Hüsten. Nach Verlust des gesamtes Hab und Guts: Vom Nachbarn initiierte Spendenunterstützung stößt auf große Hilfsbereitschaft bei WP-Lesern.
Die alleinerziehende Christine Sanders verlor bei dem verheerenden Brand am Montagmorgen ihr gesamtes Hab und Gut. Gemeinsam mit ihren zwei Kindern ist sie vorrübergehend in eine Ferienwohnung eingezogen. Bei dem tragischen Schicksal verlor auch eine 70-jährige Seniorin ihr Leben. Ihre Familie trauert, ebenso wie Nachbarn, Freunde und auch Familie Sanders.
Das Schicksal dieser kleinen Familie liegt vielen Menschen in Arnsberg und Umgebung am Herzen. Nachdem die Crowdfunding-Kampagne „WP hilft“ an den Start ging, spendeten 263 Menschen innerhalb eines Tages 10.555 Euro (Stand: 20. Dezember, 17.30 Uhr). „Wir sind unendlich dankbar für diese riesige Hilfe! Sachspenden benötigen wir nun nicht mehr“, sagt Christine Sanders, „Wir sehnen uns nun in erster Linie nach etwas Ruhe und Frieden.“ Um das Erlebte zu verarbeiten und trotz des Schicksalschlags ein wenig zu Ruhe zu kommen, übernimmt David Mayer, Sozialpädagoge, die Koordination der zahlreichen Hilfestellungen.
Reichlich Angebote, beginnend bei Möbelspenden über Kleiderspenden bis hin zu Wohnungsangeboten, sind bereits bei ihm eingegangen. Auch mit dem Klinikum Hochsauerland stehe er in engem Kontakt, da auch das Unternehmen über den Förderverein eine Spendenaktion unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern verteilte.
„Es ist schön zu sehen, wie viele Menschen aktiv etwas tun möchten“, sagt David Mayer, „allerings ist nicht jede Sachspende hilfreich.“ Daher sei es gut, sich zunächst auf die Crowdfunding-Kampagne „WP hilft“ und das Spendenkonto des Fördervereins des Klinikums zu konzentrieren.
Koordination der immensen Unterstützung notwendig
Die Familie braucht Ruhe - und die Spendenaktion etwas Entschleunigung. „Die Familie steht nach wie vor unter Schock“, sagt er, „daher trete ich als Ansprechpartner auf, um die Hilfe etwas zu koordinieren.“ Allein könne die Mutter dieses Aufkommen aktuell nicht stemmen. Außerdem sei eine gewisse organisierte Vorgehensweise wichtig, um auch nichts vorschnell zu aquirieren. „Zunächst einmal muss eine neue Wohnung für die Familie gefunden werden. Es liegen bereits erste Mietwohnungsangebote vor und auch eine Besichtigung hat bereits stattgefunden“, sagt David Mayer.
Erst wenn diese vorliege, und eine ggf. notwendige Renovierung durchgeführt worden sei, könne sich die Familie auf die komplett neu anzuschaffende Einrichtung konzentrieren.
Besonders schön fand er jedoch die Unterstützung zweier Damen. „Eine von ihnen besorgte Gutscheine von Müller, das fand ich super.“ Denn so könne sich die Familie, gerade jetzt vor Weihnachten, noch etwas Schönes holen. Eine andere Frau, eine Friseurin, macht der Familie eine Freude, indem sie ihnen eine neue, frische Wunschfrisur schenkt. „Ich finde das total toll. Die Drei können sich dann einfach mal ablenken lassen.“
Insgesamt will er jedoch dafür sorgen, dass die Familie das Erlebte nun erst einmal verdauen kann - gerade weil es so kurze Zeit vor Weihnachten sei. Interessenten, die Christine Sanders unterstützen möchten, könnten sich per Mail an David Mayer wenden: david.mayer93@gmail.com.
Was bisher geschah: Mutter steht plötzlich vor dichter Rauchwand
Rückblick: Bei dem Brand in den frühen Morgenstunden des Montags verstarb eine 70-jährige Frau - und eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern wurde obdachlos.
Christine Sanders steht unter Schock. Einen Tag nach dem verheerenden Brand steht sie vor dem Haus ihrer Nachbarn. „Wollen wir uns nicht setzen?“, fragt Nachbarin Monhoff. Ihr Mann Franz-Josef Monhoff meldete sich bei dieser Redaktion, um der kleinen dreiköpfigen Familie zu helfen. „Es geht nicht“, sagt die junge Mutter, „ich halte das nicht aus.“ Der geschlossene Raum in einem fast baugleichen Haus, in einer Wohnung wie der ihren, gibt ihr ein beklemmendes Gefühl.
Um Haaresbreite hätte auch ihren zwei Kindern und ihr etwas zustoßen können - bei dem Brand, der ihnen letztlich alles nahm. Doch sie konnte sich schnell in Sicherheit bringen und die Feuerwehr rufen. „Die Feuerwehr war sehr schnell da“, sagt sie, „und hat echt alles getan.“ Dennoch: Ihr Hab und Gut ist komplett zerstört. „Ich hörte ein Knistern“, sagt die 35-Jährige, „und dachte zunächst, es könnte sich um eine Maus handeln.“
Doch als sie mit einer Taschenlampe durch ihre vier Wände schaute, zog Qualm unter einem Türspalt hindurch. „Ich habe dann die Zwischentür zum Kellerdurchgang geöffnet und stand plötzlich vor einer dichten Rauchwand.“ Die Tür, hinter der im Normalfall ihr zwölfjähriger Sohn geschlafen hätte. „Er schlief jedoch in meinem Zimmer“, sagt sie, „zum Glück.“ Auch ihre 15-jährige Tochter und eine ihrer Freundinnen waren dort.
