr gut entwickelten Geruchssinn“, weiß der Wald-Experte. „Und sobald der erste Borkenkäfer unter der Rinde sitzt, sendet er Lockstoffe aus, die seine Kollegen anziehen.“

    Steigende Temperaturen machen den Fichten zu schaffen

    Wegen des Klimawandels stürmt es heutzutage mehr als früher. Der Klimawandel setzt dem grünen Tann aber auch auf andere Weise zu. „Die Temperaturen steigen im Durchschnitt, und das Klima wird trockener.“

    Beide Faktoren sind für Balve wie für ganz Südwestfalen statistisch belegt. Und beide Faktoren erhöhen den Umwelt-Stress für Fichten. „Sie lieben feuchte Böden, Fichten saufen“, sagt Richard Nikodem überspitzt.

    Der Klimawandel entzieht den Bäumen jedoch vielerorts die einst guten Wachstumsbedingungen. „Die Böden werden trockener. Das gilt für die Höhenzüge wie für die sonnigen Südseiten.“

    Fichten malade

    Folge: Immer mehr Fichten werden malade. Das ist daran zu erkennen, dass sie sich zunehmend schlechter mit baumeigenem Harz gegen die Invasion der gefräßigen Insekten wehren können.

    Während Richard Nikodem das Öko-System erläutert, dringt ein gleichmäßiges Tock-tock-tock durchs Gehölz. Ein Specht verrichtet ganz in der Nähe sein Tagwerk, auf der Suche nach Maden und Larven. Der Specht hat Borkenkäfer zum Fressen gern: für ihn Sterneküche der Natur. Sein Hämmern hilft dem Förster.

    Buchdrucker fräst Rinde

    Richard Nikodem betrachtet den Stamm einer toten Fichte. Die Krone ist kahl, am Stamm sind etliche Bohrlöcher erkennbar. Der Forst-Fachmann rückt der Rinde mit einem Beil zu Leibe. Direkt unter der Rinde sind feine Linien erkennbar, längs wie quer. „Borkenkäfer“, sagt Richard Nikodem, „Buchdrucker. Er heißt so, weil die Linien für Larven an Buchzeilen erinnern.“

    Kranke Bäume müssen schnell weg

    Das Holz, Gott sei Dank, schädigt er nicht. „Dennoch muss der Baum sofort aus dem Wald geholt werden.“ Die Antwort darauf ist ganz einfach: Sobald aus Larven Käfer werden, fliegen sie die nächste Fichte an. „Ein Käfer legt mindestens zehn Eier.“

    Gibt es Rettung? Richard Nikodem sieht erwartungsvoll gen Himmel. „Was wir jetzt brauchen, ist Regen.“ Warum? „Der Regen feuchtet nicht nur den Boden an, sondern auch das Holz. Dann bilden sich zwischen Baum und Rinde Pilze, und die töten die Borkenkäfer.“