Hochsauerlandkreis. Kreispolizei legt Zahlen der Kriminalstatistik 2023 vor: Warum Betrüger vor allem ältere Bürgerinnen und Bürger im Visier haben.

Mehr Wohnungseinbrüche, mehr Betrügereien zum Schaden älterer Menschen; Anstieg bei Gewaltdelikten und Sexualstraftaten - die „nackten Zahlen“ aus 2023 zur Kriminalität im Hochsauerlandkreis werfen auf den ersten Blick kein gutes Licht auf unsere Heimat. Doch bei genauerem Hinsehen relativiert sich der Eindruck, denn die Kreispolizeibehörde des HSK hält erfolgreich dagegen.

„Investition lohnt sich“, bilanzieren Dr. Karl Schneider und Thomas Vogt: „Es gab 2023 weniger Inlandsstraftaten im HSK als im Vorjahr - bei gleichzeitigem Anstieg der Aufklärungsquote; mehr als jede zweite Straftat wurde aufgeklärt“, werden der Landrat und „sein“ Kripo-Chef konkret. Sie betonen: Der Hochsauerlandkreis sei bereits seit Jahren einer der sichersten Kreise in NRW.

Bei der Vielfalt stehen wir den Großstädten leider in nichts nach - aber unsere Zahlen sind relativ niedrig.
Kriminaloberrat Thomas Vogt - Zur Struktur des Verbrechens im HSK

Beide räumen jedoch ein: Im vergangenen Jahr habe es im Hochsauerland in nahezu jedem Deliktbereich Straftaten gegeben. „Bei der Vielfalt stehen wir den Großstädten leider in nichts nach - aber unsere Zahlen sind relativ niedrig“, so Kriminaloberrat Vogt. Sorge bereitet das Thema Betrug: Vornehmlich betroffen von solchen Delikten sind ältere Mitbürgerinnen und Mitbürger. Die Täter agieren meist überregional und teilweise aus dem Ausland. Sie bringen ältere Menschen um ihr oft mühsam Erspartes. Problematisch dabei sei, dass sich die Betrüger dem Zeitgeschehen anpassen und zunehmend merklich professioneller vorgehen:
„Wir versuchen, die besonders verwundbare Zielgruppe der Senioren durch unsere Präventionsarbeit zu schützen und Betrügern zuvorzukommen“, berichtet Thomas Vogt. Hierbei setze man verstärkt auch auf Kooperationen mit lokalen Partnern wie Banken, Taxiunternehmen und Apotheken.

Kriminalitätsstatistik: Die Zahlen 2023 für den HSK präsentieren (von links) Kriminaloberrat Thomas Vogt (Leiter Direktion Kriminalität), Landrat Dr. Karl Schneider und Kriminaloberkommissarin Lina Peters (Ermittlerin u.a. im Verfahren „Bigfoot“).
Kriminalitätsstatistik: Die Zahlen 2023 für den HSK präsentieren (von links) Kriminaloberrat Thomas Vogt (Leiter Direktion Kriminalität), Landrat Dr. Karl Schneider und Kriminaloberkommissarin Lina Peters (Ermittlerin u.a. im Verfahren „Bigfoot“). © WP | Torsten Koch

„Trostpflaster“: Die Fallzahlen sind bei Betrugsdelikten im Inland um über 25 Prozent gesunken. Alarmierend hingegen der Zuwachs bei Auslandstaten (plus 56,99 Prozent) und Betrug zum Nachteil älterer Menschen (plus 28,66 Prozent).

Blick auf einzelne Deliktbereiche: Was hat sich getan?

