Arnsberg. 5000 Setzlinge sollen in Arnsberg gepflanzt werden: Wennigloher Ehepaar wirbt massiv für den Kiri-Baum, der fast Wunder vollbringen soll.

Kiri-Baum - noch nie gehört?“, fragt Volker Kraatz aus Wennigloh. Er wohnt mit Ehefrau Alexandra und dem siebenjährigen Sohn in einem naturnahen Gebiet in Wennigloh, umringt von Wald und Grün. In seinem Garten, hinter dem Haus, hat er jede Menge Obstbäume, Sträucher und Blumen gepflanzt. Demnächst sollen hier zudem noch drei bis fünf Kiri-Bäume stehen. „Dieser Baum stammt ursprünglich aus China und wächst unglaublich schnell“, verrät er, „bis zu sechs Meter im Jahr.“

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Familie Kraatz will etwas gegen den Klimawandel tun - auf die leise Art, ganz bescheiden und direkt vor der eigenen Haustür. „Wir beschäftigen uns seit Jahren mit den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit“, erklärt Volker Kraatz. Er und seine Frau Alexandra wollen ihrem Sohn eine intakte Umwelt hinterlassen. „Die jungen Leute und die nachfolgenden Generationen müssen vor den Auswirkungen des Klimawandels geschützt werden“, meint das Ehepaar. Auch die Arterhaltung von Tieren und Pflanzen müsste gesichert werden.

Der Kiri-Baum wächst unglaublich schnell und hat sehr große Blätter.
Der Kiri-Baum wächst unglaublich schnell und hat sehr große Blätter. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Im Internet ist Alexander Kraatz über den Kiri-Baum „gestolpert“. Seine Blüten bieten Bienen und anderen Insekten eine wertvolle Nahrungsquelle. „Dieser Baum wurzelt bis zu fünf Meter tief und schützt den Boden vor Erosionen“, listet er weitere Vorteile auf. Der Kiri könne in jeden Garten gepflanzt werden. Große Freiflächen wären natürlich von Vorteil, da mindestens fünf Meter Abstand zwischen den Bäumen eingehalten werden sollten. Volker Kraatz ist mit einem Landwirt aus Sundern befreundet, der die Möglichkeit hat, 2500 Setzlinge einzupflanzen. „Nicht alle davon werden in Sundern gepflanzt. Der Bauer verfügt auch über landwirtschaftliche Flächen in Polen, Portugal und Bulgarien.“

Auch Rainer Klöpper von der Country Lodge in Arnsberg macht mit. Er hat fünf Pflanzen bei Volker Kraatz geordert und will sie auf seinem privaten Grundstück pflanzen, um zu schauen, ob der Kiri-Baum etwas für das Sauerland sein könnte. „Ich warte erst einmal ab und beobachte das Wachstum die nächsten fünf bis zehn Jahre“, sagt er.

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Insgesamt hat Volker Kraatz beim Online-Händler WeGrow 5000 Setzlinge bestellt, die Ende des Monats geliefert werden sollen. Um Mitstreiter für sein Vorhaben zu finden, die sich für seine Idee ebenso begeistern wie er und seine Frau, hat Kraatz einen Spendenaufruf auf GoFundMe veröffentlicht. Das ist eine weltweit agierende Online-Crowdfundingplattform, auf der man für private Projekte Sponsoren, Spender, Mitstreiter suchen und finden kann.

