Arnsberg. Teer in den Felsklüften am sanierten Rathaus bereitet der Stadt seit langem Kopfschmerzen. Jetzt ist klar, wie die Altastensanierung laufen darf.
Das Damoklesschwert einer deutlich teureren und aufwendigeren Altlastensanierungs-Variante ist an der Stadt Arnsberg vorbeigerauscht. Der Hochsauerlandkreis als Untere Umwelt- und Wasserschutzbehörde stimmte einem von der Stadt Arnsberg und seinem Entsorgungspartner entwickelten Konzept zum Umgang mit Teerrückständen in Felsklüften in direkter Nachbarschaft zum Hochbau zu. Das Worst-Case-Szenario bleibt der Stadt damit erspart.
Die Stellungnahme der Stadt dazu ist kurz und knapp: „Die Untere Bodenschutzbehörde hat mit Schreiben vom 15. April 2024 der vom Gutachter und der Stadt Arnsberg bevorzugten Lösung Variante 3 zugestimmt“, heißt es. Bei Variante 3, so wird weiter erklärt, bleibt ein Teil des Teers vor Ort und wird mit entsprechenden Materialien abgedichtet. „Zusätzlich sind ein Grundwassermonitoring und eine Grundwasserreinigungsanlage vorgesehen“, so Stadtsprecher Frank Albrecht.
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Konkret heißt das aber nicht, dass die Stadt nun keine großen Kosten mehr zu tragen hat. Gebaut werden muss eine Grundwasserreinigungsanlage mit Kohlefiltern. Eingeplant ist dabei eine Investition von rund 1,1 Millionen Euro. Die laufenden Unterhaltungskosten für diese Anlage werden im Jahr rund 100.000 Euro betragen. „Und es ist nicht absehbar, wie lange wir diese Anlage benötigen“, so Rainer Schäferhoff, Kämmerer und 2. Beigeordneter der Stadt Arnsberg. Dennoch wird „Variante 3“ als die beste Lösung betrachtet, weil der Stadt so erspart bleibt, dass der Fels abgetragen werden muss und die Baustelle und der spätere Bezug des 2025 final sanierten Rathauses davon beeinträchtigt werden. Dann hätte es wohl auch Zeitverzögerungen beim Rathaus-Projekt geben können.
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Der Umweltbehörde waren von der Projektleitung und Reinhard Schmidt von der mit der Altlastensanierung beauftragten Terra Consulting verschiedene Varianten der Teer-Sanierung vorgestellt worden. Genehmigt wurde die favorisierte Variante. „Alles andere als das Zumachen der Baugrube würde unseren Zeitplan komplett zerlegen“, teilte Projektleiter Michael Bartnik schon vor Wochen mit. Und den ohnehin erweiterten Kostenrahmen wohl auch.
Gereinigt wird das Grundwasser aus dem Altlastenbereich am Rathaus schon jetzt. Aktuell passiert das aber über eine temporär und provisorisch aufgestellte Anlage. Eine Schadstoffmessung im Grundwasser im Rathausbereich hatte bei Proben eine Belastung ergeben. „Wir haben aber auch das Ruhrwasser überwacht“, heißt es von der Stadt, „hier ist nichts festgestellt worden.“ Das kontaminierte Wasser wird durch die Aktiv-Kohle-Filter-Anlage gereinigt, um das Ruhrwasser zu schützen. Über eine Drainage gelangt es in das Filtersystem.
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Das Rathaus war in früheren Zeiten ein Gewerbestandort: Als Abprodukte dort waren vor allem Teer (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe), Phenole und Essigsäure gefunden wurden. Die Abfälle sind flüssig bis pastös, hatten in den vergangenen 130 Jahren die Flussschotterablagerungen der Ruhr kontaminiert und sind über einen alten Pumpenschacht südlich des Hochtraktes, der mit der Teer verfüllt worden war, in die Klüfte des kompakten Felsgefüges eingedrungen. Vor allem die Teerprodukte sorgten für erheblichen Gestank. Die Baugrube am Hochtrakt war zwischenzeitlich daher auch als Schwarzbereich markiert worden, der nur mit Atemschutz betreten werden darf.
Gesundheitliche Risiken
Voraussetzung für gesundheitliche Auswirkungen (krebserregend, Schädigung Schleimhäute, Nervensysteme, Organe) sind der direkte Kontakt über die Haut, Aufnahme von gelösten Stoffen und Stäuben durch Einatmen oder Schlucken. Der kontaminierte Bereich wurde inzwischen teilweise saniert und so gesichert, dass die Arbeiten fortgesetzt werden können.
Kosten der Altlastensanierung
Bereits ohne die Teeer-Entsorgung wurden bislang Kosten für die Altlastensanierung in Höhe von 5,2 Millionen Euro angesetzt, die teilweise schon bezahlt worden sind. Im Jahr 2022 hatte es bereits eine Förderung von 1,4 Millionen Euro für die Altlastensanierung aus Mitteln der Städtebauförderung gegeben. Aufgrund der weiteren Funde wurde im Oktober 2023 ein erneuter Förderantrag in Höhe von zwei Millionen Euro gestellt, über den aber noch nicht entschieden worden ist. Rund 2,6 Millionen Euro fielen durch die nötige Baugrubenerweiterung an.