Arnsberg. Die zweifache Mutter Cornelia Abdullah setzt keine Altersgrenze für Handys. So begündet sie ihre Meinung.
„Es darf mal mit mir Tiktok schauen und nutzt soziale Medien zur Kommunikation mit der Familie“, sagt Cornelia Abdullah, zweifache Mutter, „ich filtere und bin permanent anwesend.“ Die 39-Jährige mache die Handynutzung ihrer Kinder nicht vom Alter abhängig, sondern vom Kind.
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Aktuell besitzen ihre beiden Kinder noch kein eigenes Handy. „Das Kleine wird bald fünf Jahre alt und das große Kind ist in der 3. Klasse“, sagt sie. „Für viele Eltern ist der Übergang in die weiterführende Schule ein Zeitpunkt für das erste Handy.“ Sie selbst entscheide jedoch individuell, wann ihre Kinder ein Smartphone bekämen. „Wir bereiten sie jetzt schon darauf vor. Sie lernen zu Hause unter Aufsicht den Umgang.“
Google sei zum Forschen gut - und werde auch bereits dafür genutzt. Auf diese Art und Weise könnten die Eltern die postiven Aspekte des Internets zeigen, aber auch die negativen - beispielsweise falsche Aussagen (Fake-News) und mögliche Gefahren. „Irgendwann klären wir noch über Cybergrooming auf. Für mich mit einer der wichigsten Punkte, bevor Kids allein ein Handy bekommen.“
Gute Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule
Allerdings gebe es auch jetzt schon eine Möglichkeit für die Kinder, ihre Eltern zu kontaktieren. „Wenn mein Kind mal alleine nach Hause kommt und für etwa eine Stunde alleine bleiben muss, weil wir noch arbeiten, liegt ein einfaches Handy bereit, damit wir für unser Kind erreichbar sind.“ Gewisse Seiten seien auf dem Handy gesperrt - das eine oder andere digitale Spiel dürfe es aber auch spielen.
„Sich die Kanäle einmal zeigen lassen, zusammen Tiktok schauen und einordnen - nur so kann es gehen“, denkt auch Verena Verspohl, ehemalige Co-Schulleiterin des Laurantianum Gymnasiums und nun Schulleiterin der Fröndenberger Gesamtschule. „Ob ein Jahr früher oder später, ist wahrscheinlich nicht entscheidend. Irgendwann werden Kinder ein Handy bekommen und das ist auch gut so.“
Es sei Teil unserer Gesellschaft - entscheidend sei jedoch die Begleitung durch Eltern, das ständige vertrauensvolle Austauschen mit den Kids. Sowohl über die Quantität als auch über die Qualität. „Leben wir ihnen vor, dass es Zeiten ohne Handy geben muss, Zeiten für Gespräche, Zeiten fürs Offlinesein, dann funktioniert das. Es ist wie beim Fahrradhelm - wenn Eltern ihren Kindern einen aufsetzen, aber selbst ohne Helm fahren, werden Kinder unterbewusst wahrnehmen: Wenn ich groß bin, geht es auch ohne.“
Verena Verspohl sehe die Tatsache, dass Kinder, wenn sie etwas sehen wollen, dieses auch sehen würden - und Eltern wie auch Schulen nur bedingt die Kontrolle darüber hätten. „Die Zusammenarbeit zwischen Schule und Eltern ist genauso wichtig“, so die Pädagogin. Informationsangebote für Eltern gebe es daher an vielen Schulen in Arnsberg - und diese würden auch genutzt.
Tipps für Eltern im Umgang ihrer Kinder mit dem Smartphone
Allgemein laute die pädagogische Empfehlung für die Handyanschaffung: nicht vor dem neunten Geburtstag. So sieht es die Initiative „Schau hin!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit ARD, ZDF und der Aok-Krankenversicherung.
Demnach lauten die Tipps:
- Kindgerechte Tarife: Zum Einstieg eignet sich eine Prepaid-Karte mit Guthabenkonto oder einem Laufzeitvertrag mit monatlicher Kostenbegrenzung.
- Kosten mit dem Kind besprechen: Anschaffung des Gerätes, regelmäßige Nutzung.
- Auf Kostenfallen achten: Auch bei Prepaid-Karten sollte auf die Kosten für Gespräche und Kurznachrichten geachtet werden (SMS und MMS), Klingelton-Abos etc.
- Kind vor nicht altersgerechten Inhalten schützen: Aktivierung der Jugendschutzeinstellungen.
- Persönliche Daten schützen: Tastensperre mit Pin. Unter anderem mit dem Kind über Dinge sprechen, die auf dem Handy gespeichert werden.
- Begrenzung der Nutzungszeit: Sieben- bis Achtjährige sollten das Handy der Eltern nicht länger als 30 Minuten nutzen; neun- bis zehnjährige Kinder nicht länger als 45 Minuten.
- Benimm-Regeln für das Handy: Kein Handy in der Schule; handyfreie Zonen auf Familienfeiern, beim Essen und Co.
- Kindgerechte Apps wählen: Beispielsweise Lern- und Spiele-Apps für Schulkinder. Zudem: Gemeinsam Apps entdecken und besprechen.