Als Spendenziel hat Volker Kraatz 110.000 Euro angegeben. „Das werden wir wahrscheinlich nicht erreichen“, meint er. Immerhin seien innerhalb von zwei Wochen 105 Euro eingegangen. „Wenn jeder nur ein bisschen spendet, wäre das sehr schön.“ Von dem Geld soll ein Teil der Rechnung für die Pflanzen beglichen werden. Wenn viel Geld zusammenkäme, könnte man sogar über mögliche Pachtflächen nachdenken. „Meine Projektidee soll nur der Anfang sein und sich möglichst überall in der Region herumsprechen.“

Zwei Jungpflanzen des Kiri-Baumes stehen vor einer Holzscheibe des Altbaumes. Der Kiri (Paulownia) ist der schnellstwachsende Baum der Welt.
Zwei Jungpflanzen des Kiri-Baumes stehen vor einer Holzscheibe des Altbaumes. Der Kiri (Paulownia) ist der schnellstwachsende Baum der Welt. © dpa | Roland Weihrauch

Das Thema Klimawandel sei ja mittlerweile in aller Munde. „Leider kennen nur wenige Leute hierzulande den Kiri-Baum, der zur Lösung der Klimakrise betragen könnte“, sagt Alexandra Kraatz und würde sich freuen, wenn dieser Baum mehr und mehr in das Bewusstsein der Mitmenschen vordringen würde.

„Aufgrund seiner vielfältigen und herausragenden Eigenschaften ist der Kiri-Baum eine perfekte Ergänzung für unsere Natur – unsere Luft wird effektiv gereinigt, unsere heimischen Wälder werden geschützt und müssen weniger für die Holzverarbeitung abgeholzt werden. Die Böden werden entgiftet und sämtliche Bestäuber-Insekten finden eine attraktive Nahrungsquelle“, heißt es im Spendenaufruf.

Der Baum eigne sich gut zur Ernte, beispielsweise für die Holzindustrie. „Das Holz trocknet sehr schnell und hat nach 30 bis 60 Tagen nur noch eine Restfeuchte von zirka 15 Prozent. Somit kann es deutlich schneller weiterverarbeitet werden.“ Zudem sei das Kiri-Holz das zweitleichteste Holz überhaupt. „Das macht Kiri nicht nur als Rohstoff attraktiv, sondern spart auch Transport- und Energiekosten. Es gibt also viele Gründe, sich dafür zu entscheiden.“

Volker Kraatz, der beruflich überhaupt nichts mit Holz und seiner Verarbeitung zu tun hat, „brennt“ regelrecht für den Baum und wirbt: „Das Holz verfügt über beste Dämmeigenschaften, hat eine angenehm glatte Haptik, verdreht sich nicht, splittert beim Verarbeiten nicht, ist also ideal für Kinderspielzeug, Möbel, Musikinstrumente, Boote und, und, und.“

Der Kiri-Baum

Kiri ist japanisch und bedeutet Holz. Man kennt den Kiri-Baum auch unter den Namen Blauglockenbaum oder Paulownia. Zuweilen wird er als Kaiserbaum bezeichnet, da er angeblich der Lieblingsbaum des österreichischen Kaisers Franz Joseph war. Bereits im 19. Jahrhundert nahm der Kiri-Baum Einzug in Europa. Der Würzburger Naturforscher und Arzt, Franz von Siebold, brachte ihn von einer Reise aus Asien mit. Er benannte den Baum nach der niederländischen Kronprinzessin und späteren Königin Anna (Pawlowna), die eine Tochter des russischen Zaren Paul I. war.

Der Kiri-Baum ist eigentlich in Zentral- und Westchina beheimatet. Er wird darüber hinaus in Korea, Japan, Nordamerika und Europa als Zierbaum und zur Holznutzung kultiviert; insbesondere in Regionen mit warmem Klima, wo er auch als invasive Art vorkommt. Mittlerweile wächst und gedeiht er in unseren Regionen ebenfalls gut. Er stellt keine besonderen Ansprüche an den Boden, bevorzugt einen mäßig trockenen Platz. Ein warmer, windgeschützter Standort in sonniger Lage ist von Vorteil. Als junger Baum ist er frostempfindlich und benötigt Winterschutz. Nach dem Rückschnitt der erfrorenen Triebe erfolgt ein starker Neuaustrieb. Später ist er winterhart.