Sundern. Sigrid Tschöpe-Scheffler, ehrenamtliche Entwicklungshelferin aus Sundern, spricht über ein ereignisreiches Jahr in Ostafrika.

Ferienprogramme für Kinder gibt es nicht nur in Sundern und Arnsberg, sondern auch in Afrika: Am Weihnachts-Ferienprogramm in Majaoni nehmen gerade mehr als 100 „Knirpse“ teil - und freuen sich über etwas, das bei uns selbstverständlich ist: „Es gibt ein warmes Essen am Tag“, berichtet Sigrid Tschöpe-Scheffler.

Seit die ehrenamtliche Entwicklungshelferin aus Sundern im Jahr 2017 ihre Hilfe in Kenia - am afrikanischen Ufer des Indischen Ozeans - startete, hat sich im Dörfchen eine Menge getan. Und es geht weiter: „Das Programm soll unbedingt in den Ferien im Jahr 2024 weitergeführt werden, damit die Kinder in Majaoni eine Struktur mit schönen gemeinsamen Erlebnissen haben - und wenigstens einmal am Tag etwas zu essen bekommen, was viele Eltern nicht gewährleisten können“, sagt Sigrid Tschöpe-Scheffler voraus schauend. Vor allem aber schaut sie zurück, denn im zur Neige gehenden Jahr hat das Projekt weiter Fahrt aufgenommen, wie ein Blick in den Advents-Newsletter zeigt: Was ist 2023 alles passiert?

Einige der „Knirpse“ des Kindergartens, den es inzwischen im Dorf gibt.
Einige der „Knirpse“ des Kindergartens, den es inzwischen im Dorf gibt. © WP | Privat

Hilfe für Moses

Der Aufreger schlechthin war eine Nacht im Juni, als der örtliche Geistliche in der Kirche einen Säugling entdeckte, der - in Tücher gewickelt - unter dem Altar lag. „Die Gemeindemitglieder wussten, wer die Eltern waren: eine behinderte Mutter, die sofort nach der Geburt verschwunden war, und ein drogenabhängiger Vater“, erinnert sich Tschöpe-Scheffler, „dorthin konnte das Kind auf keinen Fall zurück.“ Was also tun? Zwei Frauen aus dem Dorf kümmerten sich zunächst um den „Findling“, aber weil er schlecht Luft bekam, musste er ins Krankenhaus, brauchte Spezialkost und Medizin. „Von Moses - so hieß das Kind anfangs, später bekam es noch zusätzlich den Namen Helmut, nach meinem Mann benannt - habe ich verschiedenen Menschen erzählt“, so die Sundernerin. Eine Schulklasse in Braunschweig (!) organisierte daraufhin spontan einen Basar - das eingenommene Geld ergab genau die Summe, die benötigt wurde, damit Moses Helmut erst einmal ein Jahr lang bei der Pflegemutter versorgt werden kann.

Ein eigenständiges Leben aufbauen

Apropos Versorgung: Weil die meisten Frauen in dem Dorf finanziell von ihren Männern abhängig sind, ist es wichtig, dass sie sich ein eigenständiges Leben aufbauen können. In „Seminaren am Meer“ gab Sigrid während ihres Besuches im Frühjahr 20 Frauen Hilfestellung - unter dem Motto „Maisha mazuri“ (Gutes Leben).

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Hoch motiviert begannen die Teilnehmerinnen, kleine Geschäftsideen zu entwickeln. Ein Erfolgsmodell: „Als ich kürzlich erneut vor Ort war, zeigte mir eine Frau ihren Obstverkaufsstand im Dorf; zwei andere hatten zusammen einen Ceralien-Shop gegründet“, freut sich die Entwicklungshelferin. Näharbeiten liefen ebenfalls gut, so dass kleine Taschen genäht und verkauft werden konnten. Eine weitere „Gründerin“ bot an der Straße ihre Künste als Friseurin an. All das bringt nicht nur etwas Geld ein - es macht auch stolz!

Mädchenwohngruppe

Im September wurde eine Wohnung für sechs Mädchen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren eingerichtet. Dank großzügiger Spenden konnte diese Unterkunft mit Matratzen, Kochgeschirr und Haushaltsgegenständen ausgestattet werden. Trauriger Anlass: Zuhause war ein Leben aus Gründen wie Missbrauch, Gewalt und großer Armut nicht länger möglich. Diese Mädchenwohngruppe wird von einer Lehrerin betreut, eine Mutter wäscht und putzt. „Ein besonderes Erlebnis war der Besuch in einem Supermarkt, den sie sich gewünscht hatten“, berichtet Tschöpe-Scheffler von ihrem Besuch im November. Unterwäsche, Pflegemittel, neue Schuhe, Jogginghosen, Besen, Waschschüsseln und ein Regal für die Wohngruppe kamen nach der Shopping-Tour per Tuktuk in die kleine Behausung - für alle ein besonderer Tag. Die Gruppe nennt sich übrigens „Champions“ und hat das an ihrer Tür verewigt. Die Mädels danken allen Sponsorinnen und Sponsoren.

Unterstützung bedürftiger Familien

Geldgeber werden natürlich weiterhin dringend benötigt. Nach wie vor erhalten die Kinder regelmäßig Mahlzeiten: Frauen aus dem Dorf kochen großzügig, die Lebensmittel werden von Spendengeldern gekauft. Die Armut im Dorf ist immer noch erdrückend: Weil Sturm und Starkregen die diesjährige Ernte vernichteten, wurde der Hunger wieder größer. Zahlreiche Bewohner kämpfen mit Krankheiten wie Cholera oder Atemwegsinfektionen - und leiden an Unterernährung.

„Für mich ist es erstaunlich, wie fröhlich die Menschen sind. Es wird gesungen, getanzt - und viel gebetet“, schildert die Sundernerin Eindrücke ihres jüngsten Abstechers nach Majaoni. Sie habe gelernt, dass Gemeinschaft und Glaube entscheidend dazu beitragen, nicht die Hoffnung zu verlieren, eines Tages ein Leben ohne Armut leben zu können.

So können Sie helfen

Wie es im Dorf Majaoni aussieht, zeigt ein 60-minütiger Film, der gerade fertig geworden ist und für 29 Euro verkauft wird. Der Erlös geht direkt in das Projekt nach Kenia und kommt der weiteren sozialen Arbeit dort zugute.

Der Trailer kann hier angeschaut werden, die Bestelladresse für den Film lautet: av1shop.de/produkt/njia-za-maisha-wege-des-lebens/

Wer mehr erfahren möchte, kann das in dem Film sehen und finanziert durch den Kauf des Films weitere Maßnahmen im Dorf.

Wie Sie helfen können, lesen Sie in der Infobox.