Arnsberg. In einem Oeventroper Garten tummeln sich 50.000 Bienen. Und die Hauseigentümer? Mittendrin. Das ist die Geschichte zweier Hobby-Imkerinnen.

Familie Witsch aus Oeventrop: Vater, Mutter, drei Kinder und der Dackel Paul - auf den ersten Blick eine ganz normale Familie. Wären da nicht die 50.000 anderen Haustiere, die dort auch noch wohnen. Es summt und surrt im Oeventroper Garten an der Schüttenwiese. „Die Bienen sind bei diesem schönen Wetter den ganzen Tag über beschäftigt“, sagt Nina Witsch, die begeisterte Imkerin ist. „Sie sammeln Nektar und Pollen von Blumen, bauen Waben, pflegen den Stock und kümmern sich um die Brut.“

Eine Wabe aus dem Bienenvolk
Eine Wabe aus dem Bienenvolk © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Nina Witsch will ein bisschen Werbung für „das schönste Hobby der Welt“ machen. Viel zu angestaubt sei das Image der Imkerei, das längst keine „Altherren-Beschäftigung“ mehr sei. „In unserem Arnsberger Bienenzuchtverein sind mittlerweile vier oder fünf Frauen aktiv“, sagt sie. Auch Kinder interessieren sich für die schwarz-gelben Tierchen. „Teenager und junge Erwachsene werden über die Homepage im Internet oder über den vereinseigenen Instagram-Kanal angesprochen“, so Nina Witsch, die im Verein die Aufgabe der Kassiererin angenommen hat. Engagiert dabei ist auch ihre achtjährige Tochter Charlotte, die mittlerweile jede Menge über Bienen weiß und Honig über alles liebt. „Schmeckt viel besser als Nutella“, meint sie.

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Wenn Freunde oder Nachbarskinder zum Spielen in den Garten kommen, hätten diese zunächst Angst vor den Bienen. Doch Charlotte schafft es, ihnen die Furcht zu nehmen und erklärt, wie man sich verhält und dass die Tierchen nicht gefährlich sind. „Ich bin schon oft gestochen worden“, sagt das Mädchen, „aber das ist nicht schlimm. Man muss nur vorsichtig den Stachel aus der Haut ziehen, da er einen Widerhaken hat.“

Charlotte (8) und Nina Witsch (47) vom Bienenzuchtverein Arnsberg lieben die Imkerei.
Charlotte (8) und Nina Witsch (47) vom Bienenzuchtverein Arnsberg lieben die Imkerei. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Am Gartentor der Familie hängt ein Schild, auf dem steht: „Das ist kein unordentlicher Garten, sondern eine 5-Sterne-Bienen-Oase.“ - Es könnte nicht treffender formuliert sein, denn überall blüht, gedeiht und wächst hier etwas. „Daher fühlt sich das Bienenvolk hier wohl.“ Ein Bienenstock ist direkt hinter dem Trampolin der Kinder platziert. Hier herrscht ein munteres Treiben. Die fleißigen Bienchen fliegen heraus und kehren wieder zurück. Ein scheinbar wildes Durcheinander.

Am Gartenzaun ein Hinweisschild, das viel verrät.
Am Gartenzaun ein Hinweisschild, das viel verrät. © Anja Jungvogel | Anja Jungvogel

Insgesamt haben die Witsch 25 Völker - jeweils an verschiedenen Standorten untergebracht. „Ja, es ist schon ein zeitraubendes Hobby, aber es erfüllt uns“, so Nina Witsch. Ihr Mann Tim ist ebenfalls „Feuer und Flamme“ für die Imkerei. Gemeinsam sitzen sie im Sommer oftmals bis in die späten Abendstunden im Garten und kommen immer auf das eine Thema: Bienen, Bienen und nochmals Bienen.

„Ich habe mich schon immer dafür interessiert“, erzählt Nina. Durch einen Zufall kam sie dann zur Imkerei: „Ein Imker aus dem Bekanntenkreis hatte einen Schwarm eingefangen und fragte mich, ob ich diesen nicht übernehmen möchte.“ Gesagt, getan. Sie war zu diesem Zeitpunkt mit Charlotte schwanger und hatte etwas Zeit, um Imkerlehrgänge, einen Honig-Workshop und auch eine Wespenfortbildung zu absolvieren. „Da Charlotte quasi von Anfang an dabei war, wurde sie frühzeitig mit dem Imker-Virus infiziert“, sagt die 47-Jährige lachend.

Da Charlotte quasi von Anfang an dabei war, wurde sie frühzeitig mit dem Imker-Virus infiziert.
Nina Witsch - Imkerin

Mama Nina ist übrigens Grundschullehrerin und bringt das Bienenthema mit auf den Stundenplan ihrer Schule. „Die Kinder entwickeln dadurch ein neues Bewusstsein - auch für Insekten und andere Krabbeltiere im Allgemeinen“, meint die sie. Während ihre Schulklasse früher noch laut „Ihhh“ gerufen hat, wenn eine Spinne von der Decke baumelte, herrscht heute eine entspannte Atmosphäre. „Dieses Hobby verspricht lebenslanges Lernen“, sagt Nina. Für „Tussis“ sei das zwar nichts, aber besonders Frauen und junge Leute seien im Bienenzuchtverein Arnsberg willkommen. Nähere Info dazu im Netz unter: www.imkerverein-arnsberg.de.

Ich bin schon oft gestochen worden, aber das ist nicht schlimm. Man muss nur vorsichtig den Stachel aus der Haut ziehen, da er einen Widerhaken hat.
Charlotte Witsch - Nachwuchs-Imkerin