Neheim. Betina Bente und Stephanie Hoh empfehlen eindeutig: Wolle für den Säugling. Und Spielzeug aus Holz. Warum das so ist, verraten sie uns.

Drei Kurzarmbodys, Dreieckstücher, fünf bis sechs Strampler, Windeleimer, Babybadewanne? Eltern, die sich auf ihr Erstgeborenes freuen, sind oft geprägt von Unsicherheit: Wie viele Anziehsachen brauche ich? Welches Material ist gut? Nutze ich Einmalwindeln oder wiederverwendbare Stoffwindeln? Was ist das Beste für mein Baby? Logisch. Denn sie möchten, dass es ihrem kleinen Schatz gut geht, dass es gesund aufwächst und sich rundum wohlfühlt.

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Ähnlich geht’s auch Verwandten und Freunden, die etwas zur Geburt schenken möchten - aber eben etwas, das auch wirklich Sinn ergibt und einen Nutzen mit sich bringt. „Bei uns werden daher unwahrscheinlich viele Gutscheine gekauft“, sagt Betina Bente. Sie ist Eigentümerin des nachhaltigen Kids Concept Stores „Mannamello“ in Neheim und kümmert sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Stephanie Hoh um die Wünsche ihrer (zumeist) Kundinnen. Dem Gutschein werde dann noch eine Kleinigkeit hinzugefügt, wie beispielsweise das „Regenbogen Bogenspiel“, ein „Kugelgreifling“ oder auch ein Schmusetier.

Betina Bente ist begeistert von diesem Kugelgreifling aus Holz. Regelmäßig bestellt sie dieses einfache und dennoch effektive Spielzeug nach.
Betina Bente ist begeistert von diesem Kugelgreifling aus Holz. Regelmäßig bestellt sie dieses einfache und dennoch effektive Spielzeug nach. © WP | Thora Meißner

„Kaufrausch aus dem Gefühl des Wohlwollens“

„Aus dem Gefühl von Wohlwollen dem Kind oder der Familie gegenüber resultiert oftmals eine Art Konsumrausch, der ja auch von einem positiven Gefühl getragen wird“, so Betina Bente. „Man meint es gut, man freut sich mit der Familie oder auf das Kind. Und möchte damit Gutes tun.“ Genau an diesem positiven Gefühl versuche sie dann festzuhalten - und es mit ein wenig Achtsamkeit zu verstärken. In der Form, dass nicht das Schenken an sich in den Vordergrund gestellt werde, sondern die Frage nach dem „Bedarf“. „Manchmal ist weniger mehr, oder auch die richtige Qualität macht Quantität in vielfacher Weise oftmals wett.“

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Daher empfehle sie auch immer eine eher „kleine Erstausstattung“, dafür aber in nachweisbarer Qualität. Denn bereits eine kleine Auswahl an guter Bekleidung aus Wolle oder Wolle/Seide schütze das Kind, wärme und reguliere die Temperatur. „Dann benötigt man keine 20 Bodies in kleinster Größe, die nach wenigen Wochen sowieso wieder ausgewechselt werden müssen“, so die zweifache Mutter. Sie spricht aus Erfahrung und als Expertin des „Mannamello“, das im vergangenen August am Neheimer Markt eröffnete. Seither kämen viele Kundinnen und Kunden in ihr Geschäft. „Das liegt daran, dass man manche unserer Produkte ansonsten in der Umgebung nicht bekommt - nur im Internet oder wenn man weiter wegfährt“, erklärt die Kollegin Stephanie Hoh.

