Hochsauerlandkreis. Künstlerin Toulu Hassani gewann den August-Macke-Preis und präsentiert ihre Werkschau nun im Sauerland-Museum Arnsberg.
Der August-Macke-Preis des ist mit 20.000 Euro eine der höchstdotierten Kunst-Auszeichnungen in Deutschland und wird alle drei Jahre verliehen. Diesmal erhielt ihn Toulu Hassani. Die Künstlerin präsentiert nun vom 1. Dezember 2023 bis zum 14. Januar 2024 ihre Werkschau im Sauerland-Museum in Arnsberg.
„And So on to Infinity“ - lautet das Motto der Ausstellung der 39-jährigen Künstlerin und heißt übersetzt „Und so weiter in die Unendlichkeit“. Das Thema Unendlichkeit beschäftigt Toulu Hassani seit vielen Jahren und spiegelt ihre Kunst wider. Ursprünglich entstammt der Satz „And So on to Infinity“ einer kosmologischen Abhandlung aus dem Jahr 1617 des englischen Mediziners und Philosophen Robert Fludd.
Hassani hat sich für diesen Titel entschieden, da es ein wesentliches Anliegen ihrer Arbeit ist, zu verstehen, wie der Mensch dem großen Ganzen der Welt begegnet, wie er sich gegenüber der Komplexität der Dinge zu verorten versucht, wie sein Denken ordnende Linien durch eine Wirklichkeit zieht, die sich schließlich doch der Sinngebung und Ordnung verweigert. „Auf den ersten Blick scheinen ihre Rasterbilder eine zielstrebige Struktur zu verfolgen, doch plötzlich entwickelt sich eine Eigendynamik. Die Formen flimmern vor den Augen, sie bewegen sich“, versucht Museumschef Dr. Oliver Schmidt die Malereien der Künstlerin zu erklären.
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Toulu Hassanis Bilder zu beschreiben, ist eine Herausforderung. Vielfach nimmt man zunächst ein Flirren und Flimmern wahr, dass einem fast schwindelig werden könnte. „Es sind auch die Farben und Formen, die den Betrachter faszinieren“, meint die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Ulrike Schowe. Wenn sich die Farbe auf der einen Leinwand entlang diagonal auf- oder absteigender Linien unmerklich verdichtet oder im Ton wandelt, so bilden sich auf der anderen irreguläre Cluster oder schachbrettartige Muster, ihrerseits erfüllt von einem rhythmischen Pulsieren. In wieder anderen Werken prägen sich dominierende geometrische Binnenformen aus, die unweigerlich räumliche Wirkungen entfalten: Dreiecke, Parallelogramme oder gleichsam ineinander verschachtelte Rahmen.
Die Künstlerin erhielt in der Vergangenheit bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen, dennoch war sie völlig überrascht, als die Nachricht sie erreichte, dass sie diejenige sei, die den alle drei Jahre vom Hochsauerlandkreis vergebenen Preis erhalten sollte. „Ich habe mich sehr gefreut“, sagt sie und hatte fast ein Jahr Zeit, um sich auf die bevorstehende Ausstellung vorzubereiten - übrigens die erste Werkschau einer Macke-Preisträgerin, die im Neubau des Sauerland-Museums präsentiert wird. „Dazu hat sich Toulu Hassani den größten Raum ausgesucht“, verrät Dr. Schmidt. In einem weiteren Raum, eine Etage höher, wurde das Atelier der Künstlerin nachgestellt. „Ein Blick hinter die Kulissen“, sagt der Museumsleiter. Dort erfahren die Besucherinnen und Besucher, wie Toulu Hassani bei der Konzeption, Komposition und Erstellung ihrer Werke vorgeht und woher sie ihre Ideen, ihre Inspiration und kreativen Prozesse gewinnt.
Beim Eintreten in den Ausstellungsraum „Westfalen“ erwarten die Kunstinteressierten nicht nur 18 Exponate der Preisträgerin, sondern zudem eine 85 Quadratmeter große Airbrush-Wandmalerei, die eine überdimensionale und unendliche Wirkung erzielt. „Dieses Gemälde ist vergänglich und wird nur während der Laufzeit der Ausstellung im Sauerland-Museum zu sehen sein“, so Dr. Schmidt, der somit auf die Einzigartigkeit der Ausstellung hinweist.
Vom 1. Dezember 2023 bis zum 14. Januar 2024 finden jeden Sonntag um 14:30 Uhr öffentliche Führungen statt. Am Dienstag, 9. Januar 2024, führt die Künstlerin selbst um 18 Uhr durch ihre Ausstellung mit anschließendem Gespräch.
Zur Künstlerin
Toulu Hassani, geboren 1984 in der iranischen Stadt Ahwaz. Sie lebt und arbeitet in Hannover und studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig. Hassani schloss dort 2012 ihr Studium ab. Seit April 2023 ist sie Interimsprofessorin für Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste in München.
Sie erhielt, neben dem August-Macke-Preis, zahlreiche Stipendien und Auszeichnungen, wie den Sprengel-Preis und das Marianne-Defet-Malerei-Stipendium. Ihre Werke waren unter anderem im Wilhelm-Hack-Museum Ludwigshafen, im Sprengel Museum in Hannover, in Bremen und in Nürnberg zu sehen. Ihre Arbeiten sind zudem in wichtigen institutionellen Sammlungen und Museen vertreten.