Arnsberg. .

Mit einem „Buch der Qualitäten“ und einem Bebauungsplan will die Stadt eine qualitätvolle Neubebauung auf dem Grundstück der früheren Stadtbücherei an der Bömerstraße sichern.

Wie bereits berichtet, plant ein Investor eine Neubebauung an der Stelle des ausgebrannten und bis auf die Bodenplatte abgerissenen Hauses Bömerstr. 2. Auch die beiden noch bebauten Nachbargrundstücke Bömerstr. 4 und Neumarkt 5 will der Investor in seinen Wohn- und Geschäftshauskomplex einbeziehen.

In einer eigens einberufenen Sondersitzung hat der Planungsausschuss die Aufstellung des Bebaungsplans „A 68 Bömerstraße“ beschlossen - ohne lange oder kontroverse Diskussionen. Thomas Vielhaber, Fachbereichsleiter für Stadtplanung und Stadtentwicklung, macht keinen Hehl daraus, dass die Eile im Zusammenhang mit der Bauvoranfrage des Investors steht. Denn ein Neubau an dieser markanten Stelle werde das Stadtbild Arnsbergs auf Jahrzehnte prägen.

Es gehe nicht darum, hier Planungen zu verhindern, sondern sie städtebaulich zu steuern und dabei ein klare Linie zu zeigen, sagt Vielhaber, der die Dinge mit dem Investor weiter in Ruhe besprechen will, notfalls aber auch das Instrument der Veränderungssperre nutzen würde.

Das Buch der Qualitäten hat der Hamburger Stadtplaner Professor Jens Usadel entwickelt, der bereits mehrfach im Arnsberger Altstadtbereich tätig war. An die erste Stelle stellt er die Wiederherstellung der einzigartigen Bellevue-Situation im östlichen Kopfbereich des Neumarkts. Konkret heißt das, dass das Haus Neumarkt 5, das seit rund 100 Jahren den einstmals freien Blick vom Platz über die Ruhr auf die Neustadt verstellt, nicht durch einen Neubau an gleicher stelle ersetzt werden darf. Der Bebauungsplan soll hier ein Sichtfenster in Fortsetzung der durch die beiden Baumreihen gebildeten Achsen freihalten und nur eine Podestfläche auf Niveau des Neumarkts vorsehen. Der derzeitige Altbau hätte allerdings auch mit Bebauungsplan Bestandsschutz.

Architektenwettbewerb soll die bestmögliche Lösungen aufzeigen

Auch für die Bebauung entlang der Bömerstraße hat das Buch der Qualitäten klare Vorstellungen, die den Investor beim realisierbaren Bauvolumen - und damit auch bei der Wirtschaftlichkeit des Gesamtprojekts - einschränken. So soll sich die Traufhöhe an der Trauflinie der Auferstehungskirche orientieren und zur Bömerstraße höchstens drei Stockwerke betragen. Damit wäre ein Neubau weniger massig als das alte Gebäude der Stadtbibliothek. Gefordert werden auch eine Ablesbarkeit der Parzellenstruktur in der Fassadenentwicklung, eine Staffelung der Gebäudekörper unter Berücksichtigung der Topographie, eine Gliederung der Gebäudemassen auch zur Talseite sowie die Verwendung von Farben und Materialien, die sich an historische Vorbilder anlehnen. Um mehr Aufenthaltsqualität vor den Gebäuden zu schaffen, soll die Bauflucht des derzeit zurückgesetzten Hauses Bömerstraße 6 aufgenommen werden. Im Erdgeschoss sollen - insbesondere zum Neumarkt hin - öffentlich zugängliche Nutzungen angesiedelt werden. Insgesamt soll eine Mischung der Nutzungen erfolgen.

Nicht nur vorstellbar, sondern sogar ausdrücklich wünschenswert sind eine Treppenanlage als attraktive Verbindung zwischen Neumarkt und Promenade und auch eine gastronomische Einrichtung an dieser Stelle. Geschützt und möglicherweise sogar noch ausgebaut werden soll der Grünbereich unterhalb der Hauskante. Auch die Villenstruktur in der Promenade soll erhalten bleiben. Eine Erschließung der benötigten bis zu 150 Stellplätze über die Promenade soll es nicht geben. Vielmehr ist, soweit technisch möglich, an eine Vergrößerung der Altstadtgarage gedacht, obwohl das vielfältige Probleme von der Verlegung von Versorgungsleitungen bis zur gemeinsamen Bewirtschaftung durch Stadtwerke und Investor aufwirft. Auch eine Erschließung von Parkplätzen im Gebäude über die Bömerstraße wäre möglich.

Parallel zur Aufstellung des Bebauungsplans soll ein Wettbewerb oder ein Gutachterverfahren stattfinden. Hier sollen qualifizierte Architekturbüros Alternativen entwickeln, um so die bestmögliche Lösung unter den gegebenen Rahmenbedingungen zu entwickeln. Professor Usadel hat dieses Darstellen von Alternativen vor allem auch deshalb gefordert, um eine breite Akzeptanz in der Arnsberger Bevölkerung zu erreichen.

Bei der Vielzahl noch offener Fragen ist mit einem Baubeginn in diesem Jahr eher nicht zu rechnen.