Babiys auf Tour: So sparen Eltern sich das ständige Aus- und Anziehen

Gerade in den ersten Wochen seien die Babys viel mehr unterwegs: im Auto oder im Kinderwagen. Eltern fahren mit ihnen zu Vorsorgeterminen, zu Screenings, U-Untersuchungen und vielem mehr. „Mit einer leichten Wollwäsche untendrunter und einer wetterfesten Wollfleecejacke darüber (nur als Beispiel) spart man sich dann viel Mühe, Zeit und Geld“, so Bente, „Denn das ständige An- und Ausziehen fällt weg, da die Wolle regulierend arbeitet.“

Mit einer leichten Wollwäsche untendrunter und einer wetterfesten Wollfleecejacke darüber (nur als Beispiel) spart man sich dann viel Mühe, Zeit und Geld.
Betina Bente - Mannamello Kids Concept Store

In warmen Räumen werde überschüssige Wärme rausgelassen, die Körperwärme aber wiederum gespeichert und am Körper gelassen, wenn es draußen kälter sei. Auch die Reinigung der Wolle sei viel einfacher und nicht so oft notwendig, wie die Wäsche von Baumwolle oder synthetischen Stoffen, die „eigentlich eh nichts am Körper eines Babys verloren haben, da durch die Synthetik ganz schnell eine Überhitzung“ entstehen könne.

Beim Spielzeug empfehlen die Profis Holz statt Plastik

Ein Allrounder unter den nachhaltigen Spielzeugen. Dieses Bogenspiel kann vielseitig bespielt werden - und das auch schon von Krabbelkindern. Stapeln, bauen und sortieren.
Ein Allrounder unter den nachhaltigen Spielzeugen. Dieses Bogenspiel kann vielseitig bespielt werden - und das auch schon von Krabbelkindern. Stapeln, bauen und sortieren. © WP | Thora Meißner

Ein ebenso wichtiges Thema sei Spielzeug. Oft würden die Kinder „von allen Seiten“ her mit den unterschiedlichsten Spielzeugen beschenkt. Laute Spielzeuge, bunt-blinkendes Plastik. „Gerade im Hinblick auf die sensorische Stimulierung kleiner Kinder sind die Spielzeuge sehr kritisch zu betrachten.“ Da sei eine solche kurzzeitige Überreizung kontraproduktiv. „Wir zeigen dann zum Beispiel ganz einfache Spielsachen, vielleicht einen kleinen Ring aus unbehandeltem Holz mit einem kleinen Glöckchen darin, was das Interesse und die Neugier auf richtiges ‚Erfahren‘ beim Kind weckt.“

Besonders spannend, auch kurz nach der Geburt, sei der bunte Kugelgreifling. Und während Betina Bente ihn selbst kaum aus den Händen legen kann, erklärt sie, dass es genau dieser minimalistische Reiz auf das Kind sei, das es dazu animiere, sich ausführlich damit zu beschäftigen. Das Holz sei mit Pflanzenöl bearbeitet worden und absolut schadstofffrei. „Es ist also nicht giftig, wenn die Babys das Spielzeug in den Mund nehmen.“

Plastik ist schädlich für das Baby

Zumal das orale Erfahren ja so stark ausgeprägt sei, dass alles zu Beginn im Mund lande. „Und auch da ist Plastik nicht die beste Wahl. Wir zeigen dann Alternativen aus Naturkautschuk, unlackiertem Holz oder anderen natürlichen Materialien. Gut für das Kind und gut für die Umwelt.“

Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken - all diese Sinne werden durch dieses Häßchen aus 100 Prozent Naturkautschuk stimuliert, erklärt Stephanie Hoh.
Sehen, Hören, Riechen, Tasten und Schmecken - all diese Sinne werden durch dieses Häßchen aus 100 Prozent Naturkautschuk stimuliert, erklärt Stephanie Hoh. © WP | Thora Meißner

Das allerwichtigste - und das beweist auch die nicht repräsentative Social-Media-Umfrage dieser Redaktion - ist jedoch, dass das Kind genug Schmuseeinheiten bekommt und sich pudelwohl fühlt. Da nimmt man auch einen „Fehlkauf“ mit Humor. „Der Kinderwagen war bei uns total überflüssig“, kommentiert Denise Klein, „wir haben hauptsächlich die Trage genutzt.“

Mareike von „Babysprache Sauerland“ gibt zu, dass sie beim ersten Kind unbedingt Stoffwindeln verwenden wollte. „Nach ein paar Versuchen bin ich dann aber doch bei Plastikwindeln gelandet.“