Hüsten. Eine unglaubliche Spendenbereitschaft zieht durch die WP-Region. Nach dem „Kassensturz“: Alleinerziehende Mutter bedankt sich.

Sieben Tage vor Weihnachten. In Hüsten ereignet sich ein schwerer Brand, der in einem groß angelegten Rettungseinsatz in den Griff bekommen werden muss. Erst als es den Einsatzkräften gelingt, das einsturzgefährdete Haus zu betreten, wird das Ausmaß sichtbar. Eine über 70-jährige Seniorin, die in einer der beiden Wohnungen lebt, stirbt - und eine dreiköpfige Familie (zwei Kinder) wird obdachlos. Jegliches Hab und Gut verbrennt. Ein Schicksal, das niemandem widerfahren sollte.

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Christine Sanders muss sich vielen Fragen widmen. Nicht nur, dass sie sich selbst Vorwürfe zu machen scheint, die ältere Frau nicht vor ihrem schrecklichen Schicksal bewahrt haben zu können - sie und ihre zwei Kinder brauchen nun auch eine neue Bleibe, neue Möbel, neue Kleidung und, und und. Persönliche Erinnerungen können dabei nicht ersetzt werden.

Herausragende Hilfsbereitschaft in Arnsberg und Umgebung

Und das alles eine Woche vor dem Fest der Liebe. Weihnachten. Das berührte in Arnsberg und Umgebung so viele Menschen, dass auf die Crowdfunding-Aktion der WP Arnsberg/Sundern und die Spendenkonten der Caritas Arnsberg/Sundern sowie auch beim Arbeitgeber (Klinikum Hochsauerland) des Sohnes der verstorbenen Frau und der Familie Sanders eine große Welle der Hilfsbereitschaft eintraf.

Allein über die Crowdfunding-Spendenkampagne sind Spenden in Höhe von 14.899 Euro eingegangen. 335 Einzelspenden erfolgten - die meisten in den ersten 48 Stunden nach dem Aufruf.

35.000 Euro Gesamtspenden für die dreiköpfige Familie

Auf den Spendenkonten der Caritas Arnsberg/Sundern sei ein stolzer Betrag von mehr als 20.000 Euro eingegangen, so Dominik Pieper, kaufmännischer Vorstand des Verbandes.

Eine Gesamtsumme, die der kleinen Familie nun den Start in „ein neues Leben“ erleichtern soll - insbesondere, was die Renovierung einer neuen Wohnung betrifft, oder auch die Anschaffung von Möbeln sowie von weiterem Hab und Gut, das den Flammen zum Opfer gefallen ist.

„Es war furchtbar, plötzlich vor dem Nichts zu stehen; vor allem der Verlust von Dingen, die nicht mehr zu ersetzen sind, wie zum Beispiel Fotoalben, ist schmerzlich“, sagt Christine Sanders. Die schrecklichen Bilder vom Feuer seien immer noch in den Köpfen, und vor allem seien die Familie sehr traurig, dass ihre Nachbarin bei dem Brand ums Leben gekommen ist. „Wenn es irgendwo nach Feuer riecht, kommen sofort wieder Ängste auf.“

„Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken“

Auf der anderen Seite seien sie überwältigt und tief berührt von der großen Hilfsbereitschaft und Anteilnahme. „So viele Menschen haben uns geholfen: die Feuerwehr und Ersthelfer, meine Nachbarn, Arbeitskollegen im Klinikum, Familie und Freunde, Mitarbeiterinnen vom SkF und andere engagierte Bürger.“ Christine Sanders Kindern habe die spontane Unterstützung von ihren Mitschülern und Lehrern sehr gut getan.

„Wir möchten uns bei allen Menschen bedanken, die so großzügig gespendet, uns eine Übergangswohnung zur Verfügung gestellt oder uns auf andere Weise geholfen haben. Das alles wird uns helfen, den Neustart ins Leben zu schaffen.“ Ab März könne sie mit ihren Kindern voraussichtlich in eine neue Wohnung einziehen.

Brandursache bislang noch ungeklärt

Das Haus, das zu einer „Baureihe“ der damals in Hüsten ansässigen Hüttenwerke Siegerland gehörte, wurde etwa in den 1950er Jahren gebaut. Die Häuser bestünden aus einer Holzkonstruktion, sagt ein direkter Nachbar, und das Dach aus Wellblech.

Noch am Tag des Brandes schaltete sich auch die Staatsanwaltschaft Arnsberg ein. „Die Staatsanwaltschaft ermittelt immer dann, wenn ein Fremdverschulden nicht zu 100 Prozent auszuschließen ist“, erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Poggel die Zuständigkeit der Staatsanwaltschaft Arnsberg vor den Feiertagen. Das gelte auch für Brände - wie in diesem Fall mit Todesfolge. „Auch wenn derzeit keine Hinweise auf ein Fremdverschulden vorliegen, laufen die Ermittlungen. Das ist immer so. Automatisch.“

Bisher liegen der Staatsanwaltschaft laut Oberstaatsanwalt Thomas Poggel noch keine Ergebnisse der polizeilichen Untersuchung vor.