Oeventrop. „Und Action!“ Vor der Kamera agieren die Schauspieler Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun. Hinter der Kamera steht Jürgen Röttger, Fotograf aus Oeventrop. Beim Pressetermin zu den Filmaufnahmen für „Forever Sauerland“ führte der Hobbyfotograf Regie. Wie kam es dazu?

  • Jürgen Röttger fotografiert seit seiner Kindheit. Zahlreiche Ausstellungen zeigten seine vielseitigen Arbeiten, auch als Maler. Schwerpunkt seiner künstlerischen Arbeit ist die Modell­fotografie.
  • Röttger fotografiert gerne in der Natur mit natürlichem Licht, inszeniert und führt Regie.
  • „Forever Sauerland“ mit Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun in den Hauptrollen soll im Frühjahr 2015 bei ARD laufen.

Woche voller verrückter Zufälle

Eine Woche voller verrückter Zufälle mit einem Leichenwagen an einer Oeventroper Tankstelle, Schützen in einem Festzelt auf einem leeren Rummelplatz, Feuerwerk und Hagelschauer. Irgendwie scheint nichts richtig zusammenzupassen, und doch haben genau diese merkwürdigen Ereignisse Jürgen Röttger zu einem ganz außergewöhnlichem Fotoshooting geführt.

„Eine kleine Kamera habe ich immer dabei“, erzählt Röttger. „Als ich abends auf der Wiese an der Ruhr gegenüber der Schützenhalle dieses ungewöhnliche Zelt entdeckte, bin ich hin, um zu schauen, was dort los ist.“ Aber sehr weit kam Röttger, im Hauptberuf Banker, nicht.

Fotografieren während der Dreharbeiten

Röttger kam mit einem Mann vom Sicherheitsdienst ins Gespräch und erfuhr, dass praktisch vor seiner Haustür ein Film mit dem von ihm sehr geschätzten Heiner Lauterbach gedreht wird. „Ich habe mich vorgestellt, dass ich Hobbyfotograf bin und gefragt, ob ich Fotos mit den Schauspielern machen kann.“ Die Antwort: „Ja... eventuell in der Drehpause.“ Nach einer halben Stunde war Röttger wieder da, jetzt mit „schwerem Gerät“.

Das Filmteam machte für den ambitionierten Fotografen eine Ausnahme und erlaubte aus einiger Entfernung das Fotografieren während der Dreharbeiten. „Nur Blitzlicht war ausdrücklich untersagt.“ Mittlerweile war es dunkel. Hoch oben in Dinschede wurde Geburtstag gefeiert — mit Feuerwerk. Die Dreharbeiten mussten abgebrochen werden. Das Team war ziemlich sauer. Röttger kam an diesem Abend nicht mehr zu seinem exklusiven Fototermin mit den Schauspielern. „Aber ich wurde zum nächsten Dreh in Körbecke an der Möhne eingeladen.“

„Er ist wieder da!“

Mit dem Mann vom Sicherheitsdienst war Röttger bereits per du. „Er ist wieder da!“ kündigte dieser den Fotografen dem Team am Möhnestrand an. Mittlerweile hatten auch die Filmleute den Oeventroper Fotografen ein wenig kennengelernt und eine Auswahl seiner Fotoarbeiten gesehen. Doch wieder gab es Verzögerungen und keinen Fototermin. Röttger blieb geduldig und hartnäckig. Schließlich wurde er zum offiziellen Pressetermin mit der Weltpresse eingeladen. Am übernächsten Tag fanden sich Journalisten und Fotografen bekannter Wochenzeitschriften und Tageszeitungen am Möhnesee ein. Als Jürgen Röttger mit seiner Ausrüstung am Set erschien, begrüßte ihn ein Vertreter der ARD: „Sie kennen sich doch aus. Können Sie mal schauen, wo man hier Fotos machen kann?“

Röttger war völlig überrascht. Aber der Fotograf hatte bei Modellaufnahmen schon häufiger an der Möhne gearbeitet. Souverän wählte er die passende Kulisse und stellte die Schauspieler ins rechte Licht. Die Weltpresse folgte. Bei jedem Shooting konnte Röttger noch einmal exklusiv „seine“ Fotos machen und kam dabei auch mit den Schauspielern ins Gespräch. „Sie sind aber irgendwie anders als die übrigen Fotografen“, stellte Lauterbach fest. „Ich bin nicht von der Presse und die Fotos werden auch nicht verkauft“, verriet Röttger.

Spontanes Fotoshooting mit der ARD-Redakteurin 

Die Filmleute staunten. Diese Herangehensweise des Fotografen aus dem Sauerland war für sie so ungewöhnlich und gleichzeitig so sympathisch. Lauterbach nahm Röttger die Fotokamera weg und drückte sie einem der Mitarbeiter in die Hand: „Sie machen jetzt mal Bilder von uns beiden – aber schöne!“

Chemie stimmte einfach

„Ich war ganz perplex“, erzählt Röttger. Als er seine Kamera wieder hatte, machte er weiter mit dem, was er am liebsten und mit so viel Leidenschaft macht: Fotografieren!

Röttger fotografierte nicht allein die Schauspieler. Er nahm das komplette Filmteam bei seiner Arbeit ins Visier. Beim Interviewtermin machte er ein spontanes Fotoshooting mit der ARD-Redakteurin. Da die Chemie zwischen den kreativen Filmemachern und dem Fotografen einfach stimmte, luden sie Röttger zum nächsten Dreh ein: „Der ist doch in Ihrem Heimatort in Oeventrop – an der Tankstelle.“

Ehefrau arbeitet zufällig an der Tanke

„Zufällig“ arbeitet an dieser Tankstelle Jürgen Röttgers Ehefrau Petra. Die Tankstelle an der B7 wurde für einen Tag abgesperrt. Für Zaungäste und Passanten spielten sich an diesem Tag merkwürdige Dinge ab. Ein Leichenwagen, ein Überfall, Polizei, ein komplettes Filmteam mit Kameras und Mikrofonen. Und ganz nah dran Jürgen Röttger mit seiner Fotokamera. „Das ganze Team war unheimlich nett. Die haben mich wie einen Kollegen behandelt.“ Röttger hatte Heiner Lauterbach und Friedrich von Thun einen Fotoabzug vom Pressetermin an der Möhne mitgebracht. „Die Fotos sind richtig super, einfach klasse“, fanden Schauspieler und auch der Regisseur. Die ARD zeigte sich so interessiert, dass sie die kompletten Aufnahmen haben wollte.Jürgen Röttger blieb trotz Kaufangebot bei seinem Deal: „Die Fotos sind nicht verkäuflich. Die gibt es nur geschenkt.“

„Verfolgt“ vom Leichenwagen.

Erst ganz weit weg und dann ganz nah dran: Auch für zukünftige Dreharbeiten hat die ARD schon Interesse signalisiert. „Und eigentlich wollte ich nur ein Bild machen...“ schmunzelt auch Röttger über die ungewöhnlichen Zufälle.

„Und irgendwie verfolgt mich dieser Leichenwagen aus dem Film. Bei der Fahrt über die Autobahn Richtung Paderborn fuhr jetzt vor mir der Anhänger mit dem Filmwagen. Dieser zum Leichenwagen umgebaute Jaguar war übrigens früher einmal im Besitz der englischen Königin.