Alleinlebende 70-Jährige kann nicht gerettet werden
Da Christine Sanders von der alleinlebenden 70-jährigen Frau nebenan weiß, versuchte sie noch, in deren Wohnung zu gelangen. „Ich wollte sie retten“, sagt sie, „aber ich kam nicht rein.“ Sie schluckt. Ihre Worte stocken. Das Feuer hatte sich schon zu weit ausgebreitet. „Selbst ihr Hund schlug nicht an, als ich wie wild vor die Tür hämmerte.“ Sie schreit ihre Kinder aus dem Bett und schickt sie raus. „Im Schlafanzug standen sie dann draußen.“ Barfuß.
Schnell eilte das Ehepaar Monhoff herbei, das die Kinder zu sich ins Nachbarhaus nahm. „Sie hatten ja nichts an den Füßen“, sagt die Nachbarin. „Und es war ja auch so kalt.“ Um die 0 Grad Celsius, um genau zu sein.
Das Haus, das zu einer „Baureihe“ der damals in Hüsten ansässigen Hüttenwerke Siegerland gehörte, wurde etwa in den 1950-er Jahren gebaut. „Die Häuser bestehen aus einer Holzkonstruktion“, sagt Franz-Josef Monhoff, „und das Dach aus Wellblech.“ Das Ehepaar hatte im ersten Moment auch Angst um ihr eigenes Haus, das direkt nebenan liegt. Zudem umgeben von Waldflächen. Im zweiten Moment jedoch wurde ihnen das Ausmaß des Feuers klar. „Ich glaube, das sitzt noch länger in den Knochen“, sagt Monhoff, „erst jetzt wird es einem bewusst.“
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Wäscheständer und Blümchen
Christine Sanders und ihre zwei Kinder leben nun übergangsweise in einer Ferienwohnung. „Sie gehört den Angehörigen der verstorbenen Dame“, sagt sie, „aber wir haben nichts mehr.“ Ihre Stimme zittert. Zwar sei die Hausratversicherung informiert, diese wolle aber zunächst einmal einen eigenen Sachverständigen schicken. „Die Versicherung möchte schauen, was wir noch gebrauchen können.“
Mehr als zehn Jahre lebte die kleine Familie in der etwa 87 Quadratmeter großen Wohnung. „Wir haben vor Kurzem erst noch renoviert“, sagt Christine Sanders unter Tränen, „unser Nachbar Herr Monhoff hat uns geholfen.“ Auch Möbel seien erst neu angeschafft worden. Ein Schicksal, das sie niemandem eine Woche vor Weihnachten, dem Fest der Liebe, gönnt.
Augenscheinlich retten konnte sie nichts. Denn schon ein Blick durch den rußbesetzten Fensterrahmen lässt erahnen, wie ausgebrannt das gesamte Haus ist. Persönliche Erinnerungen? Wertsachen? Alles weg. Die Türen stehen sperrangelweit auf. Fenster sind nur noch am hinteren Gebäude zu sehen. Auf der Fensterbank ein paar rußbedeckte Blumen. Und ein demolierter Wäscheständer. Ansonsten nichts erkennbar.
Ehepaar Monhoff freut sich über Spendenaktion „WP hilft!“
Das Ehepaar Monhoff hilft, wo es kann. „Wir passen hier oben aufeinander auf“, so Josef Monhoff. Und so wünscht sich das Paar, dass sich viele Menschen ein Herz fassen und Christine Sanders sowie ihren Kindern mit einer kleinen Geldspende helfen. Die WP-Redaktion hat eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen.
So helfen Sie Familie Sanders
„WP hilft!“ hat für die alleinerziehende Mutter und ihre beiden Kinder eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen.
Wer helfen möchte, kann dies direkt übers Smartphone/Tablet unter dem Link: https://gofund.me/85320798
Außerdem gibt es zwei Spendenkonten bei der Caritas. Der Verwendungszweck lautet jeweils: „WP hilft Brand Huesten“:
Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V. Sparkasse Arnsberg-Sundern. IBAN: DE50 4665 0005 0001 0000 66. Caritasverband Arnsberg-Sundern e.V. Volksbank Sauerland eG. IBAN: DE67 4606 2817 0113 7084 00
Arbeitgeber mobilisiert Mitarbeitende
Auch Christine Sanders‘ Arbeitgeber, das Klinikum Hochsauerland, mobilisiert seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Familie mit Geldspenden über den Förderverein zu unterstützen. „In dieser schweren Stunde sind wir mit unseren Gedanken bei den betroffenen Mitarbeitern und deren Angehörigen“, heißt es dazu im Rundschreiben. Denn auch der Sohn der verstorbenen 70-jährigen Frau arbeitet im Klinikum Hochsauerland.