Zwei Kernzahlen sollen nicht unerwähnt bleiben: Die Zahl der Straftaten im Hochsauerlandkreis ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig: Ermittelt wurde in 12.789 Fällen (2022 waren es 12.890, macht minus 0,78 Prozent); gleichzeitig steigerte die heimische Polizei ihre Aufklärungsquote von 55,83 Prozent im Jahr 2022 auf 57 Prozent; diese Quote liegt deutlich über dem NRW-weiten Durchschnittswert (im vergangenen Jahr mit 54,17 Prozent angegeben). Entgegen landesweiter Entwicklungen betont die Polizei im HSK im Hinblick auf deutsche / nicht deutsche Tatverdächtige: „Auffälligkeiten sind bei der Zusammensetzung der Nationalitäten nicht erkennbar.“ Wie in den Vorjahren, lag der Anteil der potenziellen Straftäter ohne deutschen Pass 2023 im HSK bei etwa 25 Prozent - landesweit hingegen bei 35 Prozent. Die Aussagen von NRW-Innenminister Herbert Reul zur Ausländerkriminalität träfen vor Ort so nicht zu. Trotzdem merkte Landrat Schneider an, die Migration stelle auch im Hochsauerlandkreis die Ordnungsbehörden vor zunehmende Herausforderungen.

Es wurden mehr Diebstahlsdelikte (plus 394 Fälle), Sexualstraftaten (plus 30 Fälle), Körperverletzungsdelikte (plus fünf Fälle) und Wohnungseinbrüche (plus 52 Fälle) erfasst. Ein Rückgang ist in den Bereichen der Betäubungsmittelkriminalität (minus 208 Fälle), des Betrugs (minus 432 Fälle) und der Sachbeschädigungen (minus 18 Fälle) festzustellen.

Die Anzahl der Ermittlungsverfahren aufgrund von Tötungsdelikten blieb 2023 mit kreisweit zehn im Vergleich zum Vorjahr unverändert (in sechs Fällen davon wurde wegen eines Tötungsversuchs ermittelt).

Sehr erfreulich: Fast ein Drittel der 195  Wohnungseinbrüche im HSK wurde aufgeklärt.
Sehr erfreulich: Fast ein Drittel der 195 Wohnungseinbrüche im HSK wurde aufgeklärt. © dpa | Philipp von Ditfurth

Die Anzahl der Wohnungseinbrüche ist um 36,36 Prozent auf 195 Taten gestiegen. Bei 114 Einbrüchen blieb es beim Versuch. Der Schwerpunkt liegt weiterhin in Arnsberg - wegen der Nähe zu den Ballungsräumen sowie der guten Autobahnanbindung. Sehr erfreulich: Fast ein Drittel der Wohnungseinbrüche wurde aufgeklärt. Noch erfreulicher: Durch das Ermittlungsverfahren „Bigfoot“ konnte eine Tatserie von insgesamt 27 Wohnungseinbrüchen im Bereich Alt-Arnsberg aufgeklärt werden. Die Einbrüche wurden immer zur Nachtzeit, zumeist bei Anwesenheit der Bewohner, begangen. Im Mai 2023 wurde der 21-jährige Einbrecher auf frischer Tat ertappt - und festgenommen. Er hat die wesentlichen Taten eingeräumt. Auch ein Großteil der weiteren Einbrüche wurde ihm nachgewiesen, durch diverse Spuren und Auffinden von Beute in seiner Wohnung.

Ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit in NRW ist weiterhin die Bekämpfung von Sexualstraftaten. Besonderes Augenmerk wird auf Aufklärung und Prävention gelegt. Auch im HSK führte mehr polizeiliche Aktivität zu einem Anstieg der bekannt gewordenen Taten - auf 410.

Mit 516 Fällen hat die Gewaltkriminalität im Fünfjahresvergleich einen Höchstwert erreicht: Es ist ein Anstieg um 17,27 Prozent zu verzeichnen. In sechs Fällen wurde eine Schusswaffe mitgeführt, zweimal mit einer Schusswaffe gedroht. 415 dieser 516 Fälle konnten aufgeklärt werden.
Weniger Kriminalität gab es im Vorjahr auf den Straßen im Hochsauerland: Die Anzahl der Taten ging leicht zurück, von 2396 auf 2318.

Weniger Betäubungsmittelkriminalität: Es ist ein Rückgang von 1292 auf 1084 Straftaten zu verzeichnen (mehr zum Thema Betäubungsmittel / Cannabis folgt).