Hüsten. Michael Gesenhues rückt in die Geschäftsführung des Klinikums Hochsauerland auf. Was den Nachfolger von Werner Kemper nun erwartet.
Im Hintergrund arbeitet Michael Gesenhues schon seit vielen Jahren an der Entwicklung des Klinikums Hochsauerland mit. Als neuer Sprecher der Geschäftsführung ist er nun aber seit wenigen Wochen „das Gesicht“ des sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelnden Hauses. „Das ist schon eine Umstellung“, gibt der 46-Jährige zu, „ich habe jetzt viel mehr Präsenz in der Öffentlichkeit und tauche in andere Rollen ein.“
Seit 2013 im Klinikum
Anders, aber nicht neu. Denn Michael Gesenhues kennt das Klinikum, und das Klinikum kennt ihn. Nach seinem Studium zum Diplom-Kaufmann Krankenhausmanagement in Münster und einer Tätigkeit in den Märkischen Kliniken in Lüdenscheid kam er 2013 zum damals frisch gebildeten Klinikum Arnsberg. „Und das war hochspannend“, erzählt Gesenhues. Als Leiter des Controlling begleitete er zahlreiche Prozesse, baute das Berichtswesen und Abteilungen auf, übernahm die Geschäftsführung der Medizinischen Versorgungszentren Hochsauerland und Bad Fredeburg. „In dieser Zeit haben wir mehrere Konzepte überdacht und eine wahnsinnige Dynamik erlebt“, so Gesenhues.
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Diese gipfelte in der Fertigstellung des neuen Notfall- und Intensivmedizinzentrums in Hüsten, das im Juli 2023 feierlich eingeweiht worden war. Ein Projekt, das eng mit dem Namen seines Vorgängers Werner Kemper verknüpft war und das den Klinikum- und Gesundheitsstandort Arnsberg zukunftsfähig machen soll. Und ein Projekt, das auch wirtschaftlich zu einer großen Herausforderungen werden sollte. Der Neubau im Zeitplan, aber in global herausfordernden Krisenzeiten, war ohnehin schon auf 62,5 Millionen Euro angesetzt worden. Hinzu kamen 30 Millionen Euro für die Einrichtung und Ausstattung. Gut 28,2 Millionen Euro Förderungen kamen vom Land NRW.
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Zweistelliger Millionen-Kredit von den Alexianern
Als Leiter des Finanzcontrollings hatte auch hier Gesenhues die Zahlen im Blick. Im Verlauf des Jahres 2023 war klar geworden, dass der Kostenrahmen doch nicht einzuhalten war. Das Klinikum Hochsauerland, so räumt Michael Gesenhues ein, musste vom Mutter-Konzern des Alexianerverbundes ein Kontokorrent-Darlehen „im unteren zweistelligen Millionen-Bereich“ in Anspruch nehmen. Heute ist klar, dass die kompletten Kosten für das neue Notfall- und Intensivmedizinzentrum und die Abteilungsumzüge in einem dreistelligen Millionen-Euro-Bereich liegen werden. Der Geschäftsführer betont, dass schon Ende vergangenen Jahres alle in diesem Zusammenhang ausstehenden Rechnungen abgearbeitet worden seien. Zu Beginn habe auch eine Softwareumstellung hier für Verzögerungen gesorgt.
Der neue Geschäftsführung kann nun nach vorne schauen. „Ich freue mich, dass mir das Vertrauen geschenkt wurde“, sagt der mit seiner Familie (zwei Kinder im Alter von 12 und 15 Jahren) in Menden lebende Gesenhues. Er spricht von einer „tollen Aufgabe“, hinter der aber auch große Herausforderungen stehen. Die Veränderungen in der Krankenhauslandschaft, die im Juli 2023 gesetzlich verabschiedete Krankenhausreform und der große Digitalisierungsdruck sind zu nennen. „Wir sind bei der Digitalisierung schon relativ weit“, sagt Gesenhues. Hindernisse aber lauerten noch bei den Schnittstellen, bei der Ausstattung und auch den aufwendigen Rechte-Rollen-Konzepten für die weitestgehende papierlose Dokumentation der medizinischen Arbeitsschritte.
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Eine „geerbte“ Herausforderung ist die Anwerbung von Pflegefachkräften. 150 bis 200 pro Jahr müsste das Klinikum Hochsauerland in nächster Zeit gewinnen. Rund die Hälfte davon seien derzeit durch die eigene Ausbildung zu erreichen. „Der Rest muss aus dem Ausland kommen“, weiß Michael Gesenhues. Der vom Vorgänger Kemper angestoßene Plan, das Marienhospital Arnsberg in ein Schulungs-, Simulations- und Integrationskrankenhaus umzuwandeln, werde daher konsequent weiter verfolgt. Es könne begonnen werden, ein bis zwei Stationen für Wohnzwecke in den Betrieb zu nehmen. Das aber ist nur ein Anfang: Für die komplette Umsetzung des vorliegenden Konzepts bedürfe es nun Fördermittel und auch eine enge Absprache mit den Alexianern. „Wir wollen hier den Konzern mit ins Boot holen“, sagt Gesenhues, „es ist ja auch wichtig, dass wir eine hohe Auslastung erreichen können.“ Dafür seien große Netzwerke und Kooperationen nötig.
Das Klinikum Hochsauerland ist ohnehin kein Alleingänger, sondern ein Unternehmen der Alexianer und der St. Johannes- und Maria-Stiftung. Die drei Standorte in Arnsberg und Meschede verfügen zusammen über 927 Betten. Pro Jahr werden nach eigenen Angaben rund 40 000 Patientinnen und Patienten stationär sowie über 100.000 Fälle ambulant behandelt. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 3300 Mitarbeitende. Beeindruckende Zahlen: Langweilig wird einem Geschäftsführer da sicher nicht.