Neheim. Arnsberger Ehepaar eröffnet in Mendener Straße ein Inhalatorium und will darin „Wohlfühlen“ vermitteln. Verschiedene Salze spielen wichtige Rolle
Die Idee kam über die eigenen Kinder. Ein Sohn von Margarita und Ferhat Sarikaya hat Last mit Bronchitis. Die Eltern suchten ein Inhalatorium in Dortmund auf. „Das tat ihm gut“, erzählt die 32-jährige Mutter. Im Austausch mit Freunden entstand der Gedanke, selber ein Inhalatorium zu eröffnen. In der Mendener Hauptstraße ist im „Blue Ocean“ ab Juni salzhaltige Seeluft zu tanken.
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Lindert das Atemwegsbeschwerden? Das Ehepaar spricht von Anwendungen und ausdrücklich nicht von Therapien. Heilversprechen dürfen nämlich nicht gemacht werden. Auch wenn das Inhalieren immer wieder auch von Ärzten angeraten wird und auch von ersten Krankenkassen inzwischen bezahlt wird oder Kosten teilweise erstattet werden, gilt ein Inhalatorium derzeit als Wellness- und nicht als Gesundheitseinrichtung. „Hier ist aber ein Umdenken im Gange“, glaubt Ferhat Sarikaya.
Im Neubau an der Hauptstraße sollen sich Besucher nach einer 45-minütigen Sitzung in der 40 Quadratmeter großen und verwinkelten „Salzgrotte“ wohl und besser fühlen. Eine zu 14 Prozent gesättigte Salzsole ist die Grundlage für eine Art Seeluft, die über zwei Generatoren mit fünf Mikrometern kleinen Salzpartikeln im Inhalationsraum verteilt wird. „Die Besucher sitzen ohne Maske im Raum und atmen die Luft ein“, erklärt Ferhat Sarikaya. Eine medikamentöse Behandlung erfolgt nicht. Die Salzsole stamme von eigens für Inhalationen zertifizierten Lieferanten.
Ferhat Sarikaya (32) hat sich vor dem Entschluss der Geschäftsgründung intensiv mit der Thematik befasst. Er ist hauptberuflich IT-Projektmanager am Klinikum Hochsauerland. Seine Frau ist zahnmedizinische Fachangestellte in Elternzeit. Das Ehepaar lebt in Arnsberg und hat vier Kinder. Das Inhalatorium wird nebenberuflich betrieben. Die Idee wurde mit einer Unternehmensberatung abgestimmt.
Salzziegel und Bergsalz aus Pakistan
Als Mieter der 100 Quadratmeter Geschäftsfläche wird aktuell das Inhalatorium noch eingerichtet. Der Inhalationsraum ist mit rosa-rötlichen Salzziegeln ausgekleidet. Auf dem Boden werden am Ende fünf Tonnen Himalaya-Salz aus Pakistan verstreut sein. „Das Bergsalz wirkt antibakteriell“, erklärt Margarita Sarikaya. Betreten werden darf die Fläche nur mit weißen Socken.
Farbe und ruhige Musik sollen das Wohlfühlen auf bequemen Entspannungsstühlen möglich machen. Maximal 20 Personen gleichzeitig können in den Inhalationsraum. Für Kinder gibt es eine Spieleecke. Kinder müssen immer mit einer ebenfalls zahlenen Aufsichtsperson in den Raum. Möglich sein soll auch, dass Gruppen, Kitas oder zum Beispiel Yoga-Kurse den Inhalationsraum mieten können. Preise für Kinder sollen sich unter 5, Jugendliche unter 10 und für Erwachsene unter 15 Euro bewegen.
Eine reguläre Kassenleistung ist der Besuch eines Inhalatoriums nicht. Die Stiftung Warentest hat sich in der Vergangenheit mehrfach mit Inhalatorien beschäftigt und bestätigt eine „wohlfühlende Wirkung“, macht aber auch klar, dass der medizinischen Nutzen bislang „nicht zweifelsfrei zu belegen“ ist. Werbung mit der Heilkraft von Inhalatorien oder Salzgrotten ist daher nach Gerichtsurteilen unzulässig. Auch dürften, so die Stiftung Warentest, nach einem Urteil des Oberlandesgerichtes Hamm die Betreiber den Besuch nicht „mit einem mehrtägigen Aufenthalt am Meer“ gleichsetzen. Die Verbraucherzentrale NRW wies kürzlich erst darauf hin, das Betreiber „keine Gesundheitsversprechen“ im Rahmen einer „irreführenden Gesundheitswerbung“ machen dürften.
Keine Gesundheitsversprechen zulässig
Genau das aber wissen auch Margarita und Ferhat Sarikaya. Sie versprechen keine Heilung von Beschwerden, wollen aber alles dafür tun, dass sich Besucher nach einer Sitzung in ihrem Inhalatorium gut fühlen. Nicht mehr und nicht weniger.