Stockum. Die Kfd Stockum feiert einen Neuanfang: Ein neues Leitungsteam und innovative Ideen beleben die Gemeinschaft. Kreative Postkarten-Aktion half mit

Es ist eine dieser Geschichten wie Phönix aus der Asche. Vor gut zwei Jahren drohte der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (Kfd) Stockum das Aus. Der alte Vorstand schied nach langjähriger Tätigkeit altersbedingt aus und Nachfolgerinnen schienen zunächst nicht in Sicht. „Es war wirklich fünf vor zwölf“, erinnert sich Alexandra Pieper. Auf einer Versammlung, bei der über die Zukunft beraten werden sollte, waren auch Vertreterinnen aus Paderborn, die den Anwesenden den Ernst der Lage deutlich machten.

Nach einigen Diskussionen und Gesprächen wagte man in Stockum ein Experiment. Ein Jahr lang sollte ein sogenanntes Vakanz-Team kommissarisch die Aufgabe des Vorstands übernehmen und gemeinsam nach einem neuen Vorstand suchen. Würde dies nicht gelingen, wäre das Ende der Kfd in Stockum endgültig besiegelt. Alexandra Pieper erklärte sich ebenso wie die fünf Mitstreiterinnen, Astrid Pieper, Dorothee Bergmann, Karina Veit, Sabine Rosch und Barbara Vielhaber, dazu bereit, Teil des Vakanz-Teams zu werden. „Aus Paderborn haben wir die Vorgabe erhalten, monatelang alles ruhen zu lassen. Schließlich sollten die Menschen in Stockum spüren, was es bedeutet, wenn es die Kfd nicht mehr gibt“, sagt Astrid Pieper.

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Konkret bedeutet es, dass Jubiläen entfielen, niemand mehr bei Geburtstagen gratuliert und auch keine Veranstaltungen der Kfd mehr stattfinden. „Nicht jeder war damit einverstanden“, berichtet Dorothee Bergmann. Nach Monaten der Ruhe traf sich das Vakanz-Team, um die Wende einzuleiten. „Wir haben uns Pippi Langstrumpf als Vorbild genommen und uns überlegt, wie wir uns die Kfd hier in Stockum wünschen würden, wenn man sie neu gestalten könne“, erklärt Alexandra Pieper.

„Pippi Langstrumpf“ wurde Protagonistin einer Postkarten-Aktion. „Wir haben eine Karte mit dem Slogan ‚Stockumer Frauen denken neu‘ erstellt und in sämtliche Briefkästen in Stockum eingeworfen. Niemand wusste zunächst, worum es sich handelt. Denn, dass die Karte von uns stammte, haben wir bewusst verschwiegen. In den folgenden Wochen wurde viel spekuliert und gemutmaßt, wer diese Karte verfasst hatte und was der Hintergrund ist“, betont Astrid Pieper.

Zahlreiche Frauen trafen sich in Stockum, um Ideen für die Zukunft der Gruppe zu sammeln.
Zahlreiche Frauen trafen sich in Stockum, um Ideen für die Zukunft der Gruppe zu sammeln. © kfd Stockum | kfd Stockum

Mit weiteren Postkarten informierte man die Stockumerinnen häppchenweise über eine neue Versammlung und dass das Vakanz-Team hinter der Aktion steckte. Mit großem Erfolg, denn zu einer Zukunftswerkstatt im November 2022 erschienen dann 80 Frauen. Gemeinsam überlegte sie, wie sich die Kfd künftig aufstellen soll, was man leisten kann und welche Aufgaben sich so verteilen lassen, dass mehr Personen in die Verantwortung gebracht und ein neuer Vorstand nicht mit allem allein gelassen wird. Tipps gab es auch von Vertreterinnen des Diözesanverbands in Paderborn.

Am Ende fand sich ein neuer sechsköpfiger Vorstand, wobei Lisa Krengel-Hobein betont: „Wir verstehen uns als Leitungsteam und sehen uns in der Hierarchie mit den normalen Mitgliedern gleichberechtigt.“ Natürlich müsse man einzelne Aufgaben wie Mitgliederverwaltung, Vereinskasse oder Öffentlichkeitsarbeit verteilen, aber trotzdem seien alle, die möchten, dazu aufgerufen, bei der Kfd mitzumachen.

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„Das gilt übrigens auch unabhängig von der Religion oder Ethnie. Man muss keine Christin oder Deutsche sein. Man muss nur die christlichen Werte leben und respektieren. Das kann man aber auch als Anhängerin einer anderen Religion“, macht Andrea Peters-Wiggerich vom Leitungsteam deutlich. Außerdem stünden viele der Angebote grundsätzlich auch Nichtmitgliedern offen. Man wolle verbinden statt ausgrenzen. Alle Altersschichten seien in der Gemeinschaft vertreten. So entwickle man ein viel größeres Verständnis füreinander.

Glücklich sei man darüber, dass auch junge Frauen mit in der Leitungsgruppe Verantwortung übernehmen würden. Melina Hennecke und Isabell Drees beispielsweise seien durch ihre kleinen Kinder anders im Freundes- und Bekanntenkreis vernetzt. Das helfe beim Organisieren bestimmter Veranstaltungen und sorge für eine schnellere Verbreitung von Informationen. „Wir unterstützen auch Kfd-Mitglieder, die vielleicht eine kleine Veranstaltung organisieren wollen, mit vorbereiteten Checklisten, machen Werbung dafür in WhatsApp-Gruppen“, sagt Melina Hennecke.

Positiv würde auch von älteren Mitgliedern wahrgenommen, dass nicht mehr so viel Pflichtaufgaben zu tätigen seien. „Einige haben sich richtig fremdbestimmt gefühlt, weil sie für alle möglichen Tätigkeiten eingeplant waren. Das haben wir jetzt bewusst geändert. Wir möchten die Fähigkeiten der Frauen sinnvoll einsetzen und einfach die Motivation erhöhen“, wünscht sich Lisa Krengel-Hobein.

Das neue Leitungsteam und Teile des Vakanzteams der Kfd Stockum.
Das neue Leitungsteam und Teile des Vakanzteams der Kfd Stockum. © Eric Claßen | Eric Claßen

„Wir haben die Kfd nicht neu erfunden, wir haben sie nur etwas anderes, moderner organisiert. Deshalb möchten wir alle Mitglieder mitnehmen und freuen uns über den Zuspruch und den positiven Start im letzten Jahr, der sich nun fortsetzt“, blickt Andrea Peters-Wiggerich optimistisch in die Zukunft. „Wir sind verschiedene Charaktere, die sich prima gegenseitig ergänzen.“ Und in Stockum sei man glücklich, dass nun alles erst einmal fortgesetzt würde.

Die Wiederbelebung der Stockumer Kfd wurde auch vom Bundesverband aufmerksam beobachtet. Die Stockumerinnen gewannen den Mutmachpreis der Marianne Dirks Stiftung. Ihr Projekt Pippi Langstumpf – „Ich mach’ mir die kfd, wie sie mir gefällt!“ überzeugte die Jury. Die 1.500 Euro Preisgeld will die Gruppe in weitere Projekte investieren.