Allendorf. Der SSV Allendorf erlebt beim eigenen Turnier das schlimmste denkbare Szenario: Wie der Verein mit dem Tod eines jungen Gäste-Fußballers umgeht.
Die Schockstarre löst sich langsam, die tiefe Betroffenheit aber bleibt. Der SSV Allendorf erlebte am Vatertag den schlimmsten aller Fälle, mit denen sich ein Organisator einer Sportveranstaltung konfrontiert sehen kann. Kurz vor dem Ende des Jugendturniers der U17-Fußballer bricht ein 17-jähriger Fußballer vom Niederrhein auf dem Platz zusammen. Rettungskräfte können später nur noch seinen Tod feststellen. Der Verein reagierte richtig, brach das Vaterstagssportfest sofort ab. Auch mehr als eine Woche nach dem Vorfall aber beschäftigt der tragische Fall den Vorsitzenden Peter Humpert.
„Natürlich fragt man sich, ob man das Schlimmste hätte verhindern können“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Und schon ist er wieder zurück in der Szene, die er an einem Tag, der doch so schön unbeschwert sein sollte, auf dem Sportplatz erleben musste. Der Jugendliche sei wie aus dem Nichts zusammengebrochen. „Ohne Einwirkung von außen“, erzählt Peter Humpert. Die Ersthelfer des Deutschen Roten Kreuzes Sundern waren aufgrund des Volkslaufes am Vormittag schon seit den Morgenstunden am Platz gewesen und griffen sofort ein. Sie riefen sofort den Rettungswagen. „Wie lange es dauerte, bis dieser da war, kann ich nicht sagen“, so Humpert, „wir sind ja doch etwas abgelegen und so etwas kommt dir dann ewig vor.“
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Die DRK-Sanitäter hatten einen Defibrillator dabei, der den jungen Fußballer auch nicht retten konnte. Der Verein selbst hat seit einiger Zeit ebenfalls ein solches Gerät am Sportplatz angebracht. Gebraucht wurde es noch nie. „Besser haben als brauchen“, sagt Peter Humpert. Gleiches hatte bislang immer auch für das Bestellen der DRK-Sanitäter gegolten. „Jetzt haben wir gesehen, wie wichtig das ist“, sagt der Vorsitzende. Auch, wenn es diesmal kein gutes Ende gab.
Schnell war klar, wie ernst die Lage ist. Der Rettungsdienst bestellte direkt die Notfallseelsorger der PSU-Einheit des Hochsauerlandkreis, damit diese psychosoziale Unterstützung geben konnten. Der Allendorfer Vorstand beschloss schnell, das komplette Programm abzubrechen. Die Mannschaft vom Niederrhein wurde ins Sportheim gebeten, wo die PSU-Seelsorger mit Spielern und Betreuern sprachen. „Auch unseren Vereinsmitgliedern wurde Hilfe angeboten“, sagt Peter Humpert, der ausdrücklich den Einsatz des Deutschen Roten Kreuzes, des Rettungsdienstes und der PSU-Einheit lobte.
Nicht zur Normalität übergehen
Zur Normalität wollte der SSV Allendorf am Wochenende danach nicht übergehen. „Aus Respekt vor dem Verstorbenen“, so Peter Humpert (43). Der Verein verzichtete auf jegliche Berichterstattung und Bilder vom Turniertag. Vor den Meisterschaftsspielen an den Tagen danach wurden zudem Schweigeminuten eingelegt. „Wir haben auch mit allen Spielern gesprochen, ob sie wirklich antreten wollen“, sagt der Vorsitzende. Auf den digitalen Kanälen drückte der Verein spürbar bewegt den Angehörigen des Jungen sein tiefes Mitgefühl und Anteilnahme aus.
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Was in Allendorf schon so betroffen machte, musste auch im Verein des Jugendlichen verarbeitet werden. Am Sonntagmorgen waren die Jugendfußballer der aus einer Kooperation des BV Weckhoven mit AEK Athen hervorgegangenen BVW Academy zusammengekommen, um im Rahmen einer griechischen Messe den Tod ihres geliebten Teamkollegen zu gedenken. Der Jugendliche von der Elfenbeinküste war nach Angaben der Rheinischen Post, erst vor wenigen Wochen vom PSV Mönchengladbach nach Weckhoven gewechselt und sollte im Sommer an einem Sichtungscamp in Athen teilnehmen. Spekuliert wird am Niederrhein über eine unbestätigte Diagnose, wonach eine „von Schmerzen im Oberschenkel begleitete Thrombose die Ursache für den Zusammenbruch“ gewesen sein könnte.
Der Allendorfer Vereinsvorsitzende Peter Humpert kann sich vorstellen, wie groß der Schock nun beim Verein des Verstorbenen sein muss. „Man hört so etwas ja immer wieder mal, dass ein Spieler auf dem Feld tot zusammenbricht. Aber wenn das im eigenen Umfeld oder auf dem eigenen Platz passiert, ist das dann etwas ganz anderes“, so Humpert. Es beruhigt ihn, aber tröstet ihn nicht, dass sich der Verein keine Vorwürfe machen muss. Er deutet aber jetzt schon an, dass künftig bei größeren Turnieren immer auch DRK-Sanitäter vor Ort sein sollen.