Arnsberg/Kathmandu. Zwei Lose für 10 Mark: Edith Malzer aus Arnsberg zog den Hauptpreis - eine Reise, die sie nach Nepal führte.

Zum elften Mal packt Edith Malzer ihre Koffer, um nach Nepal zu reisen. Die 68-Jährige Bruchhausenerin ist Vorstandsmitglied des Vereins Nepra. „Dieser Verein unterstützt Projekte für Menschen in Nepal, die an Lepra erkrankt sind“, erklärt sie. „Alles im Leben ist Schicksal, oder nennen wir es Fügung“, sagt Edith Malzer. So sei sie auch an das Ehrenamt in diesem Verein gekommen.

Und so fing alles an

Vor 28 Jahren besuchte sie gemeinsam mit ihrer Familie eine Benefizveranstaltung der Kirche. Dort nahm sie an einer Tombola teil. „Ein Los für 5 Mark“, erinnert sie sich. „Ich habe gleich zwei Lose gekauft und dachte noch, wenn ich nichts gewinne, ist es wenigstens für einen guten Zweck.“ Doch sie hatte Glück und zog sogar den Hauptpreis: eine Reise für zwei Personen nach Nepal. „Das war das erste und einzige Mal in meinem Leben, dass ich etwas gewonnen habe“, sagt sie lachend.

Mit ihrer Schwester und einer Freundin wagte sie das Abenteuer und flog ein paar Monate später nach Südasien. „Wahrscheinlich wäre ich sonst niemals nach Nepal gekommen. Das hätten wir uns damals auch nicht leisten können.“ Die Eindrücke dieser Reise ließen und lassen die 68-Jährige bis heute nicht los. „Mich fasziniert nicht nur Schönheit des Landes und die Kultur“, erklärt sie. Vor allem die Menschen, die von Armut und Krankheit benachteiligt sind, hat die Arnsbergerin in ihr Herz geschlossen. Daher auch ihr Engagement im Verein Nepra. „Menschen, die an Lepra erkrankt sind, werden von ihren Familien verstoßen und einfach fallengelassen.“

Hilfe für die Schwächsten auf dieser Welt

Dagegen müsse man etwas tun oder zumindest Hilfestellung leisten. Viele Male ist sie daher in den vergangenen Jahren in Richtung Himalaya gereist, um sich vom aktuellen Geschehen und den Erfolgen der Nepra-Hilfsprojekte ein Bild zu machen. So auch jetzt wieder. Sie besucht auf ihrer 24-tägigen Tour, gemeinsam mit ihrem Mann Jochen, die Häuser des Vereins, in denen Lepra-Erkrankte leben und zudem in Werkstätten arbeiten können. „Außerdem gibt noch ein Seniorenheim, das mir besonders ans Herz gewachsen ist“, sagt die Arnsbergerin.

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Doch erst einmal ankommen, ausruhen und das Gepäck auspacken. „Kathmandu ist eine aufregende und lebendige Stadt.“ Edith und Jochen Malzer blicken sich im bunten Gewimmel um. Ab jetzt läuft die Verständigung nur noch auf Englisch. So auch das erste Meeting mit den Vorsitzenden von „New Sadle“ - das ist die Organisation, mit der Nepra zusammenarbeitet. Es geht in den Gesprächen um die Zukunft der Menschen vor Ort, um deren Wünsche, Strategien und Meinungen dazu.

Edith und Jochen Malzer sind am Tribhuaven International Airport in Kathmandu angekommen.
Edith und Jochen Malzer sind am Tribhuaven International Airport in Kathmandu angekommen. © privat | WP

In den Werkstätten, die vom Verein Nepra gefördert werden, arbeiten Lepra-Erkrankte, Behinderte und gesunde Menschen unter einem Dach zusammen. „Das ist eine Besonderheit, da Behinderte hier nicht in die Gesellschaft integriert sind.“ Auch in diesem Punkt liegt ein Teil der Vereinsarbeit. „Die Akzeptanz für die Schwachen zu stärken.“

Nepra-Vorstandsmitglied Edith Malzer besucht Lepra-Erkrankte im Seniorenheim. So auch die 80-jährige Rudra Maya. Rudra Maya hat keine Hände und Füße mehr. Außerdem ist sie blind. Die 80-Jährige lebt im Seniorenheim „Sewa Kendra.
Nepra-Vorstandsmitglied Edith Malzer besucht Lepra-Erkrankte im Seniorenheim. So auch die 80-jährige Rudra Maya. Rudra Maya hat keine Hände und Füße mehr. Außerdem ist sie blind. Die 80-Jährige lebt im Seniorenheim „Sewa Kendra. © privat | WP

Im Seniorenheim „Sewa Kendra“ treffen Jochen und Edith Malzer die 80-jährige Rudra Maya. Man kennt sich bereits von vorherigen Besuchen. Rudra Mayas Leben war nie vom großen Glück geprägt. Sie hat aufgrund ihrer Lepra-Erkrankung beide Hände und Füße verloren. Außerdem ist Rudra blind. Dennoch scheint sie nicht verbittert zu sein und kommt mit ihren Behinderungen zurecht. „Sie ist sogar äußert mobil und robbt überall hin, wohin sie auch möchte“, erklärt Edith.

Die Wunden der Lepra-Erkrankten müssen versorgt werden.
Die Wunden der Lepra-Erkrankten müssen versorgt werden. © WP | Privat

Rudras Vater, der ebenfalls an Lepra erkrankt war, verstarb, als sie noch sehr klein war. lm Alter von neun Jahren verlor Rudra zudem ihre Mutter. Drei Jahre später brach auch bei ihr die Lepra aus. Die Dorfbewohner verstießen das Waisenkind. Zwei Jahre lang irrte das Mädchen von Ort zu Ort und kehrte schließlich in die Heimat zurück, wo es von entfernten Verwandten in einer Höhle versteckt wurde. Dort soll Rudra Maya 50 Jahre lang gelebt haben, bis sie schließlich ins Seniorenheim Sewa Kendra gebracht worden sei. „Hier fühlt sie sich zu Hause und erhält medizinische Versorgung“, so Edith. „Die Menschen mit Leprabehinderung brauchen das“, erklärt die Arnsbergerin. „Genauer gesagt, die Wunden müssen gesäubert und verbunden werden. Ärzte, Pfleger, Medikamente - all das kostet viel Geld. Unser Verein ist auf Spenden angewiesen.“

Ehrenamt, Mitgliedschaft und Spenden

Der gemeinnützige Verein Nepra, mit Sitz in Kronberg, freut sich über ehrenamtliche Unterstützung. Jede helfende Hand ist willkommen - sei es mit besonderem Know How, einer neuen Idee, fleißigen Fingern beim Bearbeiten von Mailings oder auch der Repräsentation des Vereins nach außen.​ Nähere Infos bei Edith Malzer, Tel. 0157/34362940, E-Mail: Edith.Malzer@nepra.de.

Spenden für „Nepra e.V. gehen auf das Konto der GLS Bank, IBAN: DE21 4306 0967 6034 8826 00, BIC: GENODEM1GLS