Langscheid. Marion Rocholl ist sauer. Denn erst kürzlich wurden sieben Meerschweinchen einfach so ausgesetzt. Wer sie ist und was sie sagt.

„Mir wurden seit Freitagabend ausgesetzte Meerschweinchen gebracht“, schreibt Marion Rocholl Ende Januar auf ihrer Facebookseite. Die Tiere seien in einem schlechten Zustand gewesen - von Parasiten befallen. Vier potente Böcke und drei Weibchen, wovon eines tragend sei.

Mehr aus Sundern

Seitdem leben die Tiere bei ihr - in ihrer Meerlierettung Sorpesee Notstation für Meerschweinchen. „Der Finder fand sie am alten Herrenweg. Nach einer echt guten Erstversorgung brachte er sie dann hier hin. Ich habe natürlich Anzeige erstattet und auch dem Veterinäramt Bescheid gegeben“, sagt sie gegenüber dieser Redaktion. „Aussetzen sollte niemals eine Option sein - und ist auch eine Straftat.“

Wenn es quiekt, pfeift, gurrt oder gluckst

Aktuell leben etwa 45 Meerschweinchen in der Notstation - nur wenige Meter vom Sorpesee entfernt, in einer ruhigen Langscheider Wohngegend. Und mittendrin Marion Rocholl, ihr Ehemann Marcel und ihre drei Kinder. „Ich habe schon immer ein Faible für Tiere gehabt“, sagt sie, „habe während meiner Schulzeit bereits Referate über diese Tiere gehalten.“ Und wird natürlich auch selbst stolze „Meerie-Mama“.

Nach ihrem Umzug von Menden nach Langscheid (2019) dann die Idee: „Wir machen eine Notstation auf.“ Privat, zunächst. Denn seit 2022 führen sie und ihr Mann einen nicht eingetragenen Verein. „Von der Handhabe her war das einfacher“, sagt Marion Rocholl, „und die Arbeit bleibt eh bei meinem Mann und mir hängen.“ 400 Kilogramm Altstreu im Monat, 70 Kilogramm Frischfutter je Woche - allein diese Zahlen zeigen, wie anstrengend - auch körperlich - die Verpflegung dieser 45 Tiere ist.

Marion Rocholl und ihr Mann kümmern sich um Meerschweinchen, die ihr Zuhause verlieren. Auf Zeit. 
Marion Rocholl und ihr Mann kümmern sich um Meerschweinchen, die ihr Zuhause verlieren. Auf Zeit.  © WP | Thora Meißner

Es quiekt, pfeifft, gurrt und gluckst in dem gefliesten Hobbyraum. So kommunizieren die sehr sozialen Tiere untereinander. „Auch Meerschweinchen haben Gefühle, Bedürfnisse“, so die Tierliebhaberin, „und auch Meerschweinchen haben es verdient, im Tierschutz beachtet zu werden.“ Damals seien es die zahlreichen unseriösen Ebay-Anzeigen von sogenannten Hobby-Züchtern gewesen, die ihr den Nerv geraubt hätten. „Da werden Tiere gehandelt - ohne auch nur daran zu denken, wie sie letztlich versorgt werden.“

Aufklärungsarbeit in Kitas und Schulen zur Meerschweinchenhaltung

Marion Rocholl schult sich in der Physiologie, in der Tiermedizin und auch - bedingt durch ihre Ausbildung zur Floristin - in der Pflanzenkunde. Sie setzt sich intensiv mit der artgerechten Haltung von Meerschweinchen auseinander - und gibt ihr Wissen gerne weiter. „Wir beraten Interessenten ganz ausführlich, wenn es darum geht, sich Meerschweinchen anzuschaffen“, sagt sie, „und wir klären auch gerne in Kitas und Schulen auf.“ Erst kürzlich habe sie im Kindergarten ihrer kleinsten Tochter über die Haltung von Meerschweinchen gesprochen.

Man würde mir die Luft zum Atmen nehmen, müsste ich die Notstation jetzt aufgeben.
Marion Rocholl - Meerlierettung Sorpesee

„Mittlerweile nenne ich sogar die Negativaspekte zuerst - zum Beispiel, wie anstrengend es ist, die Tiergehege immer sauber zu halten oder auch wie teuer Tierarztbesuche werden können.“ Denn das alles sei kein Kinderspiel. Sie selbst gab allein für Tierarztkosten im Jahr 2023 rund 4200 Euro aus. Natürlich gerechnet auf die zahlreichen Tiere, die sie aktuell versorgt.

Den Meeries scheint es gut zu gehen - das Frischfutter und die liebevolle Umsorgung von Marion Rocholl machen es möglich. 
Den Meeries scheint es gut zu gehen - das Frischfutter und die liebevolle Umsorgung von Marion Rocholl machen es möglich.  © WP | Thora Meißner

„Ich verdiene mit der Notstation kein Geld“, so die 37-Jährige, „ganz im Gegenteil, ich zahle drauf.“ Rund 500 Euro für die Entsorgung des genutzten Einstreus. Frischfutterkosten, Einstreukosten und - so bitter das klingt - auch die Einäscherungskosten verstorbener Meerschweinchen beliefen sich auf rund 9800 Euro. „Außerdem haben wir neue Gehege gebaut - das sind solche, wie sie auch in Tierheimen vorzufinden sind.“

Ehrenamtliche Unterstützung und Mitgliedschaften

Was die ausgesetzten Meerschweinchen betrifft, so hofft Marion Rocholl, dass sie schon bald vermittlungsfähig werden. In der Regel verlangt sie dann eine Schutzgebühr von 70 Euro. „Es sind Jungtiere, die einfach so ausgesetzt wurden. Und die vier Böcke sind jetzt auch alle kastriert.“ Rund 440 Euro hat sie dafür bezahlt - denn eine Kastration koste um die 110 Euro.

Um diese und die vielen weiteren Kosten stemmen zu können, ist der Verein, wie jeder andere, auf Spenden und Mitgliedschaften angewiesen. „Wir haben keine Mitgliedsbeiträge festgelegt“, so Marion Rocholl, „jeder kann das bezahlen, was er kann - oder was es ihm wert ist.“ Sie wolle hier keine Vorgaben machen.

Aber auch eine ehrenamtliche Unterstützung würde ihr bereits helfen. „Vielleicht jemand, der ein Mal die Woche vorbeikommt und beim Reinigen der Gehege hilft“, sagt sie, „oder auch ein paar Fahrten übernehmen kann (beispielsweise zum Tierarzt, Futter kaufen etc.).“ Insgesamt liebt sie - trotz Stress und einer Menge Arbeit - genau das, was sie tut. Ist mit Herzblut, Disziplin und Struktur dabei: „Man würde mir die Luft zum Atmen nehmen, müsste ich die Notstation jetzt aufgeben.“